Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir ein kurzes Stück an den Rand von Jasper, um von dort zu einer kleinen Wanderung mit Blick über die Stadt zu starten. Christoph hatte uns schon angekündigt, dass wir durch Waldbrandgebiet laufen und so kommt es dann auch. Geht wohl rund um Jasper auch gar nicht anders: Hier steht wirklich kilometerweit kein einziger lebender Baum mehr! Die erste Hälfte laufen wir also durch den verbrannten Wald und es ist gleichermaßen faszinierend wie beängstigend. Allein die Vorstellung, dass rund um dein zu Hause derartige Brände wüten... Damit es nicht allzu trist wird, erfreuen uns zu Beginn der Wanderung ein paar Hirschkühe und Sophia erwartet zur Ablenkung wie üblich Mitwirkung bei einer ihrer Pferdegeschichten.
Von den Temperaturen her ist es heute sehr angenehm und einige Zeit später zeigt sich sogar ausgiebig die Sonne! Nach einem steilen Aufstieg haben wir einen herrlichen Weitblick.
Anschließend stellt sich die schwierige Frage, wie es weitergehen soll. Die ursprünglich geplante Weiterfahrt nach Norden macht aufgrund des vorhergesagten Wetters leider keinen Sinn, sodass wir den Aufenthalt am Mount Robson schweren Herzens stornieren. Die kommenden drei Tage werden wir also spontan entscheiden müssen und haben auch keine gebuchten Übernachtungsplätze. Naja, wird schon irgendwie schief gehen...
Wir fahren also zurück in Richtung Süden, um nach einigen kurzen Zwischenstopps an Aussichtspunkten auf einem first-come, first-served Campingplatz den erstbesten Platz in Beschlag zu nehmen. Nicht etwa, weil wir Angst haben, jemand könnte ihn uns wegschnappen, während wir nach vermeintlich besseren Plätzen Ausschau halten (so vor zwei Tagen passiert), oder weil wir keine Lust haben, einmal den ganzen Campground abzufahren. Nein, vielmehr wollen wir das gute Wetter - man könnte es heute tatsächlich als nur teilweise bewölkt beschreiben - nutzen und noch eine etwas längere Wanderung von ca. 10 Kilometern auf dem Wilcox Pass Trail machen, dessen Trailhead sich direkt am Beginn der Straße zum Campingplatz befindet. So sichern wir uns also den kürzesten Weg, wofür wir später noch dankbar sein werden.
Los geht es erstmal durch den Wald und auf mit Wurzeln übersäten Wegen steil bergauf. Ganz schön anstrengend! Zumindest für mich und Christoph. Sophia rennt und springt einfach energiegeladen und ohne ersichtliche Anstrengung nach oben. Somit tritt ein von uns bereits erwartetes Ereignis viel schneller ein als gedacht: Uns war klar, dass irgendwann wir der begrenzende Faktor bei der Auswahl von Wanderungen sein werden. Christoph stellt heute wohl richtig fest, dass er bereits ab jetzt bei künftigen Planungen keine Rücksicht mehr auf Sophia nehmen muss, sondern Wanderungen danach aussuchen kann, ob wir zwei "Alten" sie bewältigen können. Und das mit Mitte 30! Vielleicht sollten wir dem Ausbau und der Erhaltung unserer körperlichen Fitness in Zukunft doch wieder etwas mehr Aufmerksamkeit schenken...
Aber zurück zum Trail, der zwar anstrengend ist, aber wunderschön durch die Berge führt.
Kurz vor dem Ziel erwartet uns nochmal ein steiler Aufstieg, der einfach kein Ende nehmen will. Jedes Mal, wenn ich mich mit vermeintlich letzter Kraft einen steilen Hang auf einen Hügel hochgeschleppt habe und erwarte, nun endlich die Aussicht genießen zu können, erblicke ich dasselbe: noch ein Hügel, noch ein steiler Aufstieg. Aber irgendwann ist es doch geschafft und an einem sehr windigen Aussichtspunkt können wir die Columbia Icefields mit dem Athabasca Gletscher bestaunen.
Ein toller Ausblick, aber wie schon erwähnt extrem windig. Wir ziehen uns hinter den letzten Hügel zurück, machen eine Pause und verzehren unseren Proviant. Für einen Plan B war diese Wanderung phänomenal und wir können unser Glück kaum fassen, dass wir immer wieder die Sonne gesehen haben. Da ab etwa 17:00 Uhr allerdings schon wieder Regen angekündigt ist, machen wir uns zeitnah auf den Rückweg.
Und es kommt natürlich, wie es kommen muss: Nur wenige Minuten später fängt es an zu nieseln. Es bleibt immerhin bei Nieselregen, solange wir uns ungeschützt auf der Hochebene befinden, fängt aber stärker zu regnen an, als wir den Teil des Weges erreichen, der uns dank dem hier noch intakten Wald etwas Schutz bietet. Ein Blick zurück verrät uns, dass man von oben nun wohl keine tolle Aussicht mehr hat, denn der Gletscher ist hinter dem Regen kaum noch auszumachen.
Dennoch kommen uns nach wie vor Wanderer entgegen, die gerade erst loslaufen. Was die für einen Plan haben, erschließt sich uns nicht, ist aber eigentlich auch egal. Wir freuen uns jetzt, dass unser Wohnmobil auf dem ersten verfügbaren Platz steht und der Weg durch den Regen daher so kurz wie nur möglich ausfällt. Glücklich und mit lediglich nassen Jacken kommen wir an unserem heutigen Übernachtungsplatz an und machen es uns für den Rest des Abends gemütlich.
Der später einsetzende anhaltende Regen mit Gewittern hat heute ausnahmsweise etwas Tröstliches: Er versöhnt uns mit der Entscheidung, die Kanutour mit Zeltübernachtung gestern abgesagt zu haben. Wie froh sind wir doch, jetzt im trockenen, warmen Camper sitzen und uns in der Mikrowelle eine Portion Nudeln erwärmen zu können! Der heutige Abend wäre sicherlich eine gute Möglichkeit gewesen, um herauszufinden, ob unser Zelt wirklich wasserdicht ist, aber wer will das schon, wenn er sich des Ergebnisses nicht ausreichend sicher sein kann...
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