Mittwoch, 12. Juni 2024

Tag 49 - Von Bäumen und Bären

Unser Tag startet mal wieder mit einer recht frühen Fahrt zum Parkplatz, damit wir noch ein Plätzchen für unser Wohnmobil finden. Das klappt schon mal wunderbar und so machen wir uns kurze Zeit später auf, den vom Volumen her größten Baum der Welt zu bestaunen. Der Baum ist natürlich das Highlight hier und dementsprechend voll ist der asphaltierte Weg. Letzten Endes werfen wir nur einen recht kurzen Blick auf den nach wie vor beeindruckenden General Sherman Tree - es ist hier einfach zu voll. Und wenn wir mal ehrlich sind, haben die Sequoias alle eine beeindruckende Größe, ob sie nun einen besonderen Namen haben oder nicht. Dann schauen wir uns lieber woanders welche an, wo weniger los ist und wir auch mal direkt bis an den Baum gehen können. 

Wir folgen also weiter dem Congress Trail - immer noch asphaltiert, aber nach und nach immer weniger Menschen. Richtig schön wird es erst, als wir auch diesen Trail verlassen und einsameren Wegen in Richtung Crescent Meadows folgen. Endlich Ruhe auf einem wunderschönen Waldweg, der immer wieder an riesigen Sequoias vorbeiführt - herrlich! 

Hinzu kommt noch die Sichtung diverser Tiere unterwegs: Neben den üblichen Hörnchen und Vögeln aller Art entdecken wir auch einen jungen Hirsch, der uns hinter einem Baum hervor beobachtet, sowie vermutlich ein Murmeltier, das über umgestürzte Bäume balanciert und sich dabei nicht stören lässt. Nur die Bären wollen sich einfach nicht zeigen... 

Nachdem Sophia die Zeit gemessen hat, die sie braucht, um einen Sequoia zu umrunden, und wir zwei Pausen an einer kleinen Hütte sowie einer wunderschönen Lichtung eingelegt haben, passieren wir die Crescent Meadows, die hier mitten im Wald ein grasgrünes Feuchtgebiet bilden. Sieht ebenfalls toll aus. An einem kleinen Aussichtspunkt auf die riesige Wiese wollen wir uns gerade abwenden, als ein Wanderer neben uns ins Gebüsch zeigt und was von einem Bären nuschelt. Ein Bär? Sollen wir etwa doch noch Glück haben? Tatsächlich, da ist einer! Und zwar nicht irgendeiner, sondern ein Bärenjunges!

Minutenlang können wir aus sicherer Entfernung das kleine Fellknäuel beobachten, wie es am Rande der Wiese im Gebüsch spielt und auf Bäume klettert. Nach einiger Zeit gesellt sich auch die Mutter dazu, die bis dahin im hohen Gras versteckt saß. Es ist faszinierend, die beiden zu beobachten, und auch Sophia flüstert ehrfürchtig, wie süß das Baby und wie groß die Mama ist. Nach vielleicht fünzehn Minuten verschwinden die beiden auf der anderen Seite des Weges wieder im Wald und wir können kaum glauben, dass wir so viel Glück hatten! 

Wir schauen uns noch kurz einen nahegelegenen Aussichtspunkt an, der aufgrund der nicht ganz optimalen Sichtverhältnisse und seiner Lage in der prallen Sonne nur kurz zu begeistern vermag, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Da wir uns heute nicht übermäßig verausgaben wollten - es sind ja trotzdem schon wieder neun Kilometer zusammengekommen -, begeben wir uns zum parkeigenen Shuttlebus. Es gibt hier vier kurze Linien, die jeweils nur zwei oder drei Stopps anfahren, sodass wir zwischendrin umsteigen müssen. Nach unserer letzten Erfahrung im Yosemite waren wir erst etwas skeptisch, aber der Bus ist recht leer und gut klimatisiert. Beim Umstieg geben wir noch schnell das gestern ausgefüllte Buch ab und Sophia wird zum Junior Ranger vom Sequoia und Kings Canyon National Park. Weiter mit dem nächsten Shuttle, der schon merklich voller ist, und schon stehen wir wieder am General Sherman Tree. Allerdings unten am Baum. Christoph hatte uns angekündigt, dass wir den heute morgen zurückgelegten Weg vom Parkplatz oben zum Baum unten nicht wieder in entgegengesetzter Richtung nach oben laufen müssen, sondern wir auch hier den Shuttle benutzen können. Leider scheint das hier die übliche Vorgehensweise zu sein, sodass die Schlange am Bus lang ist und wir schätzen, dass wir mindestens zwanzig Minuten warten müssen, bevor wir mit einem überfüllten Shuttle nach oben fahren können. Klingt nicht gerade verlockend, aber wieder nach oben laufen, nachdem wir den ganzen Tag fest davon ausgegangen sind, dass wir uns diese Anstrengung ersparen können? Letzten Endes entscheiden wir uns aber doch für den Fußweg, was viel schneller geht als gedacht.

Zurück am Campingplatz gibt's erstmal einen Snack und eine Pause - man munkelt, der eine oder andere in unserer Runde hätte sogar ein kleines Nickerchen eingelegt... Später kochen wir noch Nudeln und Sophias Wackelzahn, der alle Beteiligten seit Tagen stört, erbarmt sich endlich und fällt heraus, was für große Freude am Tisch sorgt. Ein rundum gelungener Tag!

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