Dienstag, 15. Juli 2025

Tag 4 - Grenzerfahrung

Nach einem leckeren Frühstück unweit der eindrucksvollen, weil mehrschläuchigen Sewer-Hose-Konstruktion unseres Campsite-Nachbarn starten die Vorbereitungen für die heute geplante Einreise in das unlängst wieder "great again" gewordene Land der Tapferen und Freien.

Schritt 1: Entsorgung aller verbotenen Reiseartikel. Au revoir, liebe "Pink Lady"-Äpfel, "I can't believe it's not Butter"-Margarine und Baby-Möhrchen. Chips, Pebbels und Schoko-Rosinen - ihr dürft natürlich bleiben.

Schritt 2: Richtige Antworten auf potentielle Fragen der Zollbeamten wiederholen. "Sind Sie denn jetzt ein ausländischer Geheimagent? Nein, immer noch nicht." "Wer ist der geilste Präsident aller Zeiten? Donald J. Trump, he has all the cards." "Wie schätzen Sie die Amtszeit seines Vorgängers Joe Biden ein? So sad..."

Sodann folgt eine gut halbstündige Fahrt durch wunderschöne Waldlandschaften bis wir schließlich am Chief Mountain die Landgrenze zur USA erreichen. Ein grimmig blickender Grenzbeamter winkt uns zu sich und bittet um Passvorlage. Dem komme ich freilich infantil grinsend und übertrieben höflich nach, soll doch jeglicher Zwist hier tunlichst vermieden werden. Grantelbart indes verzieht keine Miene und erfragt streng Einreiseziel und -dauer, was ich pflichtschuldig mit "Glacier National Park" und "seven days" beantworte. Anschließend geht es nach drinnen zum Fotoabgleich sowie zur Abgabe der Fingerabdrücke und schon weiß Grantelbart genau, auf welchem US-Campground ich wann vorhabe zu übernachten, ohne dass ich ihm dies je mitgeteilt hätte. Der Bund deutscher Datenschutzbeauftragter wäre empört. Glücklicherweise war es das dann aber auch schon. Einer - durchaus möglichen - Durchsuchung des Campers entgehen wir.

30 Minuten später erreichen wir ihn dann bereits, den Glacier National Park. Geplant sind heute die St. Mary Falls, die Virginia Falls und der Sun Point am St. Mary Lake. Da die betreffenden Trailheads indes leider nur mit Fahrzeugen bis zu 21 Fuß Länge angefahren werden dürfen, sind wir auf den Park-Shuttle angewiesen, was jedoch überraschend gut funktioniert. Unser kürzlich erworbenes Bären-Spray muss die Fahrt allerdings im verschlossenen Hauptfach des Rucksacks verbringen. Allein letztes Jahr soll es 11 "Fehlzündungen" mitten im Shuttle gegeben haben!

Den Spaziergang zu den Wasserfällen verbringe ich dann damit, die wunderschöne Berglandschaft zu bewundern und nebenbei an Sophias obligatorischem Rollenspiel mitzuwirken. Glücklicherweise stelle ich mich dabei aber so dumm an, dass bald nur noch Lisa gefragt ist und ich mich stattdessen in so intensiven Bärenspray-Ziehübungen verlieren darf, dass selbst Lucky Luke neidisch wäre. Dahingehend dauert es gefühlt auch nicht allzu lang, bis wir erst die St. Mary...


...und kurz darauf die Virginia Falls erreichen.


Auf dem Rückweg entscheiden wir uns ob der noch frühen Stunde dafür, direkt zum Sun Point weiterzulaufen anstatt uns dort hinshutteln zu lassen. Eine offenbar sehr gute Entscheidung, denn so geht nun endlich Lisas lang gehegter Wunsch in Erfüllung, einen Elch in freier Wildbahn zu sehen! Da unten steht doch tatsächlich die Mama im Wasser - das Baby liegt schwer erkennbar versteckt am Ufer.


Und von nahem:


Anschließend relaxen wir noch unweit des Bootdocks am erfrischend kühlen Seewasser,...


...bis wir schließlich unsere Tour am Sun Point komplettieren.


Ein wirklich toller Tag!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen