Dienstag, 11. Juni 2024

Tag 48 - Fragen über Fragen

Über die Nacht ist die Lufttemperatur im Camper auf wohlige 27 Grad zurückgegangen. Da das jetzt trotzdem nicht unbedingt mein Wohlfühlklima darstellt, verlasse ich knapp vor 6:00 Uhr das Wohnmobil. Hier draußen ist es immerhin nur 22 Grad warm und einen schönen Sonnenaufgang gibt es auch noch als Bonus.

Mhhhhh, irgendetwas hat sich doch aber im Vergleich zu gestern verändert. War die Insel nicht mal größer? Das andere Ufer scheint auch so weit weg zu sein... Die anschließende Wat-Probe bestätigt meinen Verdacht: Über Nacht ist der Wasserstand um etwa zehn Zentimeter gestiegen und reicht mir jetzt fast bis zur Wadenmitte - viel Luft bis zum Auspuff bleibt da nicht mehr! Lässt sich nun aber auch nicht ändern und immerhin sieht es jetzt noch cooler aus. Also erstmal genießen.

Nach ausgiebiger Betrachtung des neu entdeckten Klimawandel-Simulators schaue ich gegen 7:00 Uhr mal nach, was die beiden Schnarchnasen drinnen so Schönes machen. Wenig überraschend schnarchen sie. Naja, Lisa ist so leidlich halbwach, aber auch nicht wirklich zum Aufstehen bereit. Noch eine Stunde soll es schlussendlich dauern, bis ich sie aus den Betten bekomme.

Nach dem Frühstück, einer erfolgreichen See-Querung und einem erforderlich gewordenen Dump-Vorgang machen wir uns sodann auf in Richtung der Kings Canyon und Sequoia National Parks. Erster Halt dort: Grant Grove. Sehr schick sehen die riesigen Bäumchen hier aus, auch wenn es recht schwierig ist, sie in der Totalen einzufangen. 

Dann geht es bereits zum Campground und im Anschluss zu Fuß zum Visitor Center, um das Junior-Ranger-Heft abzuholen. Wie so oft müssen wir uns dafür in die Schlange der senil-konfusen Analphabeten einreihen, die die Ranger mit derart sinnlosen Fragen drangsalieren, dass es mir einigen Respekt abnötigt, wie stoisch diese das erdulden. Ein paar Beispiele von heute und meine Antworten dazu für das Gedankenspiel, dass ich der Ranger wäre:

1. Wo ist der Trailhead zu den Tokopah Falls?
Alter, du stehst hier am Trailhead. Geh einfach aus der Tür raus und schau auf das verdammte Schild!

2. Soll ich überhaupt zu den Tokopah Falls oder gibt es hier bessere Wanderungen?
Was weiß ich denn, was du sehen willst? Im Supermarkt fragst du doch auch nicht die Kassiererin, ob du Nudeln kaufen sollst oder ob es dort was Besseres gibt. Nimm dir halt eine der tausend Broschüren und entscheide das selber!

3. Ich habe nur eine Stunde Zeit. Wo kann ich beim General Sherman Tree parken?
Was bist du denn für ein Spacko? Wenn ich nur eine Stunde Zeit habe, stelle ich mich doch nicht eine halbe Stunde lang beim Ranger an, um ihn mit so einer Quatsch-Frage zu nerven, die man sich durch einen kurzen Blick auf die am Eingang erhaltene Parkkarte einfach selbst beantworten kann! Unfassbar aber wahr: Das General Sherman Tree Parking befindet sich am General Sherman Tree. Und jetzt husch!

4. Wie komme ich wieder aus dem Park raus?
Echt jetzt? Hat man dich mit dem Heli hier abgeworfen oder bist du gegen einen Dachbalken gerannt? Setz dich halt ins Auto und fahr los. Egal in welche Richtung du fährst, irgendwann bist du wieder draußen, wenn du auf der Straße bleibst. Absolut idiotensicher.

Ganz generell frage ich mich immer, warum diese Leute überhaupt hier sind, wenn sie ganz offenbar absolut keine Ahnung haben, was es hier so zu sehen gibt. Das will mir einfach nicht in den Kopf. Ich entscheide mich doch für ein Reiseziel, weil es dort etwas gibt, was ich anschauen oder machen möchte. Wenn ich das nicht weiß, nach welchen Kriterien erfolgte dann die Reisezielauswahl? Oder sind die alle zufällig hier, weil sie die falsche Abfahrt genommen haben?

Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, eine Liste mit besonders dummen Fragen zusammenzustellen, um bei der nächsten Reise die Geduld der Ranger im Visitor Center auf die Probe zu stellen. Bisher stehen drauf: Wo ist das Visitor Center? Haben Sie einen Ranger gesehen? Wann hat der Park geöffnet? Und wo steht mein Auto?

Nachdem wir irgendwann das begehrte Heftchen doch noch ausgehändigt bekommen haben, machen wir uns schließlich auf zu den Tokopah Falls. Eine schöne Wanderung immer am Fluss entlang mit wenigen Höhenmetern und einigen Balancierpassagen. 

Überall stehen schicke Blümchen in allen möglichen Farben. 

Und das Ziel sieht auch nicht schlecht aus!

Das Einzige, was uns fehlt, ist eine Bärensichtung. Die Chance soll hier recht gut sein und eine Oma hat uns auch auf halbem Wege erzählt, dass sie 100 Meter weiter eine Bärenmutter mit Kind am anderen Flussufer beobachten konnte. Uns zeigt sich aber während des heutigen dreistündigen Ausflugs leider keines der bepelzten Tierchen. Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag.

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