Donnerstag, 6. April 2017

Tag 9 - Der verflixte neunte Tag

Vorab noch eine kleine Anekdote zu Christophs Gastbeiträgen. Wenn ich meine Beiträge verfasse und Christoph sie vor dem Veröffentlichen liest, entlockt ihm das allenfalls ein amüsiertes Schmunzeln. Wenn er dagegen wie gestern Abend selbst schreibt, sitzt er neben mir, tippt eifrig auf dem iPad und fängt plötzlich aus vollem Hals an zu lachen. Auf die Frage, ob er da gerade tatsächlich noch während des Schreibens über seinen eigenen Beitrag lacht, bekomme ich zur Antwort: "Klar, ist genau mein Humor!" So sitzt er also da, lacht über sich selbst, und ich sitze daneben und lache darüber, dass er sich selbst so lustig findet...

Aber nun zum heutigen Tag oder vielleicht erstmal zu unserer letzten Übernachtung im Hotel in Prescott. Ja, ausnahmsweise war es mal ein Hotel, obwohl wir ja sonst meist in Motels, Lodges, Inns oder wie auch immer sich die Unterkünfte gerade nennen übernachten. Der Vorteil eines Hotels? Wie wir feststellen mussten, gibt es - zumindest für uns - keinen. Im Motel hat man immer ausreichend Parkplätze direkt vor der Tür, meist wurden die Gebäude vor nicht allzu langer Zeit renoviert, die Tür öffnet man ganz leicht mit einer Karte, beim kostenlosen Frühstück gibt es ein Selbstbedienungsbuffet und ansonsten wird man in Ruhe gelassen und kümmert sich um alles selbst, wann und wie man will. Unsere Erfahrungen im Hotel letzte Nacht: Unbewachtes öffentliches Parkhaus in einer dunklen Seitengasse, ein sehr altes Gebäude, bei dem die Türschlösser klemmen und der Fahrstuhl natürlich gerade dann nicht funktioniert, wenn wir unseren Koffer in die dritte Etage schleppen müssen, Frühstück im zugehörigen Restaurant mit vorgegebenem Menü, bei dem wir für die Getränke extra bezahlen müssen, weil wir keinen Kaffee trinken und das Leitungswasser wieder mal ungenießbar ist, und selbst für ein paar Eiswürfel muss man die Dame an der Rezeption fragen, damit sie einem irgendwo im Hinterzimmer der Rezeption einen Beutel füllt. Fazit: Muss nicht sein!

Jedenfalls waren wir froh, als wir heute Morgen unseren Donald II. (der inzwischen auch - in Anlehnung an unseren Bumblebee - Trumplebee genannt wird) wohlbehalten im Parkhaus wiederfanden. Da es gestern so schön war, wir den Aufenthalt aber verdauungsbedingt nicht so ganz genießen konnten, machten wir nochmal einen Abstecher zum Watson Lake. Um 8 Uhr morgens waren wir fast allein und konnten das Glitzern der Morgensonne auf dem Wasser nochmal in aller Ruhe genießen.


Weiter ging es nach Sedona. Naja, ein sehr touristisches, völlig überfülltes Städtchen. Aber wir waren ja auch nicht unbedingt wegen der Stadt, sondern wegen den umliegenden Naturschauplätzen gekommen. Hauptsächlich hatten wir eine kleine Wanderung zur Devil's Bridge geplant, die aber leider ausfallen musste. Die Dirtroad, die uns die letzten Meilen bis zum Start der Wanderung bringen sollte, war nämlich in derart schlechtem Zustand, dass wir sie nicht befahren konnten bzw. wollten. Zwar gab es am Beginn der Dirtroad auch einen (überfüllten) Parkplatz, doch dadurch wäre die Wanderung zu lang geworden und hätte unseren restlichen Tagesplan völlig durcheinander gebracht. Zudem hätten wir dann einen Großteil des Weges auf der Dirtroad entlang wandern müssen, zusammen mit vielen anderen Touristen, die ebenfalls von diesem Parkplatz aus starteten, und zusätzlich regelmäßig überholt von den Jeeps der ansässigen Touranbieter, die einen für viel Geld bis fast ans Ziel fahren. Das schien uns nicht besonders verlockend. Also schnell weg dort und noch einen kurzen Abstecher zur Chapel of the Holy Cross, die recht imposant auf einem Felsen steht. Wir haben aber nur ein Foto geschossen und sind dann schnell wieder vor den Touristenmassen geflüchtet.


Auf zum nächsten Programmpunkt, der Crescent Moon Picnic Area oder auch der Crescent Moon Ranch. Diese war gar nicht so leicht zu finden, zwischenzeitlich standen wir schon wieder in einer Sackgasse auf einer Dirtroad und kamen nicht weiter. Irgendwie ist heute nicht unser Tag. Fast wie bei unserer Wanderung zu den Wahweep Hodoos vor zwei Jahren, als auch irgendwie alles schief ging. War das nicht auch am neunten Tag? Tatsächlich! Fester Vorsatz für die nächste längere Reise: An Tag 9 planen wir am besten gar nichts, da klappt sowieso nichts...

Aber wir haben unseren Zielort am Ende doch noch gefunden. 10 Dollar Eintritt, obwohl wir uns nicht sicher waren, ob wir nun wirklich am richtigen Ort sind. Aber Christoph wollte unbedingt dieses eine Foto machen, das er gesehen hat, auf dem sich die Berge im Wasser spiegeln. Also versuchen wir es. Auto geparkt und losgewandert, zuerst auf asphaltierten Wegen, später quer durch den Wald. Die Felsformation war da, der Fluss auch. Aber wo zur Hölle ist der Punkt, von dem aus dieses Foto geschossen wurde? Vielleicht müssen wir auf die andere Seite des Flusses? An einer Stelle bot es sich an, da waren auch schon Leute durch den Fluss gewatet. Christoph ging vor. Nein, das ist leider nicht die Stelle, aber schön ist es trotzdem, also hinterher. So haben wir da bestimmt eine halbe Stunde auf den warmen Steinen im Fluss verbracht und den Ausblick genossen.


Aber ein bisschen Enttäuschung blieb, dass wir den Fotospot nicht gefunden haben. Plötzlich ein aufgeregter Aufschrei hinter mir: "Das ist es, ich hab's gefunden!" Nur zwei Meter weiter klappte es plötzlich mit der Spiegelung. Wir hatten also die ganze Zeit knapp daneben gesessen und es irgendwie nicht gecheckt. Besser spät als nie. Alle Umstehenden haben es auch nicht gemerkt, selbst dann nicht, als wir dort so viel fotografiert haben.


Leider hatten wir das Stativ nicht dabei, aber so ein Pärchenfoto muss eigentlich schon sein. Also erstmal zurück zum Auto und ein kleines Picknick mit Cornflakes und Donuts, während um uns herum überall gegrillt wird. Dann samt Stativ nochmal zurück und in Geduld üben. Eine Gruppe älterer Damen rennt die ganze Zeit im Weg rum, weil es scheinbar nichts Interessanteres gibt, als Steine aus genau diesem Fluss an genau diesem Punkt zu sammeln, auf den wir unsere Kamera ausgerichtet haben. Als die Damen fast weg waren, kommt eine indische Familie mit fünf Kindern, die ebenfalls den Fluss überqueren wollen. Papa geht erst einmal testweise durch den Fluss, geht zurück, holt Kind Nummer 1, bringt es sicher zur anderen Seite, geht zurück zu Kind 2 und so weiter, bis letztendlich alle Kinder und auch die Mama es mit Papas Unterstützung geschafft haben und auf dem Weg aus unserem Fotoausschnitt noch mit Stöcken das Wasser aufwirbeln, in dem wir die Spiegelung einfangen wollen. Aaaaaargh! Irgendwann haben wir es aber noch geschafft...


Noch ein kurzer Spaziergang zum Abschluss, empfohlen von einer nach Rauch und Alkohol riechenden jugendlichen Amerikanerin mit mehreren Piercings und einer Platzwunde im Gesicht (wohl nicht so überraschend, dass die Wanderung nicht so berauschend war), und weiter nach Flagstaff. Stressfrei im Motel eingecheckt und sogar noch Wäsche gewaschen, weil es sich gerade anbot. Alles in allem doch noch ein schöner Tag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen