Freitag, 28. April 2017

Tag 27 - Ein Törtchen zum Trost

Unser Abreisetag ging schon gut los: Morgens hatten wir bereits eine SMS von Lufthansa, dass unser Flug von Denver zwei Stunden und zwanzig Minuten Verspätung hat. Bei einer geplanten Umsteigezeit in München von eineinhalb Stunden bedeutet dies auch, dass wir den Anschlussflug nach Leipzig verpassen. Naja, lässt sich ja nicht ändern, also frisch ans Werk und erstmal unsere Essensreste verfrühstückt. Dann holten wir unseren ganzen Kram aus dem Auto und sortierten erstmal, was alles mit nach Hause muss und was da bleiben kann. Dann alles mehr oder weniger mit System in die Koffer gepackt und die wichtigen Sachen noch auf die Rucksäcke verteilt - alles passte rein, sogar für den Spaten war noch Platz. Dann noch ein wenig die Zeit absitzen, auf dem gemütlichen Motelbett wartet es sich einfach besser als auf einem unbequemen Sitz am Flughafen. Bis um 11 hätten wir im Motel bleiben können, aber wir mussten ja auch noch ein paar Meilen fahren und spätestens 14 Uhr das Auto abgeben, also ging es gegen halb 11 los. Gerade, als wir die Tür hinter uns schließen wollten, noch eine SMS von Lufthansa. Etwa noch mehr Verspätung? Nein, man hatte uns nur bereits auf einen späteren Flug von München nach Leipzig umgebucht. Na wenigstens müssen wir uns darum nicht noch extra kümmern (obwohl wir ja am Flughafen mehr als genug Zeit gehabt hätten), nur noch für den geänderten nochmal neu online einchecken und es konnte losgehen.

Die Fahrt nach Denver verlief unspektakulär, unterwegs gab es für Christoph noch ein kleines Mittagessen (mein Magen war immer noch nicht wieder auf der Höhe - ich werde wohl nie wieder Pizza essen...) in einem auf der Strecke liegenden, ungefährlichen Fast-Food-Laden (selbstverständlich am Abend vorher schon rausgesucht - wir überlassen nichts dem Zufall) und einen letzten Zwischenstopp an der Tankstelle, da wir das Auto vollgetankt zurückgeben müssen (auch diese Adresse am Abend zuvor im Navi eingespeichert - man will ja nicht am Ende noch unter Zeitdruck eine Tankstelle suchen müssen). Ca. 13:15 Uhr fuhren wir auf das Gelände des Autovermieters, unsere Planung passte also ziemlich gut. Der Abschied von unserem treuen Trumplebee fiel recht kurz aus, denn außer dass der Mitarbeiter von Alamo den Meilenstand abgelesen hat, gab es wieder mal keine Kontrolle. Frei nach dem Motto, wenn ihr noch bis hierher gefahren seid, scheint ja alles in Ordnung zu sein. Auch gut, so wurde unser röhrender Auspuff, den wir wohl dem vielen Dirtroadgerumpel zu verdanken haben, nicht bemerkt. Über 5.000 Meilen sind wir gefahren, etwas mehr als in der ursprünglichen Planung, aber das war auch abzusehen, da wir ja einige zusätzliche Ziele angesteuert hatten. Der Shuttle zum Flughafen kam schon wenige Minuten später, sodass wir noch vor 14 Uhr da waren und über vier Stunden Wartezeit hatten. Zwischendurch noch die letzten Dollar für etwas Süßes, eine Flasche Wasser und zwei Andenken in Form eines kleinen Plüschbären und eines kleinen Plüschelchs ausgegeben - perfekt für unser Regal im Wohnzimmer, auf dem nur Kuscheltiere stehen dürfen, damit der darunter stehende Fernseher nicht kaputt geht, falls die Katzen etwas runter schmeißen.

Irgendwann waren auch die vier Stunden rum, der Flug von Denver nach München verging auch irgendwie. Ein bisschen lesen, ein wenig spielen, paar Filme schauen, zwischendurch essen und ein ganz klein wenig schlafen. Sichere Landung in München und erstmal den Eltern Bescheid geben, dass wir wieder im Lande sind. Die Wartezeit in München wollten wir uns damit vertreiben, mal nach einer Entschädigung zu fragen, immerhin würden wir mit über drei Stunden Verspätung in Leipzig ankommen. Eine direkte Auskunft bekommt man natürlich nicht, nur ein Visitenkärtchen mit dem Hinweis, dass man sich an die dort genannte Mailadresse wenden und alle Boardkarten aufheben soll. Für den Fall, dass Lufthansa nach unserer Anfrage spontan sämtliche Buchungsunterlagen, Flugzeiten und Passagierlisten verliert und nicht mehr weiß, dass wir mitgeflogen sind und wann das Flugzeug ankam? Na wer weiß, heben wir sie eben auf... Die restliche Wartezeit haben wir dann gleich für die E-Mail genutzt und uns ansonsten ein bisschen die Beine vertreten.

Endlich im Flugzeug ärgerten wir uns dann doch noch über die Umbuchung: Man hatte uns die dämlichsten Sitze im gesamten Flugzeug angedreht! Ganz hinten, sodass man beim Einsteigen eeeewig ansteht, bis man endlich an seinem Platz ankommt, und als letzter aussteigen kann. Eine Wand direkt hinter uns, sodass man sich nicht nach hinten lehnen kann. Direkt über dem Motor, sodass es die gesamte Zeit schrecklich laut war. Selbst die Stewardess, die in der direkt hinter uns liegenden Küche rumwerkelte und damit noch ein paar klirrende Geräusche zum eintönigen Brummen des Motors hinzufügte, benutzte Ohrenstöpsel. Man könnte meinen, dass die beiden Personen, die neben uns auf der anderen Seite des Gangs saßen genau so doofe Plätze hatten, aber nein, die hatten wenigstens ein Fenster. Ja, man hatte sich das Fenster bei uns gespart. Da fällt die ärgerliche Tatsache, dass das Gepäckfach über uns für Küchenutensilien reserviert war und wir deswegen auch noch während des gesamten Fluges unsere Rucksäcke auf unseren Füßen liegen hatten, fast schon nicht mehr ins Gewicht. Die Stewardess hat uns dann aus Mitleid sogar noch jedem einen zweiten Mandeltörtchen-Snack gegeben, der uns immerhin ein bisschen aufheiterte.

Der Flug war ja glücklicherweise nicht lang. In Leipzig angekommen schnappten wir uns unsere Koffer und ein Taxi und waren eine halbe Stunde später zu Hause. Erstmal lüften, ein halbes Brot auftauen und die Post öffnen. Natürlich war wieder alles dringend und Christoph telefonierte gleich erstmal ein bisschen, um die wichtigsten Sachen mit seiner neuen Krankenversicherung zu klären. Dann erstmal Annabelle und Emily abholen - den beiden ging es in der Katzenpension in den vier Wochen offensichtlich ganz gut, auf jeden Fall sind sie sehr wohlgenährt. Die beiden Mäuse zu Hause abgesetzt und noch schnell zu Fuß zum Netto, damit wir am Abend nicht trockenes Brot essen müssen. Dann in Ruhe und mit tatkräftiger Unterstützung der Katzis die Koffer ausgepackt und die erste Maschine Wäsche gewaschen. Anschließend ein leckeres Abendessen - also von Brot, Wurst, Käse und frischem Orangensaft haben die Amerikaner einfach mal keine Ahnung! Dann den Abend gemütlich auf dem Sofa ausklingen lassen, wir waren gar nicht mehr so müde. Zumindest anfangs, gegen um 11 war ich dann unter meiner Kuscheldecke auf dem Sofa mit den beiden Katzen auf meinem Schoß eingeschlafen. Endlich wieder zu Hause!

Sonntag, 23. April 2017

Tag 26 - Lotti Karotti

Unser letzter voller Urlaubstag bedeutete heute eine längere Fahrtstrecke, immerhin müssen wir morgen wieder in Denver sein. Als perfekter Zwischenstopp kurz vor Denver bot sich der Rocky Mountains National Park an, in dem wir nach vierstündiger Fahrt gegen Mittag ankamen. Da der Park von Denver aus gut zu erreichen ist, heute zum letzten Mal schönes Wetter für diese Gegend vorausgesagt war, bevor es eine Woche regnen und schneien soll, und man dieses Wochenende nochmal freien Eintritt in allen Nationalparks hatte, war der Park auch entsprechend gut besucht. Macht aber nichts, damit haben wir gerechnet.

Wir entschieden uns für eine Wanderung zu verschiedenen Seen, die am Bear Lake startete und dann je nach Lust und Laune um weitere Seen erweitert werden konnte. Vor dem Start gab es zur Stärkung für mich erstmal eine Banane - meine erste Mahlzeit heute, nachdem mir die Pizza gestern blöderweise doch noch auf den Magen geschlagen hat. Also heute mal gediegenes Tempo, denn so richtig energiegeladen war ich von der einen Banane dann auch nicht. Laut Christophs Recherchen sollte der erste Teil des Weges bereits schneefrei sein, auf der restlichen Strecke sollte zwar noch Schnee liegen, der aber mit normalen Wanderschuhen zu bewältigen sei, auch wenn Spikes empfohlen waren. Naja, genau genommen liefen wir etwa 98% des Weges tatsächlich über Schnee, was gar nicht so einfach war. An den meisten Stellen war er zwar bereits durch viele Wanderer festgetreten, was ihn aber auch besonders glatt machte. So hatten wir an einigen steileren Aufstiegen unsere Mühe, hatten ja aber jede Menge Zeit, sodass wir uns einen Spaß aus der Rutschpartie machten. Besonders bei den Abstiegen sind wir fast ausschließlich nach unten gerutscht, wobei Christoph sich auch ein Mal ganz elegant auf den Hintern gesetzt hat. Die Aussicht während der Wanderung war jedenfalls super und die noch zum größten Teil gefrorenen Seen herrlich anzusehen.



Unterwegs erfreute uns auch ein Eichhörnchen, dass direkt neben uns durch die Bäume sprang und uns neugierig beobachtete.


Als wir an einem der Seen auf einen Stein klettern wollten, erwischte ich am Rande des Felsens eine ganz doofe Stelle und stand plötzlich mit einem Bein knietief im Schnee. Schnell das nun nasse Bein herausgezogen und auf den Stein gekraxelt. Nach kurzer Pause und einigen Fotos sollte es dann weitergehen. Christoph sprang vom Fels zurück in den Schnee, landete problemlos auf festem Untergrund und machte sich wieder auf den Weg. Ich sprang hinterher, achtete dabei darauf, dort zu landen, wo bereits Spuren waren und ... erwischte tatsächlich wieder ein Loch, durch das nun auch das andere Bein bis übers Knie im Schnee festhing! Christoph hat mich selbstverständlich herzlich ausgelacht und fühlte sich an das Brettspiel "Lotti Karotti" erinnert, bei dem auch immer ein Häschen Pech hat und in ein Loch fällt. Naja, wenigstens waren jetzt beide Beine gleichberechtigt nass. Warum ich dann allerdings später noch in ein drittes Schneeloch getreten bin, weiß ich auch nicht, wahrscheinlich weil aller guten Dinge drei sind oder so...

Nach der Wanderung um die Seen gingen wir dann noch einen kürzeren Trail zu einem Wasserfall, der zwar auch größtenteils über Schnee führte, aber nicht ganz so lang und nicht ganz so rutschig war.


Warum von den anderen Touristen bei etwa 15 Grad so viele Männer oberkörperfrei wanderten, ist uns allerdings ein Rätsel. Ebenso, warum sich so viele Amerikaner vor einer Wanderung scheinbar mit einer ganzen Flasche Parfüm einsprühen.

Inzwischen war es früher Abend und ich hatte immer noch nichts weiter gegessen, Christoph war inzwischen auch hungrig und so entschieden wir uns, in unser letztes Motel zu fahren. Unterwegs noch etwas zu essen geholt und dann erstmal auf dem Bett entspannt. Zum krönenden Abschluss des Urlaubs gab es heute sogar mal eine Folge "Family Feud", die wir in den letzten Wochen immer verpasst haben oder die entsprechenden Sender nicht empfangen konnten. Morgen steht dann nur noch Koffer packen auf dem Plan, bevor wir nach Denver fahren, unseren Trumplebee abgeben und hoffentlich pünktlich 16:10 Uhr nach Deutschland starten.

Samstag, 22. April 2017

Tag 25 - Overdressed

Nach dem stressigen Tag gestern ließen wir es heute ruhiger angehen. Ausschlafen, in Ruhe frühstücken, noch ein wenig entspannen und erst nach 10 Uhr das Motel verlassen - ein absolutes Novum in diesem Urlaub. Allzu viel hatten wir aber heute auch nicht vor, daher passte das mal wieder super in unsere Planung.

Erster Tagesordnungspunkt heute: der Rifle Falls State Park. Zu sehen gab es drei Wasserfälle, die sich direkt nebeneinander in die Tiefe stürzen. Der State Park selbst war eher wie eine Picnic Area angelegt, mit grünen Wiesen, jeder Menge Tischen mit Grillplätzen und betonierten Wegen. Ist aber nur ein sehr kleiner State Park, daher hielt sich der Andrang glücklicherweise in Grenzen. Eine kurze Wanderung, bei der man die Wasserfälle auch von oben bestaunen konnte, gab es auch. Diese haben wir selbstverständlich genutzt, aber bei einer Gesamtstrecke von zwei Kilometern kann man wohl kaum von einer Wanderung sprechen. Schön anzusehen waren die Wasserfälle aber, auch wenn es uns lieber gewesen wäre, wenn eine längere und beschwerlichere Wanderung bis zum Ziel einige andere Touristen abgeschreckt hätte.



Weiter ging es nach Glenwood Springs, wo wir pünktlich zur Mittagszeit eintrafen und erstmal etwas essen wollten. Die Lokalität war schnell gewählt, nur leider hatten wir ziemliches Pech mit unserem Kellner, der verwirrt wirkte, ungepflegt aussah und dessen Service einiges zu wünschen übrig ließ. Nicht zu vergessen die Musik, die in einer völlig unangebrachten Lautstärke lief und ständig zwischen Rockmusik und Kinderliedern wechselte. Dabei hatten wir uns schon gefreut, dass wir uns heute beim essen mal richtig viel Zeit lassen können. Naja, ich schätze, wir sollten es als Erfolg verbuchen, dass die Pizza geschmeckt hat und wir keine Lebensmittelvergiftung davongetragen haben.

Da die für den Nachmittag geplante Wanderung sehr beliebt ist und wir daher erst später starten wollten, checkten wir zunächst noch in unser Motel ein und entspannten ein bisschen. Gegen 16 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Hanging Lake, bei dem die Schilder auf der Interstate schon einige Meilen vorher ankündigten, dass der Parkplatz voll sei. Vor Ort angekommen stellten wir zum Glück fest, dass das Quatsch war. Einige Besucher waren natürlich noch unterwegs, aber die meisten waren schon auf dem Rückweg. Schnell noch die Rucksäcke gepackt (2,5 Liter Wasser, Foto- und Videoausrüstung, dicke Jacken) und die Wanderschuhe angezogen und schon konnte es losgehen.

Der Aufstieg bis zum See war etwa drei Kilometer lang und überwand mehr als 300 Höhenmeter. Die meiste Zeit verlief der Weg im Schatten der Canyonwände und ging stetig über Stock und Stein sowie gegen Ende auch kurzzeitig über Matsch und Schnee bergauf. Für diese Konditionen waren wir mit unseren Klamotten und Rucksäcken bestens gerüstet, fanden wir. Nachdem wir aber den ersten paar amerikanischen Wandergruppen begegnet waren, fühlten wir uns ziemlich overdressed. Scheinbar geht man einen solchen Weg mit Sandalen und hat höchstens, wenn überhaupt, eine 0,5-Literflasche Wasser für bis zu vier Personen dabei. Ganz wichtig auch bei knapp 15 Grad (Tendenz sinkend, da inzwischen fast 18 Uhr): kurze Hosen und T-Shirt. Naja, wir waren letztendlich mit unserer Wahl zufrieden, verstehen aber einmal mehr, warum bei vielen Wanderungen hier immer so intensiv auf riesigen Schildern und in gesonderten Broschüren darauf hingewiesen wird, dass man immer genug Wasser bei sich führen sollte - scheinbar brauchen manche diesen Hinweis wirklich.

Der Weg nach oben war wie erwartet etwas anstrengend, aber schneller als gedacht bewältigt und wir wurden mit einem schönen Ausblick auf den Hanging Lake und den dahinter liegenden Wasserfall belohnt.



Der Abstieg ging dann noch ein bisschen schneller und selbst eine ältere Dame, die schon im Schildkrötentempo auf dem Weg nach unten war, als wir noch nach oben kletterten, hatte es inzwischen bis fast nach unten geschafft. Warum wählt man auch ausgerechnet eine Wanderung mit steilem Aufstieg, wenn man sowieso schon Knieprobleme hat und es in der Umgebung hunderte Alternativen ohne Kletterei gibt? Unter den konstanten und cheerleadermäßigen Anfeuerungsrufen ihrer Begleiterin hat die gute Frau aber letzten Endes ebenso wie auch wir den Rückweg wohlbehalten überstanden.

Tag 24 - Der McFlurry-Notfallplan

Da das Wetter gestern im Black Canyon of the Gunnison ja leider nicht so mitspielte, versuchten wir heute am frühen Morgen nochmal unser Glück. Zwar mussten wir eine ganze Weile warten, bis sich die Sonne immer mal wieder kurzzeitig zwischen den Wolken durchkämpfte, aber mit so ein bisschen Sonnenlicht sieht das Ganze doch schon viel freundlicher aus. Allerdings war das Warten auch alles andere als angenehm bei Temperaturen um die 0 Grad und einem stürmischen Wind da vorn an den Klippen.



Dem witzigen Bären auf dem Rückweg konnten wir auch nicht widerstehen und hielten beim inzwischen vierten Mal vorbei fahren nun endlich auch mal für ein Foto an.


Als nächstes stand das Colorado National Monument auf dem Plan. Nach einiger Fahrtzeit machten wir erstmal eine kurze Wanderung zum Devil's Kitchen, um uns die Beine zu vertreten. Leider schon dort, als wir ankamen: eine Schulklasse, die sich überall verteilt hatte, sodass es unmöglich war, ein ordentliches Foto zu machen. Also hieß es wieder mal warten und erstmal in Ruhe die Felsen bestaunen. Am Himmel flogen immer noch jede Menge dicke weiße Wolken vorüber, die in regelmäßigen Abständen die Sonne verdeckten. Als die Schulklasse endlich ging, verschwand gleichzeitig auch die Sonne. Christoph ist nicht von seiner Überzeugung abzubringen, dass die Lehrerin das absichtlich gemacht hat, damit wir kein ordentliches Foto schießen können. Angesichts der Tatsache, wie lange die Lehrerin gebraucht hat, bis überhaupt erstmal alle Schüler verstanden hatten, dass sie jetzt gehen wollen, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass sie diesen Zeitpunkt so perfekt hätte abpassen können, mal ganz davon abgesehen, dass sie zwischen den vielen schreienden und selbstverständlich Müll hinterlassenden Kinder wahrscheinlich gar nicht gemerkt hat, dass wir noch da waren. Wie auch immer, nachdem zwischenzeitlich noch zwei junge Männer im Weg standen, die im Schatten aus unmöglichen Perspektiven Fotos mit ihren Handys machten, kam irgendwann die Sonne wieder und wir hatten auch endlich freie Sicht.


Auf dem Weg durch den Park hielten wir danach an dem einen oder anderen Aussichtspunkt an und betrachteten die frei stehenden Felssäulen.


Als wir schon fast wieder am Ausgang waren, erfreute uns schließlich noch eine Herde Dickhornschafe, die am Straßenrand graste.


Anschließend machten wir einen kurzen Zwischenhalt, um Mittag zu essen, bevor wir uns zu den Fisher Towers aufmachten. Wobei kurz in diesem Fall dank mangelhafter Ausschilderung der örtlichen Lokalitäten wesentlich länger dauerte als wir eigentlich wollten...

Naja, irgendwann zwischen 15 und 16 Uhr kamen wir an den Fisher Towers an, an denen wir kurzfristig auch noch eine letzte Zeltnacht eingeplant hatten. Diese Idee hatten wohl aber auch schon viele andere, der Campingplatz war voll. So richtig überraschte uns das nicht, schon auf den letzten Meilen bis zum Ziel hatten wir zwei Campingplätze passiert, die recht weit außerhalb liegen und trotzdem sehr gut besucht waren. In der näheren Umgebung gab es noch mehrere andere Campgrounds, also versuchten wir es erstmal weiter - ohne Erfolg. Alle Plätze waren restlos belegt und selbst an manchen Parkplätzen, an denen Zelten eigentlich nicht erlaubt ist, hatten schon Leute ihre Zelte aufgeschlagen.

Na so ein Mist! Und was nun? Da hilft nur noch der McFlurry-Notfallplan! Dieser hat sich in diesem und auch im letzten Urlaub schon mehrfach bewährt und bedeutet nichts anderes, als zum nächsten McDonald's zu fahren, als Alibi ein Eis zu kaufen, um dann dank kostenlosem W-LAN Alternativen auszuloten und umzuplanen. Leider mussten wir dafür erstmal bis nach Moab fahren, um dort festzustellen, dass auch in diesem kleinen Städtchen die Hölle los war. Mehr oder weniger im Schritttempo ging es bis zum Fastfoodladen. Aus unserer eigentlichen Idee, spontan in Moab zu übernachten, wurde nichts: Laut Booking.com war Moab zu 96% ausgebucht und von den vier Zimmern, die wir noch zur Auswahl hatten, kostete das günstigste 250 Euro. Dann müssen wir eben doch wieder zurück nach Grand Junction fahren. Zimmer gebucht (45 Euro) und zurück zu den Fisher Towers, immerhin waren wir nur deshalb den Umweg von 80 Meilen gefahren, also wollten wir jetzt auch unbedingt noch diese Wanderung machen.

Inzwischen war es 18 Uhr, die Wanderung für drei bis vier Stunden ausgelegt und halb neun wird es dunkel. Tja, da müssen wir wohl ein bisschen schneller laufen. Wir schafften die Wanderung in zwei Stunden und fünf Minuten (inklusive Foto- und Trinkpausen), waren fast allein, die Felsen herrlich von der untergehenden Sonne beleuchtet und bevor die Sonne endgültig unterging und man eine Taschenlampe gebraucht hätte erreichten wir wieder unser Auto.


(18:30)


(20:00)

So hatten wir also aus diesem chaotischen Tag noch das Beste rausgeholt, waren dann aber auch wirklich müde, als wir gegen 22 Uhr endlich im Motelzimmer saßen und uns aus unseren Vorräten noch etwas zum Abendessen suchten.

Donnerstag, 20. April 2017

Tag 23 - Colorful Colorado

5. Gastbeitrag:

Zum Start sollte es heute morgen zum Cox Canyon Arch gehen. Der liegt etwas abgelegen in einem Gebiet im Norden New Mexicos voller Förderanlagen, Pumpen und anderem Industriekram. Scheinbar gibt es hier irgendwas Wertvolles aus dem Boden zu holen. Jedenfalls stecken auch überall kleine Fähnchen im Boden, die in Form und Farbe verdächtig an Minesweeper-Fähnchen erinnern, sodass man beim darüberfahren jederzeit damit rechnet, eine unliebsame Explosion auszulösen. Der vorher heruntergeladene Track lässt uns auch kurz hinter einer Industrieanlage halten, sodass man sich ein bisschen wie ein Eindringling vorkommt.

Aber gut, der Arch soll ja nur 400 Meter Fußweg entfernt sein, also fix hin. Nach 200 Metern endet unser Ausflug aber schon an einer nahezu senkrechten Felswand. Keine Ahnung wie der Typ, von dem ich den GPS-Track habe, hier hochgekommen ist. Vielleicht war es einer der Brüder aus der Milchschnitte-Werbung. In der Nähe sehen wir auch keine andere Aufstiegsmöglichkeit, also zurück zum Auto. Dort sehen wir, wie einige Amis auf der gegenüberliegenden Seite versuchen, auf das Plateau zu gelangen. Glück gehabt - dort konnte man sich tatsächlich ganz gut hochdrücken und nach zehn weiteren Minuten waren wir auch schon am Arch. Für das bisschen Aufwand sah er auch recht gut aus.


Anschließend ging es wieder nach Colorado und wie schon am Anfang unserer Reise wurde das Wetter wieder schlecht. Wer der Sonne nichts abgewinnen kann und stattdessen bei Regen, Wind und Wolken so richtig aufblüht, sollte also "Colorful Colorado" (wie das Staateingangsschild selbstsicher verheißt) im April weit oben auf seine Wunschliste setzen. Die dominierende Farbe ist mausgrau, es folgen geschecktes weiß, schlammbraun und olivgrün. Ein echtes Farbspektakel. Da wir auf dem Weg nach Montrose eine Gebirgskette überqueren mussten, wurde es auch ganz schön kühl und verschneit.


Auf Fotos vom Million Dollar Highway - nach der Anpreisung im Internet eine der schönsten Strecken weltweit - haben wir bei der Witterung verzichtet. Wenn hier irgendwann tatsächlich mal die Sonne scheinen würde, wäre sie aber wohl tatsächlich sehr ansehlich. Warum die Straße so heißt, wie sie eben heißt, weiß übrigens keiner mehr. Die heißt halt so. Ist wie bei Pfannkuchen.

In Montrose angekommen, blieb es wolkig. Da wir sonst nichts zu tun hatten, sind wir trotzdem zum nahen Black Canyon of the Gunnison NP gefahren. Wie schon unzählige Male zuvor, wollte auch hier mal wieder niemand unseren National Park-Pass sehen. Die 80 Dollar dafür hätten wir uns echt sparen können. Die Rangerette im Visitor Center wirkte regelrecht konsterniert, dass hier mal jemand vorbeikommt und sie beim Sortieren der Teddybären im Gift Shop stört.

Der Canyon selbst ist wohl recht hübsch, aber ohne Sonne wirkt er halt nicht wirklich, also haben wir uns nach ein paar Fotos, wie diesem hier ...


... die Zeit mit Kartenspielen vertrieben und auf besseres Wetter gewartet. Ich habe natürlich verloren. Als wir den Park dann nach einiger Zeit verlassen wollten, öffnete sich tatsächlich kurz der Himmel und gab ein wenig Licht frei. Wir fuhren auch gerade an einem Viewpoint vorbei, also schnell rausgesprungen, die 300 Meter zur Canyonkante gesprintet und ... na toll, den Verarsche-Viewpoint erwischt, an dem es aber auch mal rein gar nix zu sehen gibt. Da es solche Viewpoints in nahezu jedem Park gibt, nehme ich an, dass da ein Konzept dahintersteckt und die Ranger sich abends über heimlich gefertigte Videoaufnahmen der enttäuschten Parkbesucher scheckig lachen. So sehen die Wände jedenfalls bei Licht aus.


Dann zurück nach Montrose und noch bei Applebee's gegessen. "Bacon yam" besteht übrigens zu 90 % aus Zwiebeln und zu 10 % aus Bacon. Nichts für mich. Der Caesar's Salad von Lisa war aber lecker.

Mittwoch, 19. April 2017

Tag 22 - Hoodoomania

Nach einer erholsamen Nacht in unserem schönen Motelzimmer und einem leckeren Frühstück (Pebbles für Christoph und tatsächlich zum Toast mal frisches Obst und Gemüse für mich) starteten wir unseren heutigen Ausflug. Drei Ziele standen auf unserem Plan, allesamt Badlands mit jeder Menge Hoodoos.

Los ging es in der Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness Study Area. Die Anfahrt war einfach, die längere Dirtroad wurde ihrem Namen in keinster Weise gerecht, fuhr sich eher wie eine ganz normale asphaltierte Straße. Begrüßt wurden wir von einem Schild, dass die Badlands als Wilderness Study Area auswies mit dem Hinweis, dass bestimmte Handlungen hier verboten sein können und man sich für nähere Informationen an das Bureau of Land Management wenden soll. Aha, alles klar. Irgendwelche Handlungen könnten hier vielleicht verboten sein und irgendein BLM, die es ja hier in nahezu jeder Stadt gibt, kann dazu Auskunft geben. Danke für nichts. Naja, wir wollten uns ja auch nur umschauen und ließen unser Auto vorsichtshalber vor dem Schild stehen. Insgesamt legten wir etwa sieben Kilometer zwischen den lehmigen Hügeln zurück und sahen dabei vor allem eins: Hoodoos, jede Menge Hoodoos. Diese fanden sich hier in allen Größen, Formen und Farben und waren herrlich anzusehen.




Zurück am Auto gab es einen kleinen Snack, bevor wir weiter zum Valley of Dreams fuhren. Nur einige Meilen weiter fanden wir auch schon den Parkplatz. Naja, zumindest sagte das GPS, dass hier der Parkplatz ist. Bei genauerem Hinsehen konnte man auch ein paar Fahrspuren erkennen, die darauf hindeuteten, dass auf dieser Wiese aus stacheligen Büschen schon mal andere Autos gestanden haben. Also wieder mal ein echtes Secret, das Christoph da ausgesucht hat, sehr wenig besucht und ohne jegliche Beschilderung. Los ging es mal wieder querfeldein, bis wir vor den nächsten Lehmhügeln standen. Auch hier wieder: Hoodoos, so weit das Auge reicht, dieses Mal aber in anderen Formen und Farben. Eine Wanderung von etwa sechs Kilometern führte uns einmal drumherum, sodass wir alle Hoodoos bestaunen konnten.




Eine kleine Besonderheit auf dieser Wanderung, die uns so in den USA zum ersten Mal begegnet ist: Unterwegs fanden wir einen Kuhkadaver in einem ausgetrockneten Wash. Bäh!


Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch zur Angel's Peak Picnic Area, wo wir von verschiedenen Aussichtspunkten nochmal bunt angestrahlte Lehmhügel bestaunen konnten. So haben wir auch heute wieder viel erlebt und gesehen und sitzen jetzt glücklich und zufrieden mit ein klein wenig Sonnenbrand in unserem tollen Motelzimmer, in dem wir zum Glück zwei Nächte gebucht haben, sodass wir auch morgen nochmal das leckere Frühstück genießen können.

Dienstag, 18. April 2017

Tag 21 - Angst vor Fred

Unser heutiger Tag begann mit der Suche nach dem versprochenen Frühstück. Von unserem Motel in Monticello waren wir ziemlich enttäuscht, aber wenigstens hatten wir ein Zimmer mit Frühstück gebucht. Nur wo war das? Dass es in der winzigen Lobby, die eigentlich nur ein einfaches Bürozimmer war, kein Frühstücksbuffet geben würde, war uns schon klar. Also nochmal bei Booking nachgeschaut und da stand, es gäbe einen Frühstückskorb. Dieser war nur leider weder in unserem Zimmer noch vor unserer Tür zu finden. Die Nachfrage an der Rezeption ergab, dass die neue Inhaberin das Motel erst vor zwei Wochen übernommen hat und es bei ihr eben kein Frühstück mehr gibt. Naja, das mag ja sein, aber wir haben doch dafür bezahlt?! Tatsächlich hatten wir zwischenzeitlich noch umgebucht, eben weil es in der anderen Unterkunft kein Frühstück gegeben hätte und hier damit geworben wurde. Sonst wären wir nie in diesem heruntergekommenen Motel mit löchrigen Handtüchern gelandet. Erstmal ein selbst gemachtes Frühstück zur Beruhigung, immerhin hatten wir noch Pebbles mit Milch und Bagel mit Honig und Nutella in unserem Proviant. Jetzt waren wir zwar gesättigt, aber es ging ums Prinzip. Also beim Auschecken nochmal nachgefragt, ob wir einen Teil unseres Geldes zurückbekommen. Die gute Frau versprach, dass sie da auf jeden Fall etwas für uns tun kann, aber erst mit ihrem Manager sprechen muss. Sie ruft uns dann an. Na sicher...

Na gut, es gibt wohl Wichtigeres im Urlaub, also auf in Richtung Farmington. Die dreistündige Fahrt war vergleichsweise langweilig, vom grünen Colorado ging es wieder ins gelbe New Mexico, unterwegs gab es kaum Berichtenswertes zu sehen. Kurzer Zwischenstopp zum Einkaufen in Farmington und weiter in die Bisti Badlands. Hier waren wir schon vor zwei Jahren, konnten aber das Highlight, die Cracked Eggs, damals nicht finden, weil wir zu wenig Geduld hatten, was in erster Linie an der brütend heißen Junisonne und an Christophs Verletzung lag. Also heute ein zweiter Versuch. Am Parkplatz angekommen, konnten wir erstmal das Treffen der oberkörperfreien, ungepflegten alten Männer mit langen Loten und Schmerbäuchen beobachten. Viel mehr gibt es zu denen auch nicht zu sagen, drei von ihnen standen dort rum und soweit wir das beobachten konnten, gehörten sie auch nicht zusammen, sondern trafen sich dort zufällig und gaben ein ziemlich komisches Bild ab. Ebenfalls ein bisschen merkwürdig: Der Mann, der neben uns parkte. Schätzungsweise Anfang 60 und offensichtlich alleinreisend, lief er Runden um sein Auto, während er eine Fünfminutenterrine aus dem Plastikbecher zu sich nahm. Kurz versuchte er, uns in ein Gespräch zu verwickeln, was wir mit kurzen, aber höflichen Antworten weitestgehend verhindern konnten. Er verabschiedete sich mit einem "See you on the trail!" in Richtung Wanderung. War das eine Drohung?

Da wir bekanntermaßen beim wandern am liebsten unsere Ruhe haben, warteten wir noch einige Minuten, bevor wir im folgten. War gar nicht so einfach, weil er ewig an der Karte herumlungerte und dann im Zeitlupentempo loslief. Irgendwann wagten wir es dann und trugen uns zunächst ins Trailregister ein. Demzufolge hieß unser einsamer Parknachbar Fred. Aber gut, Fred schien den normalen Weg zu nehmen. Wir dagegen wollten als erstes zu den Eiern, die ganz hinten waren. Also umgingen wir die ganzen Hoodoos am Anfang der Wanderung in der Hoffnung, damit auch Fred zu umgehen, weil wir keine Lust auf ein Gespräch hatten. Fred sah aber, dass wir in einiger Entfernung an ihm vorbei gingen und heftete sich an unsere Fersen. Was wollte denn der Kerl von uns? Etwa drei Kilometer waren es bis zu den Eiern, zwei Kilometer davon wurden wir von Fred verfolgt. Immer schön im Abstand von etwa 200 Metern lief er hinter uns her. Irgendwie war es gruselig, wir natürlich ganz allein, weit und breit keiner der anderen Besucher in Sicht und noch nicht einmal der Parkplatz in Sicht- oder Hörweite... Klar, am wahrscheinlichsten war, dass Fred einfach keinen Plan hatte, wo er hingehen soll, da die Badlands nur eine weite Fläche mit einigen Hügeln dazwischen sind, auf denen man sich nur schwer orientieren kann, die Highlights immer erst sichtbar sind, wenn man direkt davor steht, und die Karte am Trailhead wenig bis gar nicht hilfreich ist. Aber was, wenn er was anderes im Schilde führt? Okay, ich lese eindeutig zu viele Thriller... Als wir schließlich an den Cracked Eggs ankamen, holte er uns ein und unsere Vermutungen bestätigten sich: Er war einfach nur einsam und hatte keine Ahnung, wo er hin musste. Da wir so zielstrebig in eine Richtung gegangen sind, hatte er gehofft, dass wir uns auskennen und ist uns gefolgt. Kurz auf unserer GPS-Karte auf dem Handy erklärt, wo wir sind und was es wo zu sehen gibt, noch ein paar belanglose Höflichkeiten ausgetauscht und er ging seiner Wege. Trotzdem waren wir irgendwie froh, dass sich das nun geklärt hatte, und konnten endlich in Ruhe die Cracked Eggs bestaunen.


Anschließend noch ein bisschen weiter gewandert und die eine oder andere bekannte Formation vom letzten Jahr bestaunt und einige Neuheiten entdeckt.




Da es auf dem weiten Feld aber so gut wie keinen Schattenplatz gibt, wir selbstverständlich wieder in der Mittagshitze gestartet waren und uns nach der gestrigen Wanderung nicht gleich wieder zu sehr anstrengen wollten, machten wir uns nach etwa zwei Stunden auf den Rückweg.


Zurück nach Farmington und erstmal im Motel eingecheckt. Dabei erlebten wir im Gegensatz zur gestrigen Unterkunft eine positive Überraschung, hier ist es absolut super, wir haben sogar eine Wiese und einen großen Nadelbaum mit singenden Vögeln vor der Terrassentür! Und passend zu unserem Plan, heute nochmal zu waschen, gab es Waschmaschine und Trockner gleich hier im Motel, sodass wir nicht mal in der Stadt nach einer Laundry suchen müssen. Also noch essen gefahren, gewaschen, ein bisschen aufgeräumt und unsere letzten paar Tage hier noch ein wenig umgeplant, weil wir so gut in der Zeit liegen.

Montag, 17. April 2017

Tag 20 - Wandertag

Heute früh sind wir nach einer sehr ruhigen Nacht mit einem traumhaften Sternenhimmel, den wir gestern Abend beim Zähne putzen noch bestaunen konnten, gut gelaunt und ausgeschlafen aufgewacht. Leider war es schon die letzte Übernachtung im Zelt, da wir die kommenden Tage wieder in Gegenden verbringen, in denen es noch zu kalt zum zelten ist.

Schnell das Zelt verpackt, gefrühstückt, Rucksäcke gepackt und die zehnminütige Fahrtstrecke zum heutigen Trailhead zurückgelegt und schon konnte es gegen 8:15 Uhr losgehen. Und nein, wir waren heute nicht spät dran, wir sind nur inzwischen wieder in Utah gelandet und haben daher wieder eine Stunde Zeitverschiebung gegenüber der Arizonazeit der letzten Tage. Heute stand uns eine besondere Wanderung bevor, quasi eine offene Rechnung unserer letzten Reise: der Druid Arch im Needles District des Canyonlands National Park. Dieser stand eigentlich schon vor zwei Jahren auf unserem Plan, fiel dann aber leider Christophs Verletzung am Fuß zum Opfer, was uns damals schon ein bisschen geärgert hat. Aber heute waren wir beide fit und voller Tatendrang, sodass wir auch dieses Ziel auf unserer Liste endlich abhaken konnten.

Gute achteinhalb Kilometer mussten wir bis zum Arch zurücklegen. Dabei ging es nach einem ersten steilen Auf- und Wiederabstieg durch einen trockenen Wash mit teilweise tiefem Sand und allerhand Geröll. Auf den letzten zwei Kilometern standen dann noch einige Kletterpassagen an. Dennoch waren wir schon nach nur zwei Stunden und 24 Minuten am Ziel. Bislang war der Himmel leider komplett bewölkt gewesen, was für die Wanderung zwar angenehm, für die Fotos vom Arch aber nicht so praktisch war. Also haben wir erstmal eine Pause eingelegt, etwas gegessen und die überraschend vielen anderen Besucher beobachtet, die sich ebenfalls hierher geschleppt hatten. Von Oma und Opa mit ihren Wanderstöcken über einen einsamen Fotografen bis hin zur amerikanischen Familie, deren Söhne offensichtlich wenig Lust auf diesen Naturquatsch hatten und deren Vater alles kommentieren musste, was er gerade tat ("Let's eat a Sandwich", "I take a picture", "Here we go again") war wirklich alles dabei. Nicht zu vergessen die Pfadfindergruppen, von denen wir über den Tag verteilt mehrere trafen und am Arch leider die nervigste davon erwischt hatten (alle im Alter von etwa 16 Jahren). Die meisten anderen hatten nicht so viel Geduld wie wir und verschwanden nach fünf bis zehn Minuten Pause wieder. Das Warten lohnte sich aber, denn nach einiger Zeit klarte der Himmel endlich auf und wir konnten einen sonnenbeschienen Arch vor blauem Himmel bewundern.


Zum Größenvergleich: Im folgenden Bild sieht man mich, am unteren Rand des Fotos etwa mittig, mit schwarzer Hose und weißem Shirt.


Wir waren von dem riesigen Arch absolut begeistert und sind mehr als froh, dass wir diese Wanderung trotz ihrer Länge nochmal in Angriff genommen haben. Auch der Weg an sich bot in alle Richtungen viel zu sehen und lief sich die meiste Zeit (zumindest solange es nur leicht bergab oder bergauf ging) auch ganz angenehm.



Da alles so wunderbar klappte, die Sonne inzwischen durchgängig schien und wir uns noch fit genug fühlten, machten wir noch einen Abstecher zum Chesler Park, eine relativ grüne Hochebene, die ringsum von den für den Needles District typischen zerklüfteten Felsen umgeben ist. Dies bedeutete zwar erneut einen ziemlich steilen und dieses Mal auch sehr abenteuerlichen Aufstieg, lohnte sich aber ebenfalls.



Naja, und wenn wir nun schon mal hier oben sind, können wir das Trio auch noch perfekt machen und ein Stück den Joint Trail entlang gehen - eine sehr schmale Spalte zwischen zwei Felswänden, die man knapp zwei Kilometer verfolgen kann.


Nun hatten wir aber wirklich genug gesehen und es war Zeit für den Rückweg. Einige steile Auf- und Abstiege später waren wir fast schon am Ziel, nur noch etwa drei Kilometer bis zum finalen Abstieg. Diese letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi, die Füße taten inzwischen weh, das Wasser war fast alle und es zeichnete sich ein leichter Sonnenbrand ab. Irgendwann kamen wir aber doch wohlbehalten beim Auto an und waren glücklich... Und müde und kaputt! Immerhin stolze 24 Kilometer haben wir auf dem unwegsamen Gelände in 8,5 Stunden zurückgelegt. Unsere bislang längste Wanderung in den USA! So fühlten wir uns aber auch und freuten uns sehr, als wir etwa 1,5 Stunden später mit etwas Essbarem in der Hand und der Aussicht auf eine erfrischende Dusche endlich die Schuhe ausziehen und uns auf unser Motelbett legen konnten. Wir gehen heute nirgendwo mehr hin!

Tag 19 - Frohe Ostern

Heute hatten wir eigentlich nicht viel vor, außer die lange Strecke von Page in den Needles District des Canyonlands National Parks zu überwinden, weil wir hier morgen früh zu einer Wanderung starten wollen. Damit die lange Fahrt nicht ganz so langweilig wird, gab es den einen oder anderen kurzen Abstecher.

Gegen 9 starteten wir in Page, betankten erstmal noch den guten Trumplebee und machten einen kurzen Zwischenstopp bei Walmart, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen, die sich als zu versteckende Ostereier eignen. Einkauf am Ostersonntag im Supermarkt, in Deutschland kaum denkbar, hier völlig normal. Gut für uns, dass man hier sieben Tage die Woche einkaufen kann, da wir im Urlaub immer den Überblick über die Wochentage verlieren.

Es folgte eine laaange Fahrt durch mal mehr und mal weniger reizvolle Landschaften. Da der Radioempfang hier meist eher dürftig ist, hatten wir am Ende des Tages jede unserer CDs mehrfach gehört und gaben uns sogar mit wegen schlechten Empfangs rauschenden Countrysendern und minutenlanger Radiowerbung zufrieden. Hauptsache mal was anderes hören.

Gegen Ende des ersten Streckenabschnitts wurde die Routenführung ein bisschen interessanter, wir passierten das Monument Valley und bestaunten von Weitem die berühmten Buttes und kurz darauf den Mexican Hat. Alles schon live gesehen, ein Blick aus dem Auto reicht. Einige Meilen später nahmen wir der Abwechslung wegen einen kleinen Umweg und fuhren durch das Valley of the Gods, in dem ebenfalls rötliche Steintürmchen stehen, die alle nach irgendwas aussahen oder zumindest aussehen sollten. Bei einigen fehlte uns wohl einfach die Fantasie oder wir hatten den falschen Blickwinkel, manchmal konnten wir beim besten Willen nicht das erkennen, wonach der Butte benannt war. Einige hatten auch keine Namen und bekamen daher welche von uns. So entdeckte Christoph den Nachttopfrock sowie den Wie-Cheeseburger-bei-McDonald's-wirklich-aussehen-Rock.

Am frühen Nachmittag erreichten wir dann unser zweites Zwischenziel, das Natural Bridges National Monument. Unser sehr kurzer Ausflug hierher vor zwei Jahren war von schlechtem Wetter geprägt, sodass wir auch keine Lust hatten, zu den Brücken hinunter zu wandern. Heute wollten wir dem Monument nochmal eine Chance geben. Das Wetter spielte mit und so unternahmen wir auch zwei kurze Wanderungen, um die Sipapu Bridge und die Owachomo Bridge von unten zu betrachten. Zwei gute Gelegenheiten, sich mal die Beine zu vertreten und wenn man direkt davor steht, sind die Brücken auch durchaus beeindruckend.




Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Canyonlands National Park. Kurz waren wir erschrocken, weil das Navi plötzlich meinte, wir bräuchten noch länger als dreieinhalb Stunden. Es war aber schon um 5 und wir wollten doch nicht erst im Dunkeln ankommen. Das kann nicht sein, Christoph verplant sich doch bei so etwas nicht. Es stellte sich heraus, dass das Navi Probleme mit der relativ langen Strecke im National Park hatte, dafür gab es scheinbar keine verfügbaren Werte über den Zustand der Straße und die zulässige Geschwindigkeit. Letzten Endes standen wir noch vor um 7 auf unserem vorgebuchten Campingplatz, den wir super ausgewählt haben. Ganz idyllisch ein wenig im Hintergrund zwischen ganz alten Bäumen haben wir unser Zelt aufgestellt. In Richtung unseres Autos hat man dazu noch einen schönen Ausblick auf die gegenüberliegende Felswand, die im Abendlicht leuchtete, als wir ankamen. Super!


Da es noch über eine Stunde hell war, blieb auch noch genug Zeit für die von Christoph so sehr geliebte Ostereiersuche. So konnten wir ganz stressfrei bei herrlichem Sonnenschein und noch fast 20 Grad unsere heute früh erworbenen Süßigkeiten gegenseitig verstecken und suchen und im Anschluss war noch Zeit für ein kleines Lagerfeuer mit Marshmallows.

Samstag, 15. April 2017

Tag 18 - Kein Tag für Mutti

4. Gastbeitrag:

Heute haben wir den ganzen Tag nur Sachen gemacht, vor denen es meiner Mutti im USA-Urlaub immer gegraut hat: Dirtroads und steile Abhänge.

Aber von Anfang an: Eigentlich standen planmäßig die White Domes auf dem Programm. Da sie aber optisch den Coyote Buttes-Formationen der vergangenen Tage doch recht ähneln, haben wir uns - wie schon vor zwei Jahren - dagegen entschieden, dorthin zu wandern. Und wieder einmal - wie schon vor zwei Jahren - sind wir stattdessen zum Grand Canyon gefahren. Arme White Domes - offenbar die ewigen Verlierer. 

Nunja, dieses mal zog es uns aber nicht zum Grand Canyon North Rim, der ohnehin noch geschlossen hatte, sondern in das abgelegene Toroweap- oder auch Tuweep-Areal. Die Begriffe scheinen austauschbar zu sein. Was sie bedeuten, sei Etymologen und Schöngeistern überlassen. Ich habe es irgendwo gestern gelesen, aber sofort wieder vergessen.

Problematisch an diesem Gebiet ist jedenfalls die Anfahrt, die nur über sage und schreibe 61 Meilen, also knapp 100 km Dirtroad (one-way!) zu bewerkstelligen ist. Im Internet hieß es, dass die Ranger berichten würden, dass sich jeder vierte Besucher mindestens einen Platten fahre und man zumindest zwei Ersatzreifen dabei haben soll. Ich halte das immer noch für eine urban legend, zumal sonst auch ständig die Zufahrt verstopft wäre. Lisa habe ich jedenfalls erst später davon erzählt; sie wurde auch so schon nervös genug, als ich nochmal alle Reifen inklusive Ersatzreifen geprüft habe. 

Nach anderthalb Stunden asphaltierter Strecke ging es dann endlich los. Und wir hatten das Glück offenbar auf unserer Seite. Die ersten 40 Meilen waren in einem so tadellosen Zustand, dass wir nur etwa eine Stunde dafür brauchten. Fast wie auf dem Highway. Nur ein Quad, dass vor uns hertuckerte nervte uns, da es a) recht langsam war und b) wegen dem aufgewirbelten Staub nicht überholt werden konnte. War man auf 20 Meter ran, konnte man quasi nichts mehr sehen. Der Quad-Fahrer war offenbar ein Arsch und ließ uns nicht passieren, also machten wir eine Pinkelpause und folgten ihm dann mit einigem Abstand.

Nach der vierzigsten Meile wurde die Piste kontinuierlich schlechter bis sie schließlich ab Meile 50 fast nur noch aus eckigen Steinchen bestand, über die Trumplebee sich tapfer polterte. Bei Meile 55 begann dann der Nationalpark und der wohl einsamste Ranger der Welt freute sich riesig, hier ab und an mal jemanden zu treffen. Ein netter Opa, der uns eindringlich empfahl, doch etwas länger zu bleiben und meinte, dass wir auch bei ihm zu Hause klingeln könnten, falls wir die Schließzeit versäumen sollten. Er wohnt also tatsächlich hier draußen.

Ab Meile 58 wurde es schlimm. Spitze Steinplatten, hohe Absätze, steile Hänge, durchdrehende Reifen - das volle Programm eben. Unser schon seit längerem lockerer Auspuff, klackerte noch mehr als üblich. Bei etwa 60,5 Meilen ging es einfach nicht weiter. Trumplebee wäre zwar sicher selbstlos den Heldentod an einer etwa 30 cm hohen Steinkante gestorben, doch wir wollten ja auch wieder zurück. Also stellten wir ihn ab und gingen den Rest zu Fuß.

Nach 15 Minuten erreichten wir den Toroweap Overlook und es hat uns einfach umgehauen. Der von uns bisher als absolut überwertet eingeschätze Grand Canyon hat sich innerhalb weniger Sekunden vollständig rehabilitiert. So habe ich ihn mir immer vorgestellt, bevor ich ihn das erste Mal am South Rim gesehen habe: Eine Schlucht mit senkrecht abfallenden Hängen, von denen man direkt bis zum Colorado River sehen kann. Genau so ist es hier - und das ganze 3000 Fuß (etwa 900 Meter) tief. Fotos gefällig?



Auf dem ersten Bild ist Lisa, auf dem zweiten bin ich "versteckt". Nähert man sich der Kante, wird einem schon äußerst mulmig, sodass man stets zwischen dem Wunsch nach dramatischen Motiven und dem Vermeiden leichtsinnigen Verhaltens abwägen muss. Nervige Insekten und und die vielen Schwalben, die ständig vorbeizischen, um dich zu erschrecken, tun ihr übriges. Ansonsten war es aber ein wirklich tolles Erlebnis und trotz vergessenem Stativkopf konnten wir dank eines hilfsbereiten Amerikaners noch ein Pärchenfoto machen.


Zu guter letzt noch die Lava Falls-Stromschnellen ...


... und das wohl am schönsten gelegene Toilettenhäuschen der USA ...


... besucht. Dann hieß es zurück nach Page. Auf dem gleichen Weg, den wir hergekommen sind...

Freitag, 14. April 2017

Tag 17 - Ein bisschen Italien

Heute stand ein entspannter Tag auf dem Programm, sodass wir mal gemütlich bis halb 8 geschlafen haben. Nach dem üblichen Hotelfrühstück machten wir uns auf den Weg. Erste Anlaufstation: Die Antelope Canyons. Zwar lassen wir uns nur ungern von den gierigen Navajo-Indianern abzocken, aber manchmal kommt man eben nicht drum herum. Also versuchten wir zunächst unser Glück beim Upper Antelope Canyon, wo wir überraschenderweise noch volle Auswahl bei den anstehenden Touren hatten. Wir entschieden uns für die Tour um 11. Gleich noch ein Abstecher einmal über die Straße zum Lower Antelope Canyon, wo zwar mehr los war, es aber trotzdem noch ausreichend Plätze zu allen Uhrzeiten gab. Also die Tour für 15 Uhr bezahlt und damit stand der Tagesplan auch schon. Im Vergleich zu unseren letzten Ausflügen fühlten wir uns aber schon jetzt ein wenig abgezockt, angesichts der vielen Dollar, die wir nur dafür hinblättern mussten, dass die Navajos uns den Zugang zu den Canyons erlauben. Es erinnerte ein wenig an Italien, wo wir auch für jeden Mist Eintritt bezahlen mussten... Aber naja, bis zur ersten Tour war noch etwas Zeit, also nochmal zurück ins Hotel, ein Stündchen entspannen, sind ja zum Glück nur 10 Minuten Fahrzeit.

Pünktlich 10:45 Uhr standen wir am Ausgangspunkt zum Upper Antelope Canyon, den wir bislang beide noch nicht gesehen hatten. Recht zügig wurden die Touristen auf die überdachten Ladeflächen der Pickups verladen und auf einer vielleicht fünfzehnminütigen Fahrt über eine holprige Sandpiste zum Eingang gekarrt. Eindeutig ein Massengeschäft, es kamen quasi pausenlos neue "Lieferungen" an Touristen an, die sich dann in einem mehr oder minder geschlossenen Strom durch den Canyon schoben. Wie die Tourguides da den Überblick behalten, wer zu ihrer Gruppe gehört und wer nicht, ist mir ein Rätsel. So viele Touristen auf einem Haufen hatten wir zuletzt in Italien gesehen...

Wir hatten dank Christophs vorausschauender Planung von den Lichtverhältnissen her eine gute Uhrzeit erwischt und konnten sogar einige Sonnenstrahlen beobachten, die sich ihren Weg bis zum Boden des Canyons bahnten.




Am Ende des Canyons musste man leider umkehren und den gesamten Weg zurück gehen. Dabei ging es ein bisschen zu wie beim Viehtrieb: Hinter jeder Ecke stand ein Navajo und ermahnte uns, schneller zu gehen. Bloß nicht stehen bleiben, umdrehen und nochmal ein Foto machen, weil das Licht jetzt besser ist. Husch, husch!

Schön anzusehen war der Canyon aber allemal, sodass wir auch den vergleichsweise kurzen Aufenthalt inmitten so vieler anderer Touristen gerade noch ertragen konnten. Es ist ja zum Glück nur heute so. Die etwa zweistündige Pause bis zur nächsten Führung nutzten wir für einen kurzen Einkauf bei Walmart und ein gemütliches Mittagessen auf dem Hotelzimmer.

Zurück zu Teil 2 der Tour am Lower Antelope Canyon, den wir beide auch vor vier Jahren schon einmal besichtigt haben. Was sich seit damals verändert hat? Eindeutig die Anzahl der Besucher! Klar, damals mussten wir auch einige Minuten warten, bis es alle Touristen die steile Treppe hinunter in den Canyon geschafft hatten, aber man lief in kleinen Gruppen durch den Canyon, die auch ein wenig Abstand zueinander hatten. Dieses Mal warteten wir eine Stunde und 15 Minuten, bis wir überhaupt an der Treppe waren. Die zeitliche Organisation passt hier einfach überhaupt nicht. Man findet sich zur gebuchten Zeit im Warteraum ein und denkt sich nichts Böses, weil man ja nur die paar Umstehenden sieht, die zur gleichen Zeit in den Canyon wollen. Eingeteilt in drei kleinere Gruppen geht es dann mit dem Tourguide zu Fuß zum Einstieg in den Canyon, wo man dann eben über eine Stunde wartet, bis die Treppe überhaupt in Sicht kommt. Da hilft auch der Hinweis der netten Indianerin nichts, dass die Schlange im Sommer doppelt so lang ist. Und wir hatten uns schon gewundert, warum sie so darauf beharrt hat, dass wir alle vorher nochmal auf Toilette gehen sollen - bei allein über einer Stunde Wartezeit bis zum Beginn der Tour dann doch verständlich. Aber was nützt es, wenn man sich für die 15-Uhr-Tour entscheidet, weil zwischen 15 und 16 Uhr das beste Licht im Canyon herrscht, man dann aber um 16:15 Uhr den Canyon noch nicht mal betreten hat? Wir vertrieben uns die Zeit mit einem Handyspiel und waren dankbar, dass die Warteschlange wenigstens überdacht war, sodass wir nicht die ganze Zeit in der heißen Nachmittagssonne stehen mussten. Aber genervt waren wir auch, und zwar nicht wenig. Am Ende standen wir länger in der Schlange, als dass wir dann tatsächlich den Anblick des Canyons genießen konnten - wie in Italien, wo wir gefühlt auch mehr Zeit mit Anstehen als mit der tatsächlichen Besichtigung der Kirchen und Museen verbracht haben...

Na wie auch immer, irgendwann hatten wir es dann auch in den Canyon geschafft und zumindest im ersten Drittel war das Licht noch gut genug für schöne Fotos.




Wenigstens konnten wir dadurch den Teil des Canyons im richtigen Licht bestaunen, den wir beim letzten Mal wegen eines Steinsturzes nicht besichtigen konnten. Für den restlichen Canyon stand die Sonne dann aber schon zu tief, sodass die Wände nicht mehr so schön beleuchtet waren. In einer langen Schlange schoben sich die Touristen dann bis zum Ende des Canyons und dort wieder gen Tageslicht, von den eingeteilten Gruppen war kaum mehr etwas zu sehen. Einfache eine große Menschenmasse und wir mittendrin - nicht so unser Ding.

Wir belohnten uns am Abend für die Strapazen noch mit einem schönen Essen (passend zum Italienthema gab es Pizza und Pasta) in einem Restaurant, das allerdings auch sehr voll war, und sind heute irgendwie besonders müde. Wie das eben immer so ist, wenn man den ganzen Tag inmitten großer Menschenmassen verbracht hat, die zwangsläufig Lärm und leider meist auch Gestank mit sich bringen. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie muss ich dabei schon wieder an Italien denken...