Während ich so an der Haltestelle abhänge - Lisa und Sophia frühstücken noch im Wohnmobil -, verdunkelt sich leider der ursprünglich blaue Himmel immer weiter, sodass ich bald von Cappie auf Mütze wechseln muss und ein baldiges Eintreffen des Busses herbeisehne, um unser heutiges Ziel vielleicht doch noch kurz bei Sonne genießen zu können.
Wenige Minuten nach 8:00 Uhr ist es dann endlich so weit: Unsere indianische Busfahrerin düst heran! Leider beginnt sie aber nicht etwa mit dem unverzüglichen Einsortieren der Besucher, sondern mit sinnlosem Smalltalk und ein paar Knaller-Scherzen, was das vornehmlich amerikanische Publikum durchaus goutiert. Ich dagegen wünsche mir nur, dass das Gerede doch endlich mal sein Ende finden könnte, zumal die Busfahrerin eine ausgeprägte Zahnquatscherin, also eine dieser seltsamen Personen ist, die beim Reden permanent beide Lippen zurückziehen, damit man ihr Gebiss in seiner ganzen Großartigkeit bestaunen kann.
Irgendwann geht es dann doch los und ich muss nur noch den typisch hohlen Ami-Smalltalk im Bus über mich ergehen lassen. Dieser ist eigentlich stets gleich aufgebaut und daher leicht zu erlernen, aber schwer zu ertragen. Abschnitt 1: Ouvertüre (Frage oder Anstoß für Belanglosigkeit). Part 2: Belanglosigkeit. Part 3: Ausruf des Erstaunens oder des Beglückwünschens. Dann wieder von vorn. Ein paar Beispiele: "Where are you from? - I am from Ohio. - Oh, wow!" "How many nights do you stay here? - Four Nights. - Cool, that's awesome!" "I had eggs for breakfast. - I like eggs. - Oh my goodness!" Das eine Stunde lang auszuhalten, erfordert schon viel Selbstbeherrschung. Wenigstens zeigt sich während der Fahrt auf meiner Seite ein Grizzly, den ich im Vorbeirauschen kurz auf einem Schnappschuss verewigen kann.
Gegen 9:00 Uhr erreichen wir den Logan Pass, von dem aus es losgehen soll. Statt "los" geht es aber erstmal auf's Klo, weil Sophia halt dorthin muss. Anschließend können wir aber endlich starten und unfassbarerweise reißt tatsächlich nach wenigen Minuten der wolkenverhangene Himmel auf und wird uns für die nächsten zweieinhalb Stunden strahlenden Sonnenschein schenken.
Hier oben ist es wunderschön. Blühende Bergwiesen, schroffe Bergwipfel, unzählige kleine Bächlein und vor allem unfassbar viele putzige Tierchen. Neben zahlreichen Squirrels kreuzen vor allem immer wieder Murmeltiere unseren Weg. Manche sind grummelig,...
...andere friedlich,...
...und wieder andere posieren gern am Aussichtspunkt.
Das Einzige, was stört, sind die vielen Touristen, sodass wir uns dafür entscheiden, auf einem Seitenweg einen der Bergrücken zu erklimmen, was sich als fantastische Entscheidung herausstellt. Zum einen laufen hier lauter Bergziegen herum,...
...teils sogar mit Nachwuchs.
Zum anderen sind wir hier ganz für uns und haben daher das Privileg, diese traumhafte Landschaft einschließlich des surreal schönen Hidden Lake in völliger Einsamkeit genießen zu können. Besser geht es wirklich nicht!
Auf dem Rückweg setzt dann ein leichter Nieselregen ein, der uns aber nicht weiter stört. Wir haben gesehen, was wir sehen wollten. Nicht so toll dagegen: Nach der Wanderung wieder auf den blöden Shuttle warten zu müssen, um sich dann zusammengepfercht auf einem Stehplatz knapp eine Stunde wieder nach unten schippern zu lassen. Wenigstens ist der Busfahrer diesmal angenehm still.
Sodann geht es noch kurz einkaufen, wobei wir bei mittlerweile strömendem Regen zum Wohnmobil zurückrennen müssen, und schließlich Richtung Two Medicine Area des Glacier National Parks. Den Plan, unterwegs nochmal essen zu gehen, verwerfen wir, nachdem sich herausstellt, dass alle Restaurants mit verzehrfähigen Speisen geschlossen und alle geöffneten Restaurants nur Ungenießbares anzubieten haben. Stattdessen gibt es wieder leckere Nudeln mit Ketchup, gefolgt von ein paar Spielen im Camper. Morgen geht es dann an den Two Medicine Lakes weiter - zumindest laut Wetterbericht soll sich die Sonne dann wieder zeigen...
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