Den Vormittag nutzen wir noch für das Packen der Koffer. Dann geht es knapp zwanzig Meilen zum Flughafen in Lihue, die unser Jeep trotz zwischenzeitlichem Totalstreik glücklicherweise doch noch bewältigt, und schon finden wir uns im Flieger der Hawaiian Airlines wieder. Dort wird uns statt einer Snackbox mit Inhalten wechselhafter Güte der Abwechslung halber mal ein schwerlich genießbares Sandwich angeboten. Gott sei Dank haben wir aber auch Goldbären dabei!
Gegen 22:00 Uhr erreichen wir dann schießlich Los Angeles und ich frage mich, ob ich nicht doch einen anderen Startpunkt hätte wählen sollen.
Nicht nur ist dieses Krebsgeschwür menschlicher Siedlungspolitik in optischer, akustischer und olfaktorischer Hinsicht ein wahrer Leuchtturm der Abscheulichkeiten. Tatsächlich ging und geht bei uns auch immer alles schief, sobald wir auch nur annähernd in den Miefradius dieser Metropolregion geraten. So auch heute.
Kaum gelandet, ist natürlich niemand zum Andocken da, sodass wir eine weitere halbe Stunde im Flugzeug festsitzen. Als wir dann endlich den Flughafen betreten dürfen, beginnt auch schon der härteste Hike unseres gesamten Urlaubs: Terminal C 220 to Terminal B Baggage Claim. Ein Trip, den sogar Reinhold Messner niemals geschafft hat. Gefühlt läuft man etwa siebzehnmal spiralförmig durch das gesamte Flughafengelände, wobei sich In- und Outdooretappen mit unterschiedlichen Muffigkeitsgraden bis hin zur Königsdisziplin "Raucherinsel" abwechseln. Obwohl der unfreiwillige Hiker sich mit dem gesamten Arsenal der Flughafenbeförderungstechnik konfrontiert sieht (Rolltreppen, Laufbänder, Fahrstühle, Transportwagen etc.), bedarf es bei strammem Stechschritt fast einer ganzen Stunde, um das Ziel zu erreichen. Man munkelt zwar, dass es auch eine mysteriöse U-Bahn geben soll, aber hiervon wissen wir nur von Schildern, die genauso gut das Ende eines Regenbogens hätten ausweisen können. Jedenfalls bin ich fast schon enttäuscht, dass sich als großes Finale nicht noch eine Etappe Sackhüpfen oder ein Balanceakt über einen reißenden Fluss voller Krokodile anschließt. Stattdessen liegen in einem für alle frei zugänglichen Bereich unvermittelt unzählige Koffer für jedermann zur Mitnahme herum. Völlig überraschend hat sich zum Glück noch niemand an den unseren vergriffen, sodass wir das jetzt übernehmen. Also schnell die Taschen gekrallt und bloß raus hier!
Jetzt nur noch mit dem Shuttle zu Budget und das für einen Tag spontan angemietete Fahrzeug abholen. Die Shuttle-Abholstelle ist schnell gefunden und dann heißt es warten: Alamo, Alamo, Avis, Hertz, Alamo, National, Enterprise, Alamo, Hertz, völlig unbekannter Autovermieter, National, Avis, verbotswidrig haltende Puertoricaner, Alamo, National, doch da kommt er ja endlich, der Budget-Shuttle und... fährt einfach als einziger Bus leer vorbei, ohne anzuhalten. Der Fahrer hat offensichtlich einfach keinen Bock oder schlimmen Durchfall. Also geht das Spiel von vorn los. Ich erspare mir eine weitere Aufzählung der Shuttle-Busse und belasse es beim Kommentar des von mir verzweifelt um Mitnahme gebetenen Avis-Fahrers: "Go Avis next time."
Nach einer guten halben Stunde hält dann doch noch irgendein total versiffter Shuttle und nimmt uns sowie ein Potpourri zweifelhafter Großstadtgestalten mit sich, um uns nach einer weiteren halben Stunde wieder bei Budget auszuspucken. Dort schnappen wir uns relativ schnell einen Mietwagen und düsen zu unserem Hotel, wo wir kurz vor 1:00 Uhr ankommen.
Vom völlig unbeholfenen Portier bekommen wir natürlich das Zimmer direkt neben dem einzigen noch funktionierenden von insgesamt drei Fahrstühlen im obersten Stockwerk zugewiesen, sodass die ganze Nacht hindurch ein wohliges: "Schschschschschsch.... Ding!" durch unsere Schlafstätte hallt. Zum Glück sind wir viel zu fertig, um uns darüber auch noch aufzuregen. Also bloß schnell ins Bett und dann so bald wie nur irgendwie möglich raus aus Los Angeles. Wenn das die Stadt der Engel sein soll, verstehe ich endlich, was Rammstein mir sagen wollte.
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