Donnerstag, 24. Juli 2025

Tag 12 - Take it O'leave it

Frühmorgens verlassen wir den Campground im Kootenay National Park. Unser Plan ist es, wenigstens noch etwas brauchbares Wetter mitzunehmen, bevor es am Nachmittag zu regnen anfangen soll.

Erstes Ziel ist der Olive Lake, an dem ich das Hammer-Wortspiel "Take it O'leave it" ersinne, von dem sich meine Reisebegleiter unverständlicherweise schon bald äußert genervt zeigen werden. Passend zur Witterung ist die Redewendung allemal.


Anschließend geht es weiter zum Marble Canyon, in dem sich Schmelzwasser einen schmalen Pfad tief in den Fels gegraben hat. Nicht schlecht, aber auch nicht der Oberknaller, zumal Kanadier im Gegensatz zu US-Amerikanern offenbar genauso paranoide Sicherheitsfanatiker wie wir Deutschen sind. Überall Zäune, Absperrungen, Sicherheitsgeländer und anderer Kram, der ein offenbar "europäisches Verständnis" vom mündigen Bürger und der vielbeschworenen Eigenverantwortung offenbart. Sei es drum; wenigstens ist heute nicht allzu viel los hier.


Anschließend geht es weiter zum Kootenay Valley Viewpoint, der in tiefen Wolken hängt und daher ungesehen passiert wird, und schließlich zum Icefields Parkway. Auch hier aber: Dichte Nebelwolken, die kaum einen Blick auf die umliegende Bergwelt zulassen. Schade drum, aber vielleicht haben wir an einem der Folgetage noch etwas mehr Glück.

Heute soll es ungeachtet der mäßigen Wetterverhältnisse jedenfalls zum Hector Lake gehen. Der vorgesehene Parkplatz ist leider für Wohnmobile ungeeignet, sodass wir unseres erst einen knappen Kilometer weiter zum stehen bringen können. Kein Problem: Laut meiner Handy-Karte gibt es einen Verbindungspfad von hier zum offiziellen Hector-Lake-Trail. Also Gepäck geschultert und auf geht's! Nach zwanzig Minuten durch den dichten Nadelwalddschungel müssen wir allerdings aufgeben. Der vermeintliche Verbindungspfad führt lediglich zu einer atemberaubenden Fäkalierstätte und endet kurz darauf im Unterholz. Also müssen wir wohl oder übel der Straße zurück zum richtigen Trailhead folgen und von dort aus loswandern. Nach dem deswegen stressigen Start am Fahrbahnbrand macht der Weg aber wirklich Spaß. Zahlreiche Matsch- und Wasserlöcher laden zu spannenden Klettereinlagen ein, die nicht immer gut ausgehen - vor allem nicht für mich...


Für unsere Mühen entschädigt werden wir am Hector Lake, der im dichten Nebel mysteriös schimmert.


Noch besser: Wir sind fast vollkommen allein hier. Nur kurzzeitig stört ein französisch-sprechendes Frauenpärchen mit zwei angeleinten Frettchen (!) die Ruhe, indem sie sich ohne Anlass laut schreiend über das Gesehene austauschen, obwohl sie direkt nebeneinander stehen. Bald schon aber finde ich an den beiden Gefallen, weil sie sich so dermaßen übertrieben verhalten, dass meine eigentlich bemüht überzogenen Franzmann-Parodien ("Isch bin ein Franzmös, Madame.") im Vergleich dazu absolut abstinken. Offenbar gibt es tatsächlich Franzosen, die permant unprovoziert "C'est magnifique!", "Oui, oui, oui, oui, oui!" und natürlich in Allerweltssprache "oooooooooooooohhh" kreischen. Nur die armen Frettchen tun mir leid.


Anschließend geht es zurück zum Wohnmobil und dann auch schon zum Campground am Silverhorn Creek. Unsere Site ist eine der schönsten der ganzen Reise, wovon wir aber witterungsbedingt nicht allzu viel haben.


Am Abend fahren wir dann nochmal zum Peyto Lake, obwohl das Wetter hierfür nicht ausgelegt ist. Sophia braucht aber unbedingt nochmal etwas Auslauf, damit es heute keine Toten im Camper gibt. Der See sieht schon toll aus; wir hoffen aber, ihn in den Folgetagen nochmal bei Sonnenschein sehen zu dürfen.

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