Heute haben wir den ganzen Tag nur Sachen gemacht, vor denen es meiner Mutti im USA-Urlaub immer gegraut hat: Dirtroads und steile Abhänge.
Aber von Anfang an: Eigentlich standen planmäßig die White Domes auf dem Programm. Da sie aber optisch den Coyote Buttes-Formationen der vergangenen Tage doch recht ähneln, haben wir uns - wie schon vor zwei Jahren - dagegen entschieden, dorthin zu wandern. Und wieder einmal - wie schon vor zwei Jahren - sind wir stattdessen zum Grand Canyon gefahren. Arme White Domes - offenbar die ewigen Verlierer.
Nunja, dieses mal zog es uns aber nicht zum Grand Canyon North Rim, der ohnehin noch geschlossen hatte, sondern in das abgelegene Toroweap- oder auch Tuweep-Areal. Die Begriffe scheinen austauschbar zu sein. Was sie bedeuten, sei Etymologen und Schöngeistern überlassen. Ich habe es irgendwo gestern gelesen, aber sofort wieder vergessen.
Problematisch an diesem Gebiet ist jedenfalls die Anfahrt, die nur über sage und schreibe 61 Meilen, also knapp 100 km Dirtroad (one-way!) zu bewerkstelligen ist. Im Internet hieß es, dass die Ranger berichten würden, dass sich jeder vierte Besucher mindestens einen Platten fahre und man zumindest zwei Ersatzreifen dabei haben soll. Ich halte das immer noch für eine urban legend, zumal sonst auch ständig die Zufahrt verstopft wäre. Lisa habe ich jedenfalls erst später davon erzählt; sie wurde auch so schon nervös genug, als ich nochmal alle Reifen inklusive Ersatzreifen geprüft habe.
Nach anderthalb Stunden asphaltierter Strecke ging es dann endlich los. Und wir hatten das Glück offenbar auf unserer Seite. Die ersten 40 Meilen waren in einem so tadellosen Zustand, dass wir nur etwa eine Stunde dafür brauchten. Fast wie auf dem Highway. Nur ein Quad, dass vor uns hertuckerte nervte uns, da es a) recht langsam war und b) wegen dem aufgewirbelten Staub nicht überholt werden konnte. War man auf 20 Meter ran, konnte man quasi nichts mehr sehen. Der Quad-Fahrer war offenbar ein Arsch und ließ uns nicht passieren, also machten wir eine Pinkelpause und folgten ihm dann mit einigem Abstand.
Nach der vierzigsten Meile wurde die Piste kontinuierlich schlechter bis sie schließlich ab Meile 50 fast nur noch aus eckigen Steinchen bestand, über die Trumplebee sich tapfer polterte. Bei Meile 55 begann dann der Nationalpark und der wohl einsamste Ranger der Welt freute sich riesig, hier ab und an mal jemanden zu treffen. Ein netter Opa, der uns eindringlich empfahl, doch etwas länger zu bleiben und meinte, dass wir auch bei ihm zu Hause klingeln könnten, falls wir die Schließzeit versäumen sollten. Er wohnt also tatsächlich hier draußen.
Ab Meile 58 wurde es schlimm. Spitze Steinplatten, hohe Absätze, steile Hänge, durchdrehende Reifen - das volle Programm eben. Unser schon seit längerem lockerer Auspuff, klackerte noch mehr als üblich. Bei etwa 60,5 Meilen ging es einfach nicht weiter. Trumplebee wäre zwar sicher selbstlos den Heldentod an einer etwa 30 cm hohen Steinkante gestorben, doch wir wollten ja auch wieder zurück. Also stellten wir ihn ab und gingen den Rest zu Fuß.
Nach 15 Minuten erreichten wir den Toroweap Overlook und es hat uns einfach umgehauen. Der von uns bisher als absolut überwertet eingeschätze Grand Canyon hat sich innerhalb weniger Sekunden vollständig rehabilitiert. So habe ich ihn mir immer vorgestellt, bevor ich ihn das erste Mal am South Rim gesehen habe: Eine Schlucht mit senkrecht abfallenden Hängen, von denen man direkt bis zum Colorado River sehen kann. Genau so ist es hier - und das ganze 3000 Fuß (etwa 900 Meter) tief. Fotos gefällig?
Auf dem ersten Bild ist Lisa, auf dem zweiten bin ich "versteckt". Nähert man sich der Kante, wird einem schon äußerst mulmig, sodass man stets zwischen dem Wunsch nach dramatischen Motiven und dem Vermeiden leichtsinnigen Verhaltens abwägen muss. Nervige Insekten und und die vielen Schwalben, die ständig vorbeizischen, um dich zu erschrecken, tun ihr übriges. Ansonsten war es aber ein wirklich tolles Erlebnis und trotz vergessenem Stativkopf konnten wir dank eines hilfsbereiten Amerikaners noch ein Pärchenfoto machen.
Zu guter letzt noch die Lava Falls-Stromschnellen ...
... und das wohl am schönsten gelegene Toilettenhäuschen der USA ...
... besucht. Dann hieß es zurück nach Page. Auf dem gleichen Weg, den wir hergekommen sind...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen