Dienstag, 18. April 2017

Tag 21 - Angst vor Fred

Unser heutiger Tag begann mit der Suche nach dem versprochenen Frühstück. Von unserem Motel in Monticello waren wir ziemlich enttäuscht, aber wenigstens hatten wir ein Zimmer mit Frühstück gebucht. Nur wo war das? Dass es in der winzigen Lobby, die eigentlich nur ein einfaches Bürozimmer war, kein Frühstücksbuffet geben würde, war uns schon klar. Also nochmal bei Booking nachgeschaut und da stand, es gäbe einen Frühstückskorb. Dieser war nur leider weder in unserem Zimmer noch vor unserer Tür zu finden. Die Nachfrage an der Rezeption ergab, dass die neue Inhaberin das Motel erst vor zwei Wochen übernommen hat und es bei ihr eben kein Frühstück mehr gibt. Naja, das mag ja sein, aber wir haben doch dafür bezahlt?! Tatsächlich hatten wir zwischenzeitlich noch umgebucht, eben weil es in der anderen Unterkunft kein Frühstück gegeben hätte und hier damit geworben wurde. Sonst wären wir nie in diesem heruntergekommenen Motel mit löchrigen Handtüchern gelandet. Erstmal ein selbst gemachtes Frühstück zur Beruhigung, immerhin hatten wir noch Pebbles mit Milch und Bagel mit Honig und Nutella in unserem Proviant. Jetzt waren wir zwar gesättigt, aber es ging ums Prinzip. Also beim Auschecken nochmal nachgefragt, ob wir einen Teil unseres Geldes zurückbekommen. Die gute Frau versprach, dass sie da auf jeden Fall etwas für uns tun kann, aber erst mit ihrem Manager sprechen muss. Sie ruft uns dann an. Na sicher...

Na gut, es gibt wohl Wichtigeres im Urlaub, also auf in Richtung Farmington. Die dreistündige Fahrt war vergleichsweise langweilig, vom grünen Colorado ging es wieder ins gelbe New Mexico, unterwegs gab es kaum Berichtenswertes zu sehen. Kurzer Zwischenstopp zum Einkaufen in Farmington und weiter in die Bisti Badlands. Hier waren wir schon vor zwei Jahren, konnten aber das Highlight, die Cracked Eggs, damals nicht finden, weil wir zu wenig Geduld hatten, was in erster Linie an der brütend heißen Junisonne und an Christophs Verletzung lag. Also heute ein zweiter Versuch. Am Parkplatz angekommen, konnten wir erstmal das Treffen der oberkörperfreien, ungepflegten alten Männer mit langen Loten und Schmerbäuchen beobachten. Viel mehr gibt es zu denen auch nicht zu sagen, drei von ihnen standen dort rum und soweit wir das beobachten konnten, gehörten sie auch nicht zusammen, sondern trafen sich dort zufällig und gaben ein ziemlich komisches Bild ab. Ebenfalls ein bisschen merkwürdig: Der Mann, der neben uns parkte. Schätzungsweise Anfang 60 und offensichtlich alleinreisend, lief er Runden um sein Auto, während er eine Fünfminutenterrine aus dem Plastikbecher zu sich nahm. Kurz versuchte er, uns in ein Gespräch zu verwickeln, was wir mit kurzen, aber höflichen Antworten weitestgehend verhindern konnten. Er verabschiedete sich mit einem "See you on the trail!" in Richtung Wanderung. War das eine Drohung?

Da wir bekanntermaßen beim wandern am liebsten unsere Ruhe haben, warteten wir noch einige Minuten, bevor wir im folgten. War gar nicht so einfach, weil er ewig an der Karte herumlungerte und dann im Zeitlupentempo loslief. Irgendwann wagten wir es dann und trugen uns zunächst ins Trailregister ein. Demzufolge hieß unser einsamer Parknachbar Fred. Aber gut, Fred schien den normalen Weg zu nehmen. Wir dagegen wollten als erstes zu den Eiern, die ganz hinten waren. Also umgingen wir die ganzen Hoodoos am Anfang der Wanderung in der Hoffnung, damit auch Fred zu umgehen, weil wir keine Lust auf ein Gespräch hatten. Fred sah aber, dass wir in einiger Entfernung an ihm vorbei gingen und heftete sich an unsere Fersen. Was wollte denn der Kerl von uns? Etwa drei Kilometer waren es bis zu den Eiern, zwei Kilometer davon wurden wir von Fred verfolgt. Immer schön im Abstand von etwa 200 Metern lief er hinter uns her. Irgendwie war es gruselig, wir natürlich ganz allein, weit und breit keiner der anderen Besucher in Sicht und noch nicht einmal der Parkplatz in Sicht- oder Hörweite... Klar, am wahrscheinlichsten war, dass Fred einfach keinen Plan hatte, wo er hingehen soll, da die Badlands nur eine weite Fläche mit einigen Hügeln dazwischen sind, auf denen man sich nur schwer orientieren kann, die Highlights immer erst sichtbar sind, wenn man direkt davor steht, und die Karte am Trailhead wenig bis gar nicht hilfreich ist. Aber was, wenn er was anderes im Schilde führt? Okay, ich lese eindeutig zu viele Thriller... Als wir schließlich an den Cracked Eggs ankamen, holte er uns ein und unsere Vermutungen bestätigten sich: Er war einfach nur einsam und hatte keine Ahnung, wo er hin musste. Da wir so zielstrebig in eine Richtung gegangen sind, hatte er gehofft, dass wir uns auskennen und ist uns gefolgt. Kurz auf unserer GPS-Karte auf dem Handy erklärt, wo wir sind und was es wo zu sehen gibt, noch ein paar belanglose Höflichkeiten ausgetauscht und er ging seiner Wege. Trotzdem waren wir irgendwie froh, dass sich das nun geklärt hatte, und konnten endlich in Ruhe die Cracked Eggs bestaunen.


Anschließend noch ein bisschen weiter gewandert und die eine oder andere bekannte Formation vom letzten Jahr bestaunt und einige Neuheiten entdeckt.




Da es auf dem weiten Feld aber so gut wie keinen Schattenplatz gibt, wir selbstverständlich wieder in der Mittagshitze gestartet waren und uns nach der gestrigen Wanderung nicht gleich wieder zu sehr anstrengen wollten, machten wir uns nach etwa zwei Stunden auf den Rückweg.


Zurück nach Farmington und erstmal im Motel eingecheckt. Dabei erlebten wir im Gegensatz zur gestrigen Unterkunft eine positive Überraschung, hier ist es absolut super, wir haben sogar eine Wiese und einen großen Nadelbaum mit singenden Vögeln vor der Terrassentür! Und passend zu unserem Plan, heute nochmal zu waschen, gab es Waschmaschine und Trockner gleich hier im Motel, sodass wir nicht mal in der Stadt nach einer Laundry suchen müssen. Also noch essen gefahren, gewaschen, ein bisschen aufgeräumt und unsere letzten paar Tage hier noch ein wenig umgeplant, weil wir so gut in der Zeit liegen.

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