Dienstag, 9. Juni 2015

Tag 9 - Einmal Hölle und zurück

Nachdem wir bislang in unserem Urlaub immer Glück mit allem hatten, ist heute einer dieser Tage, an denen (fast) alles schiefgeht. Kurz nach 5 Uhr sind wir aufgestanden, denn wir wollten die Wanderung zu den Wahweap Hoodoos möglichst früh beginnen, um vor der größten Mittagshitze zurück zu sein und noch duschen zu können, bevor wir um 11 auschecken müssen. Also gab es nur das übliche kleine Bagelfrühstück und los ging es.

Nach der sehr kurzen Fahrt zum Trailhead begegneten uns bereits die ersten Hindernisse, das Auto mussten wir früher stehen lassen als gedacht, um riesige Matschgruben zu umgehen mussten wir über Stacheldrahtzäune klettern. Bislang dachten wir uns noch nichts dabei. Christoph hatte mir eine sehr entspannte Wanderung durch ein Flussbett versprochen. Was wir uns aufgrund der Regenfälle in den vergangenen Tagen schon hätten denken können: Der Wash war natürlich nicht trocken, sondern unheimlich schlammig. So wurde die Wanderung anstrengender als gedacht, immer wieder durch den Matsch, am Rande des Washs entlang durch viel zu hohes Gestrüpp, die Sonne war schon heißer als erwartet, immer wieder mussten wir nach dem Weg suchen, der vermutlich zu großen Teilen einfach weggespült worden war, denn der Wash war stellenweise dreimal so breit wie er hätte sein sollen... Aber was soll's, das schaffen wir schon, immerhin haben wir ein lohnendes Ziel vor uns.

An den Wahweap Hoodoos angekommen, gab es erstmal einen Apfel zur Stärkung und während wir da so standen, merkten wir, dass uns Unmengen von Fliegen umschwirrten. Sehr nervig, einige davon bissen oder flogen einem ins Ohr. Still stehen zu bleiben war fast unmöglich, also schnell weiter und Fotos und Videos quasi im Gehen gemacht. Der Weg zu der zweiten und dritten Hoodooformation war vermutlich auch weggespült, also mussten wir wieder durch den Wash. Nur leider wurden die Gräser und Büsche zwischen uns und den Hoodoos immer höher, sodass es fast unmöglich war, vom Wash zurück an den Rand der Bergkette zu kommen. Letztendlich mussten wir aufgeben, bevor wir den besten Hoodoo überhaupt gesehen hatten, denn uns lief die Zeit davon und unsere Beine waren auch so schon zerkratzt, ohne uns durch die letzten Büsche geschlagen zu haben. Auch die Sonne war übrigens dann die meiste Zeit hinter Wolken verschwunden, sodass wir kaum schöne Fotos von den sonnenbeschienenen Hoodoos machen konnten.



Also machten wir uns notgedrungen auf den Rückweg, der nicht einfacher war als der Hinweg. Müde und enttäuscht kämpften wir uns abwechselnd durch Büsche und Schlamm. Aufgrund der vielen kleinen Umwege war die Wanderung am Ende anstelle der geplanten 14 km dann doch 17 km lang, obwohl wir nicht mal bis zu den letzten Hoodoos gegangen sind. Auf dem Rückweg schien dann natürlich die Sonne auch wieder ohne Unterlass.

Endlich wieder auf dem Weg angekommen, dachten wir, dass der letzte Kilometer bis zum Auto ein Kinderspiel wäre - bis wir merkten, dass wir von einem riesigen Schwarm Mücken oder Schnaken oder ähnlichem stechenden, blutsaugenden Getier umflogen und vor allem verfolgt wurden. Unsere verzweifelten Versuche, sie durch kurze Sprints abzuhängen, scheiterten kläglich. Endlich am Auto angekommen, waren wir völlig am Ende, die Beine zerkratzt und zerstochen, Christoph mit einer Blase am Fuß und ich mit schlammbeschmierten Händen, weil ich natürlich auf dem letzten Meter aus dem Wash heraus noch in den Matsch gestürzt bin. Wir wollten nur noch schnell ins Motel, duschen und Koffer einpacken, was wir gerade noch bis um 11 geschafft haben.

Inzwischen war der Himmel wieder bedeckt, sodass unser eigentlich noch geplanter Besuch im Upper und Lower Antelope Canyon wohl ausfallen muss. Dann machen wir uns eben einen gemütlichen Nachmittag, dachten wir uns und sind Essen gefahren. Gerade hatten wir uns einigermaßen erholt und konnten schon fast wieder über unseren Horrortrip lachen, als mir das Unglaubliche auffiel: Mein Verlobungsring war nicht mehr an meinem Finger. Aaaaaaahhhh! Also ließ ich Christoph mit seiner Pizza sitzen und bin die 15 Meilen zurück zum Motel gerast - die hatten gerade erst angefangen zu putzen und der Ring lag glücklicherweise noch genau da, wo ich ihn vermutet hatte. Gerade nochmal gut gegangen. Jetzt musste ich nur noch den Weg zurückschaffen - mit einem fast völlig leeren Tank, den ich unterwegs nicht füllen konnte, da ich mein Portemonnaie natürlich bei Christoph gelassen hatte. Es hat aber gerade noch so gereicht, dass ich Christoph am Restaurant einsammeln und nebenan auf die Tankstelle rollen konnte.

Nun reicht es aber wirklich mit der Aufregung für heute! Wir fahren jetzt auf unseren Campground und machen uns einen gemütlichen Abend mit Marshmallows am Lagerfeuer...


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