Sonntag, 2. Juni 2024

Tag 40 - Die Luft ist raus

Endlich wieder in der Natur! Heute wollen wir am Vormittag bei noch erträglichen Temperaturen den Red Rock Canyon erkunden, bevor es dann gegen Mittag in Richtung Alabama Hills gehen soll. Ein unspektakuläres Frühstück später starten wir den Fahrzeugmotor und erfahren, dass wir wohl leider doch andere Pläne haben. Der Reifen vorne links ist komplett platt.

So ein Mist! Naja, dann müssen wir halt Road Bear anrufen und schauen, wie es weitergeht. Ein Blick auf das Handy verrät indes: Kein Signal. Okay, gar nicht gut. Wenn wir niemanden erreichen, stecken wir hier bei erwartbar vierzig Grad Celsius fest! Hmmmm... Nächste Idee: Einen Kilometer zu Fuß zum Visitor Center, um dort vielleicht einen Anruf tätigen zu können. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen: Das Visitor Center ist seit gestern für drei Tage geschlossen!

Etwa 100 Meter vom Visitor-Center-Parkplatz entfernt vermeldet mein in die Luft gerecktes Handy sodann: Ein Strich Funksignal. Juchhu! Zehn Meter weiter ist es aber leider wieder verschwunden. Also zurück zu der Stelle, wo es ging. Wo war sie nur? Ach ja, hier: Mitten auf dem glühenden Asphalt bei 30 Grad Celsius. Während Sophia und Lisa zwanzig Meter weiter im Schatten Platz nehmen, versuche ich also, möglichst regungslos Road Bear zu kontaktieren. Tatsächlich erreiche ich jemanden, der mich nach Problemschilderung auf einen Rückruf verweisen möchte, was ich mit Blick auf meine Signalsituation höflich ablehne. Also komme ich in die Warteschlange. Wie schlimm so ein fortwährend neu einsetzender Jingle sein kann, weiß man erst, wenn man ihn bei brütender Hitze auf dem Asphalt stehend zwanzig Minuten lang ertragen muss... Irgendwann habe ich aber doch wieder jemanden am Hörer, der mir Rettung in 90 bis 180 Minuten ankündigt.

Also heißt es: Warten und warten und warten, während es fortwährend heißer wird. Die ersten 60 Minuten noch draußen im Schatten; dann gehen wir zurück zum Wohnmobil. Auf dem Weg dorthin spricht uns ein weiterer Camper auf unseren linken Vorderreifen an und offeriert uns seinen Kompressor, was wir mit Blick auf den telefonisch angekündigten Reifenwechsel dankend ablehnen. Nach weiteren 90 Minuten klopft es an der Campertür. Statt des sehnsüchtig erwarteten Reparaturdienstes steht da aber wieder nur unser Mitcamper, der uns seine Luftspende nun mit Gewalt aufnötigen will. Irgendwie können wir noch eine Notfrist von einer halben Stunde aushandeln, dann aber werde er das Ding aufpumpen... Ob wir nun wollen oder nicht!

Nach weiteren zehn Minuten dann die Erlösung: Ein kleiner schwarzer Pkw, dessen Aufschrift einen Pannendienst verheißen lässt, zuckelt langsam auf uns zu. Der offensichtlich rückengeplagte Mitarbeiter schafft es in der Folge binnen weiteren fünfzehn Minuten, den von einem Nagel durchbohrten Reifen auszuwechseln, sodass wir endlich flüchten können. 

Im Seitenspiegel sehen wir noch unseren unheimlich aufdringlichen Mitcamper mit einem Kompressor in der Hand losstürzen, aber schon bald ist er in einer Staubwolke verschwunden. Das wäre doch mal eine coole Idee für einen Horrorfilm: "The Inflator - Der Pumper des Grauens - Erleben Sie, wie sich Ihr zunächst freundlich erscheinender Zeltplatznachbar in die Kompressorbestie von Red Rock Canyon verwandelt. Keine Öffnung ist vor ihm und seinem Schlauch sicher!"

Nach diesem Intermezzo kann ich heute verständlicherweise niemanden mehr für den Red Rock Canyon bei knapp 40 Grad Celsius begeistern, weswegen ich es bei einigen Fotos vom Fahrbahnrand aus belasse.



Stattdessen geht es nun in die Alabama Hills, die wir aufgrund einer unvorhergesehenen Umleitung erst nach gut zweieinhalb Stunden erreichen. Hier finden wir trotz späterer Ankunft glücklicherweise noch eine freie Site und bleiben dann auch gleich dort. Da es Lisa noch immer nicht wirklich gut geht, bleibt sie erstmal im Camper und ruht sich aus, während Sophia und ich die Umgebung erkunden. Die Landschaft sieht einfach toll aus!




Nach etwa zwei Stunden schließt sich uns dann eine leidlich erholte Lisa noch an und wir pilgern zusammen zum Moebius Arch, den wir kurz nach Sonnenuntergang erreichen.


Wer hätte gedacht, dass dieser Tag nach einem solchen Start noch so versöhnlich endet?

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