Geplant sind heute kleinere Wanderungen, die man aufgrund der leichten Wegführung ohne nennenswerte Höhenänderungen wohl eher als Spaziergänge bezeichnen kann. Los geht's an den Wapta Falls, wobei die ca. einen Kilometer lange Zufahrt zum Parkplatz in Folge ihrer immensen Anzahl und Tiefe an Schlaglöchern gut geeignet ist, den Inhalt sämtlicher Schränke einmal gehörig durcheinander zu wirbeln. Wir gehen heute mal ganz mutig ohne vollbepackte Rucksäcke, nur mit einer kleinen Flasche Wasser bewaffnet los und fühlen uns so richtig frei. Daher nimmt Sophia also immer die Kraft, wie ein junges Reh die anstrengendsten Steilhänge hochzuhüpfen. Na gut, ganz so fit wie die Jüngste im Bunde sind wir vielleicht doch nicht, aber immerhin können wir heute beim alltäglichen Pferderollenspiel mal tatsächlich am Wettrennen teilnehmen. Ganz so energielos sind wir nach den letzten Tagen also doch nicht.
Die Wasserfälle sind ganz hübsch anzusehen...
... und der etwa fünf Kilometer lange Spaziergang tut wirklich gut. Wobei er noch etwas entspannter hätte sein können, wenn wir nicht auf dem Rückweg aufgrund eines unerwartet dringenden Toilettenbesuchs im Stechschritt hätten laufen müssen. Egal, im strahlenden Sonnenschein rumpeln wir auf der Schotterpiste zurück zum Highway und fahren zum Abzweig zum Emerald Lake. Hier hatte die digitale Anzeige für uns etwas überraschend schon vor knapp zwei Stunden verlauten lassen, dass der Parkplatz voll sei. Unser Mut sinkt, als bereits einen guten Kilometer vor dem eigentlichen Parkplatz der Straßenrand zugeparkt ist und sich Menschenmassen auf der Straße in Richtung See bewegen. Na, so wird das wohl nichts mit einer Stellfläche für unser Wohnmobil und wenn hier so viel los ist, haben wir doch auch eigentlich gar keine Lust... Am offiziellen Parkplatz angekommen kurbele ich das Fenster runter, um mir von dem freundlichen Einweiser das Offensichtliche bestätigen zu lassen und umzukehren - so dachte ich. Stattdessen erklärt er uns, wo genau wir parken dürfen, während die auf der Straße aufgebaute Barrikade nur für uns zur Seite geräumt wird. Wir sind ganz perplex, nehmen diesen Wink des Schicksals aber dann doch dankbar an und begeben uns zum See. Gut sieht er ja aus, aber die Menschenmassen sind wirklich schwer zu ertragen. Wir laufen ein Stück der Seeumrundung bis zu einer Stelle, wo etwas weniger los ist, und Sophia planscht ein bisschen im erfrischenden Wasser.
Dann haben wir auch schon genug und machen uns zurück auf den Weg nach Lake Louise, um in dem leckeren Lokal von gestern zu speisen. Wir sind alle richtig hungrig und voller Vorfreude auf ein leckeres Mahl. Am Eingang zum Städtchen verheißt die digitale Anzeige dann allerdings nichts Gutes: Stromausfall! Na das hat uns ja in unserem Bingo der Dinge, die man im Urlaub nicht braucht, noch gefehlt. Wir versuchen es trotzdem beim Restaurant, aber es ist geschlossen, ebenso wie die daneben befindliche Tankstelle. Okay, Plan B: Wir fahren zum Campingplatz und kochen. Fünfzehn Minuten vor der offiziellen Check-in-Zeit werden wir bereits eingelassen (mit dem Hinweis, dass es auch hier gerade keinen Strom gibt) und bereiten uns mithilfe des Gaskochers Nudeln zu. Danach ein verdientes Päuschen im Camper, aber es ist tatsächlich so warm heute, dass es im Wohnmobil schnell zu heiß wird, weswegen wir zu einer Nachmittagswanderung am Bow Lake aufbrechen. Es geht also nochmal ein Stück des Icefields Parkway im Sonnenschein entlang, um zu sehen, wie dieser in der letzten Woche hätte aussehen können, als wir nur Tag für Tag den Ort mit dem wenigsten Regen gesucht haben...
Am Bow Lake ist uns das Parkplatzglück erneut hold und wir können direkt zum Spaziergang am See starten. Auch hier viele Menschen, aber je weiter man läuft, desto einsamer und schöner wird es. Ein herrlicher Nachmittagsspaziergang.
Trotz erneut über 20.000 Schritten sind unsere gestern noch müden Glieder nun hoffentlich erholt genug für ein paar letzte Abenteuer. Auch der Strom in Lake Louise ist zurück, was ich mal als gutes Zeichen sehe. Nun müssen wir nur noch gut schlafen, was bei nächtlichem Güterverkehr auf den Bahnschienen knapp 100 Meter hinter dem Campingplatz sowie einer Nachbarin mit fiesem Bösewichtslachen nebst einem Trio kläffender Vierbeiner gar nicht so einfach ist wie es sich anhört.
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