Anschließend wird noch ausgiebig die hässliche Holzpferdeattrappe vor dem Restaurant beritten ("Vorwärts Amadeus!")...
...und etwas UNO gespielt, wobei sich die anwendbaren Regeln auf wundersame Weise laut Sophia je nach Spielverlauf in einer für sie vorteilhaften Weise ändern. Schließlich erscheint kurz vor 8:00 Uhr unser Taxifahrer, dem ich sofort seinen formschönen Rauschebart neide, mit welchem sich meine kläglichen Fusseln im Gesicht leider in keiner Form messen können. Während der Fahrt brilliere ich dafür mit bemerkenswert souveränem Smalltalk, was auch meinen in Folge ehrfürchtigen Mitreisenden nicht verborgen bleibt.
Bei Fraserway angekommen werden wir trotz unseres verfrühten Erscheinens sofort von einer deutsch sprechenden Dame in Empfang genommen und zügig abgefertigt. Die Inaugenscheinnahme des Wohnmobils verläuft ebenfalls sehr erfreulich, weil dieses überaus praktisch aufgeteilt und vor allem nigelnagelneu ist. Einzig ein defektes Fliegengitter zeigt sich kurz nach der Abfahrt, was aber nach schneller Kehrtwende innerhalb kürzester Frist von einem freundlichen Mitarbeiter behoben wird. Schwierig war es nur, Lisa zu überzeugen, überhaupt umzudrehen, weil sie nicht als typisch "pingelige Deutsche", sondern lieber als "coole Socke" mit kaputtem Fliegengitter und zahllosen Mückenstichen in Erinnerung bleiben wollte. Insgesamt jedenfalls kann ich Fraserway bisher nur empfehlen: Neue Fahrzeuge, schnelle Abfertigung und guter Service - volle drei Biberzähne!
Nach dem obligatorischen Großeinkauf bei Walmart - diesmal nebst neuer Hose für Sophia, weil wir ihr aus unerklärlichen Gründen nur wenig wetterfeste Exemplare eingepackt haben - geht es dann auch schon Richtung Waterton Lakes National Park. Auf halber Strecke machen wir Stop bei Tim Hortons, der klassischen Fast-Food-Kette hier in Kanada. Lisa und Sophia finden es wohl ganz gut, meine Gedärme sagen aber ganz klar, dass die dort Verwendung findenden Zutaten gut siebenundzwanzig Jahre zu lang vor sich hingemodert haben. Vom Personal ganz zu schweigen...
Trotzdem erreichen wir irgendwie unser Ziel, wo wir überraschend erfahren, dass der Parkeintritt heute umsonst ist. Ein Grund dafür ist nicht ersichtlich, aber warum auch nicht? Im Park reicht die Zeit heute nur noch für einen kurzen Abstecher am Driftwood Beach, wo sich Sophia an den bunten Steinen im Wasser und wir uns an der schönen Umgebung erfreuen.
Dann düsen wir weiter zum Campingplatz, an welchem wir sogleich von unzähligen Nagetieren umschwirrt werden, die lautstark ihren Unmut über unser Erscheinen kundtun ("Fiep! Fiep!") und von Sophia als "Ziesel" identifiziert werden. Ob das wirklich stimmt, mag dahingestellt bleiben; passend finde ich es allemal.
Schließlich geht es am Abend nochmal kurz an den namensgebenden (Upper) Waterton Lake bevor wir in unsere Betten sinken. Ein erfolgreiches Einschlafen stellt sich indes als Herausforderung dar, wird Camping hier doch überraschenderweise mit äußerst lautstarken musikalischen Darbietungen zelebriert. Deswegen also wurden wir bereits am Eingangshäuschen ausdrücklich auf die Möglichkeit hingewiesen, Lärmbelästigungen zu melden!