Regidierte Fassung (Anmerkungen in kursiv)
Mit schlappen 16,5 Monaten Verspätung folgt nunmehr der Beitrag zum letzten Tag der Herbstreise 2022. Lisa hatte diesen eigentlich fristgemäß konzeptioniert, stellte aber sodann gekränkt alle Veröffentlichungsarbeiten ein, nachdem ich die Rohfassung im Zuge der obligatorischen Vorab-Vorlage aus überaus berechtigten Gründe wegen diverser Mängel kritisierte. Einer erbetenen Neuerstellung durch mich persönlich entgegen dem nicht disponiblen Beitragsturnus habe ich mich selbstredend verwehrt. Länger andauernde Differenzen zum weiteren Fortgang mündeten schließlich nach vergleichsweiser Einigung in der nunmehr veröffentlichten regidierten Fassung der Ursprungsversion mit erläuternden Kommentaren von meiner Seite aus. Hierbei zu Tage tretende Auslassungen sind dem Erinnerungsvermögen des Kommentators unter Berücksichtigung des zeitlichen Horizonts geschuldet.
Die Übergabe verläuft entspannt und die Mitarbeiterin von Road Bear ist etwas überrascht, als wir ihr von unseren ganzen Problemen mit dem Abwasser, der Dachluke, der Mikrowelle und so weiter berichten. Also entweder hatten wir wirklich etwas Pech mit unserem Mobil oder sie ist eine gute Schauspielerin. Jedenfalls gibt es keine Probleme, lediglich die bereits vorab einkalkulierten Nachzahlungen für die verbrauchten Generatorstunden und die Mehrmeilen müssen wir leisten.
An dieser Stelle wurde verabsäumt, davon zu berichten, dass ich im Zuge der Wohnmobil-Rückgabe unsere vorsorglich angehäuften Klopapier-Restbestände, die sich nach meiner Erinnerung auf etwa 700 Rollen beliefen, feierlich unseren spanischen Nachmietern vermachte, die sich hierfür mit einem verzückten "Ole" und einer kurzen Flamenco-Darbietung bedankten.
Dann lassen wir uns im Schatten nieder und warten auf unseren Transfer zum Flughafen. Am Nebentisch warten mit uns zwei Reisegruppen älterer Deutscher, die nun noch einige Tage in Las Vegas verbringen und sich über ihre Hotels und weitere Vorhaben unterhalten. Uns wird klar, dass wir auf mehrere Tage in dieser lauten Stadt überhaupt keine Lust haben und freuen uns, dass wir hier bald wegkommen. Lange müssen wir auch nicht warten, dann kommt der Fahrer des Shuttles, der auch ganz gut deutsch spricht. Er fragt uns direkt, ob wir aus Leipzig kommen - das hätte er an unserer Aussprache erkannt. Und wir dachten, wir hätten unser Sächsisch im Griff. Unseren vor Ort erworbenen Kindersitz können wir bei Road Bear lassen, wo er künftig hoffentlich nochmal andere Mieter erfreut. Für die Fahrt zum Flughafen wird er sogar nochmal in den Shuttlebus eingebaut, sodass auch Sophia eine sichere Fahrt hat. Lange dauert die Reise bis dorthin nicht, denn wir sind die ersten, die zu ihrem Zielort gefahren werden.
Am Flughafen angekommen, müssen wir uns erstmal um unsere Tickets kümmern. Zwar haben wir vorab online eingecheckt, jedoch gab es dieses Mal zu unserer Enttäuschung keine Tickets per Mail, sondern wir müssen sie vor Ort ausdrucken. Also schnurstracks zu den Selbstbedienungsterminals, wo wir uns an einer langen Schlange anstellen. Nachdem wir unsere Reisepässe eingescannt und unsere Tickets ausgedruckt haben, geht es in die nächste Schlange zur Gepäckaufgabe. Der aufmerksamen Beobachterin unter uns fällt auf, dass die Umstehenden auch schon die Gepäckaufkleber um die Griffe ihrer Koffer kleben. Nur: Wo haben sie die denn her? Uns wird klar, dass wir an den Selbstbedienungsterminals wohl auch diese Dinger hätten ausdrucken können und sollen. Während ich also mit Sophia und drei Koffern weiter in der zweiten Schlange anstehe, geht Christoph zurück zur ersten und besorgt uns die Aufkleber fürs Gepäck. Irgendwann haben wir es aber geschafft, sind die Koffer los, und begeben uns an unser Gate. Wir sitzen pünktlich im Flugzeug, aber dort dauert es noch ewig, sodass wir mit einiger Verspätung starten. Das macht uns natürlich etwas nervös, denn unsere nächste Umsteigezeit in Denver ist mit etwa eineinhalb Stunden für so einen großen Flughafen ohnehin etwas knapp bemessen.
Ankunft in Denver nach einem unspektakulären Flug mit einiger Verspätung und wir können es kaum erwarten, dass sich die Türen endlich öffnen und wir losstürmen können, denn wir wollen den Weiterflug nach Deutschland natürlich auf keinen Fall verpassen. Sophia haben wir vorher bereits darauf eingeschworen, dass wir uns gleich beeilen müssen und es etwas hektisch werden kann. Wie zu erwarten müssen wir natürlich ans andere Ende des Flughafens, aber wir schaffen es und haben sogar noch ein bisschen Zeit bis zum Boarding. Da es auf dem ersten Flug nur einen Snack gab und wir Hunger haben, wollen wir uns noch schnell etwas Essbares kaufen. Leider gibt es keinen Bäcker, wie wir ihn uns vorstellen. Letzten Endes landen wir bei McDonald's, weil es nah an unserem Gate liegt. Die Bestellung dauert eeewig und am Ende vertilgen wir die letzten Nuggets und Pommes erst im Flieger.
Auch hier eine kaum zu entschuldigende Verkürzung der Darstellung. Tatsächlich war die Situation in zeitlicher Hinsicht hochbrisant, da unser Familienname kurz nach Erwerb der für das leibliche Wohl dringend benötigten Verpflegung offiziell ausgerufen wurde. Aus im Detail nicht mehr rekonstruierbaren Gründen musste ich deswegen etwa 20 Minuten vor Abflug zum Lufthansa-Schalter sprinten und neue Tickets für die gesamte Familie besorgen. Der Genuss von Nuggets und Pommes blieb mir daher verwehrt.
Der zweite Flug vergeht für Christoph und Sophia hauptsächlich mit dem Schauen von Filmen, ich höre Musik und mache gedanklich Pläne für die kommenden Wochen. Irgendwann schlafen meine beiden Mitreisenden ein und missbrauchen mich als Kissen. Es wird mit der Zeit seeehr unbequem inklusive eingeschlafener Beine und schmerzender Arme, aber so bekommen wenigstens die beiden noch etwas Schlaf ab.
Die überaus beschönigende Darstellung des Rückflugs schlägt schließlich "dem Fass den Boden aus" und lässt sich auch mit viel gutem Willen bestenfalls als propagandistische Verfremdung an der Grenze zu Fake News einordnen. Tatsächlich konnte ich eben gerade keinen geruhsamen Schlaf genießen, da mein Kopfkissen auf wundersame Weise nicht aufzufinden war, wohingegen es sich meine im Dauerschlaf befindliche Sitznachbarin (nicht Lisa!) eigentümlicherweise auf gleich zwei kuscheligen Kissen bequem machte. Notgedrungen war ich daher gezwungen, alles zu nutzen, was einem Kissen auch nur ansatzweise nahe kommt. Die von mir beim Bordpersonal angeregte Einberufung einer Enquete-Kommission zur Aufklärung der Hintergründe des "Kissenklauer-Vorfalls" unterblieb leider in der Folge, da sich hierfür an Bord keine Mehrheit fand.
Die Zwischenlandung in Frankfurt verläuft ebenfalls fast ohne Probleme - bis auf die Tatsache, dass wir mal wieder für Ewigkeiten in einen Shuttlebus eingepfercht werden. Das Problem hatten wir auf dem Hinflug in München schon und nun stehen wir in Frankfurt am Gate und warten, dass wir zum Flugzeug gefahren werden - fast eine halbe Stunde lang! Es kommt natürlich wie es kommen muss und Sophia verkündet nach einiger Zeit, dass sie auf Toilette muss. Der Fahrer des Busses ist wenig bemüht, uns zu helfen, und verkündet etwa 5 Minuten später, dass es bald los geht. Naja, irgendwann ist es jedenfalls irgendwie geschafft und wir sitzen im Flieger nach Leipzig, wo wir recht pünktlich ankommen. Puh, Rückreise geschafft, denken wir uns erleichtert. Die Ernüchterung folgt kurze Zeit später, als sich das Kofferband zusehends leert, ohne dass unsere Koffer in Sicht sind. Na toll! Ein netter Flughafenmitarbeiter macht uns schon im Vorbeigehen wenig Mut ("Da kommt bestimmt nix mehr!") und bestätigt auf Nachfrage, dass alle Koffer ausgeladen sind. Wir begeben uns zu einem unscheinbaren Minibüro irgendwo zwischen Reisebüro und Buchladen und erklären unser Problem. Noch während sie unsere Daten eintippt, fragt sie uns, ob wir irgendwo eine kurze Umsteigezeit hatten. Jaaah, in Denver... Wenige Minuten später haben wir die Bestätigung: Unsere Koffer haben es nicht nach Deutschland geschafft und sind noch in Denver. So ziehen wir ohne Koffer ab und hoffen, dass diese bald nachgeliefert werden.
Wir lassen uns nach Hause fahren und können es nicht lassen, einen kurzen Abstecher zum Haus zu machen, wo es ausnahmsweise mal eine positive Überraschung gibt: Zum ersten Mal sehen wir unser frisch verputztes Haus ohne Gerüst. Mit meiner Freude darüber wecke ich sogar Sophia, die unterwegs im Auto eingeschlafen ist.
Fazit nach unserer ersten USA-Reise zu dritt: Es war wundervoll und mit Sicherheit nicht unsere letzte Reise dahin! Gut erholt und vollgepackt mit schönen Erinnerungen sind wir nach Hause zurückgekehrt und können es kaum erwarten, das große Projekt Umzug zu starten.