Donnerstag, 24. Juli 2025

Tag 11 - Das ist Kanada!

Kurz vor 8 Uhr schlage ich die Augen auf und kann kaum glauben, dass ich wirklich so lange schlafen durfte. Keine Ahnung, wie lange Christoph schon wach ist, aber aktuell vertreibt er sich die Zeit mit einem Handyspiel und sieht ganz zufrieden aus. Einige Zeit später erwacht auch Sophia und wir frühstücken in aller Ruhe.

Dass wir uns heute so viel Zeit lassen, liegt nicht etwa daran, dass wir von der Regenwanderung gestern so geschafft sind. Aber ja, so gesehen kommt uns der entspannte Start in den Tag schon sehr gelegen. Der eigentliche Grund ist aber, dass heute ein langer Fahrtag ansteht, der keine morgendliche Eile erfordert. Es geht zurück nach Kanada und unterwegs werden gleich noch ein paar wichtige Dinge erledigt.

Stopp Nummer eins: Wäsche waschen. Vier Wochen kommen wir mit unserer Ausstattung an Klamotten leider nicht hin, sodass schon vor Reiseantritt klar war, dass wir zwischendurch irgendwo werden waschen müssen. Heute bietet sich das an und Christoph hat entlang unserer Strecke eine Münzwäscherei ausfindig gemacht, bei der wir sogar mit Karte zahlen können, sodass die lästige Geldtauscherei in Quarters entfällt. Wäre auch schön doof, wenn wir auf direktem Wege in Richtung Kanada noch US-Dollar abheben müssten, nachdem wir nun eine Woche hier bargeldlos ausgekommen sind... Jetzt werden jedenfalls kurzerhand die dreckigen Kleidungsstücke auf zwei Waschmaschinen verteilt, diese angeworfen und dann heißt es erstmal, sich die Zeit zu vertreiben. Wir nutzen direkt das zur Verfügung stehende WiFi, während Sophia unzählige Runden von einer Maschine zur anderen läuft und uns berichtet, wie viele Minuten es jeweils noch dauert.


Nach einer halben Stunde ist es Zeit für den Trockner, was sich leider unerwartet schwierig gestaltet. Zwar haben alle Waschmaschinen und Trockner einen Münzeinwurf, einen Kartenleser haben hingegen nur ausgewählte Geräte. Blöderweise sind alle Trockner, die für uns in Frage kommen, gerade besetzt. Einer wäre zwar frei, aber da geht der Kartenleser nicht. Wir vertrödeln also fast eine weitere halbe Stunde damit, darauf zu warten, dass irgendwann eine Maschine fertig wird. Gleichwohl müssen wir letzten Endes doch fremde Sachen aus einem der Trockner herausnehmen, die seit Ewigkeiten getrocknet sind, aber einfach nicht abgeholt werden. Irgendwann haben wir das ganze Prozedere zum Glück hinter uns gebracht und es geht mit ausreichend frisch gewaschenen Schlüpfern weiter in Richtung Norden.

Nächster Zwischenstopp: Einkaufen. Nachdem die Ortschaften der vergangenen Tage hinsichtlich Einkaufsmöglichkeiten spärlich ausgestattet waren, können wir heute endlich wieder in einem großen Supermarkt einkaufen. Das war auch nötig. Eine Stunde später sind die Vorräte im Wohnmobil wieder aufgefüllt und wir haben sogar das beste Wasser (Arrowhead) und genießbares Brot (was die Amerikaner halt so Brot nennen) bekommen.

Nach einer längeren Fahrtstrecke, auf der Christoph hinten bei Sophia sitzt und mit ihr Hörspiele hört, kommt die Grenze in Sicht und wir sind gespannt, wie die Kanadier den Grenzübertritt auf dem Landweg handhaben. Auch hier guckt der Grenzbeamte streng und ist nicht zu Späßen aufgelegt. Wir werden gefragt, wie lange wir in den USA waren, wann wir Kanada wieder verlassen und ob unsere Flüge bereits gebucht und bezahlt sind. So weit, so gut. Haben wir irgendwas in den USA gekauft, das wir in Kanada lassen? Haben wir Waffen oder Munition dabei? Oder Pfefferspray und andere Waffen zur Selbstverteidigung? Nein, nein und ne... Obwohl? Während ich überlege, ob mit der letzten Frage nicht auch unser Bear Spray gemeint sein könnte, das wir ja immer noch dabei haben, hat Christoph diese schon verneint und wir dürfen passieren. An das Bärenspray hat er nicht gedacht und wir sind uns nicht sicher, ob wir es offiziell hätten mitnehmen dürfen. Aber egal, hat ja alles geklappt.

In der Ferne sieht man, wie es an verschiedenen Stellen in den Bergen um uns herum regnet und es dauert auch nicht lang, da fahren wir durch einen dicken Regenschauer. Christoph kommentiert das mit einem "Das ist Kanada!", wobei er nicht besonders begeistert klingt. Seit Tagen beobachtet er argwöhnisch das Wetter in den kanadischen Gebieten, die wir demnächst noch bereisen werden - und sieht dabei seiner Meinung nach viel zu viel Regen. Wir werden uns wohl überraschen lassen müssen, was das Wetter für die kommenden Tage für uns bereithält.

Wir halten bei einem urigen Pub, um etwas zu essen. Er sieht von außen nicht gerade einladend aus, aber die Bewertungen waren gut. Wir öffnen die Tür und betreten einen ziemlich dunklen Raum. Uns gegenüber sitzt ein einsamer älterer Mann, der uns überaus argwöhnisch beäugt. Der Tresen ist verlassen, ein frei laufender Hund kommt uns entgegen... Okaaaaay. Kurz überlegen wir, den Laden postwendend wieder zu verlassen, aber da der Hund sich friedlich wieder verkrümelt, setzen wir uns an einen der vielen freien Tische und werden kurze Zeit später von einer sehr freundlichen Frau bedient und bekommen auch ein recht leckeres Essen - natürlich begleitet von einem nicht ganz ernst gemeinten "Das ist Kanada!".


Am Campingplatz angekommen, regnet es erstmal in Strömen ("Das ist Kanada!") und wir erholen uns lesend, malend und spielend von der anstrengenden Fahrerei. Nachdem wir uns den ganzen Tag kaum bewegt haben, plädiere ich für einen abendlichen Spaziergang, sobald sich die Sonne wieder zeigt. Kaum haben wir das Wohnmobil verlassen, werden wir von Mücken belagert und können innerhalb weniger Minuten alle einige juckende Hautschwellungen vorweisen. Mit welchen drei Worten wir das lachend kommentieren, dürfte nun klar sein. Also wenn das wirklich typisch Kanada ist, dann können die kommenden Tage ja heiter werden...

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