Beim Abbiegen auf den sandigen Weg, der uns die letzten 16 Kilometer bis zur White Pocket bringen sollte, noch schnell den Allradantrieb angeworfen und ab ging es. Die Strecke kam mir kürzer vor als beim letzten Mal, auch wenn der Sand stellenweise schon recht tief war und die herausragenden Steinplatten manchmal gefährlich spitz in Richtung Reifen zeigten. Wir haben es ohne Probleme bis zum Ziel geschafft und die latente Angst vor den Sandstraßen hat sich bei mir vorerst wieder etwas gelegt.
Als wir vor knapp zwei Jahren hier waren, waren wir ganz allein. Es war richtig romantisch und damals hat mir Christoph den wundervollen Heiratsantrag gemacht. In Erinnerung daran hatten wir uns auf eine einsame, romantische Zeit hier gefreut. Als wir aber am Parkplatz ankamen, trauten wir unseren Augen kaum: Da standen bereits drei Autos und bestimmt acht Quads. Und das Schlimmste: Es waren auch schon zwei Zelte aufgebaut. So viele Menschen und das auch noch im April? Wir waren erstmal ein bisschen geschockt und auch enttäuscht. Vor uns war scheinbar gerade jemand von den Touranbietern angekommen, die diejenigen für jede Menge Geld hierher fahren, die sich aufgrund der schwierigen Straßenverhältnisse nicht alleine hertrauen. Jedenfalls schob sich gerade eine Menschenmenge in Richtung White Pocket (zugegeben, Menschenmenge bedeutet in diesem Fall vielleicht sechs bis acht Leute, für uns aber auf jeden Fall viel zu viele). Daher entschieden wir uns, erstmal unser Zelt aufzubauen. Leider stand natürlich an genau dem Platz, an dem wir vor zwei Jahren unser Lager aufgeschlagen hatten, schon ein Zelt. Wie ärgerlich! Am liebsten hätten wir natürlich wieder genau dort gezeltet, wegen der Nostalgie... Aber gut, so suchten wir uns einen anderen schönen Platz, der einerseits weit genug von den anderen Zelten entfernt, andererseits aber doch noch möglichst nah an unserem Auto auf dem Parkplatz ist.
Eigentlich war für heute bedeckter Himmel vorausgesagt, aber die Wolken lichteten sich immer mehr und so entschieden wir uns dann doch, uns schon mal zur White Pocket zu begeben und zu versuchen, das eine oder andere Foto ohne fremde Menschen im Bild zu machen. Gelang uns auch ganz gut, so viele Leute waren es ja dann doch nicht.
Es wurde in der Sonne sogar richtig schön warm, sodass wir uns ein bisschen auf die gewärmten Felsen legten und die Ruhe und die Aussicht genossen. Zumindest bis eine Familie dazu kam, die sich aufteilte, nur um sich dann über eine Entfernung von etwa 200 Metern ständig gegenseitig anzubrüllen, weil die Kinder auf der einen Seite nicht machten, was die Eltern auf der anderen Seite wollten. Da half irgendwann auch Christophs beschwichtigendes "Hinlegen, nicht aufregen!" nicht mehr, das war einfach nur nervig. Also zogen wir uns an einen anderen Ort zurück, wo die Sonne gerade super stand und man ein ganz tolles Foto hätte machen können. Das Stativ war aufgebaut und wir warteten nur noch, dass eine andere Familie mit zwei Kindern, die da unten im Sand spielten, vielleicht mal aus dem Bild geht. Tja, wir warteten leider vergebens.
Dass genau diese Familie uns noch weiter ärgern würde, ahnten wir da noch nicht und gingen erstmal zurück zum Auto, um etwas zu essen. Danach zogen wir nochmal los, machten ein paar Fotos, genossen die Sonne, lagen auf den warmen Felsen und quatschten.
Inzwischen war uns durch cleveres Kombinieren klar, dass die Familie mit den beiden kleinen Mädchen (schätzungsweise 4 und 7 Jahre alt) unsere Zeltnachbarn waren. Wo sie Oma und Opa am Abend noch hergezaubert haben, ist uns ein Rätsel, die waren einfach plötzlich da. Und was macht eine Familie, bei der die Eltern mit den Kindern zum Zelten in die abgeschiedenste Wildnis fahren, barfuß über die Steine spazieren und ihre Kinder bei allem möglichen Unsinn mit Cheerleader-mäßigen Rufen anfeuern? Selbstverständlich, Papa spielt abends beim Grillen Gitarre, während das kleinste Kind grauenvoll unrhythmisch mit Stöcken auf der Kühlbox trommelt und Mama und das größere Kind ebenso unmelodisch dazu singen. Wir wollten doch nur einen ruhigen, gemütlichen Abend... Nachdem wir nun das Geschrei des kleinsten Kindes überstanden haben, das offensichtlich nicht ins Bett gehen wollte, lauschen wir jetzt noch unfreiwillig Papas Gute-Nacht-Geschichte und hoffen, dass wir danach endlich Ruhe haben.
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