Morgens bereits halb 6 aufgewacht und aus dem Zelt gekrochen. Etwas frisch ist es, aber vor allem schön ruhig, da sonst niemand wach ist. So kann ich ganz für mich die Morgendämmerung genießen. 20 Minuten später schält sich Lisa aus dem Zelt und wir packen unser Zeug zusammen. Bei Sonnenaufgang mach' ich noch ein paar Fotos bevor wir frühstücken.
Dann zu den Waschräumen gepilgert und unterwegs eine verrückte ältere Dame getroffen, die Blätter zupft und zwischen ihren Fingern zerreibt. Als sie uns bemerkt, nuschelt sie peinlich berührt etwas davon, dass das doch nicht die Pflanze war, die sie sucht. Ich wollte lieber nicht wissen, was sich die Hobby-Kräuterkundlerin von einem Wüstenstrauch erhofft hat und quittierte daher mit einem schlichten "ok". Omi wollte aber nicht weiter pflücken und da sie in die gleiche Richtung aufbrach wie wir, gingen wir nunmehr zu dritt weiter. Natürlich schweigend. Peinlich.
Bei der Morgenwäsche war ich etwas schneller als Lisa und musste daher vor den Frauenwaschräumen warten. Plötzlich kommt die Rangerette vorbei und startet einen Smalltalk-Versuch mit dem locker-flockigen Satz "Du glaubst nicht, wie viel Klopapier wir hier in dem Park verbrauchen!" In meinem Kopf rattert es. Was kannst du hierauf adäquat antworten. Vielleicht "Doch, doch, hier wird bestimmt richtig viel geschissen!" oder doch lieber "Nein, wie viele Rollen sind es denn genau?". Während ich so grübele kommt aus der Frauentoilette eine Dame heraus, die scheinbar mitgehört hat und antwortet "Ich denke mal nicht wenig!" Beide Frauen lachen und unterhalten sich nun miteinander über dies und das. Ich stehe etwas blöd daneben, habe aber wenigstens auch nichts falsches gesagt. Schließlich kommt Lisa und wir brechen auf.
Als erstes steht heute der Apache Trail auf dem Programm. 40 Meilen Kakteen und Berge, die Hälfte davon asphaltiert. War eine sehr schöne Strecke, nur die Strommasten nerven, die schlauerweise stets dort stehen, wo es sich lohnt hinzuschauen.
Auf halber Strecke hätte uns übrigens fast einer dieser gruseligen Hinterwäldler-Pickup-Fahrer angefahren, der natürlich die Innenkurve auch dann nehmen muss, wenn er damit auf der Gegenfahrbahn ist und nicht sehen kann, dass wir ihm entgegenkommen. Wäre blöd gewesen, weil wir a) auf solchen Straßen nicht versichert sind, b) Hinterwäldler meist auch keine Versicherung haben und c) letztere überdem dazu neigen, Touristen, die ihnen im Backcountry begegnen, mit ihrem Pickup anzufahren, sie dann in ihre einsame Hütte zu verschleppen und sie dort grausam zu richten. Das hätte uns ganz schön den Tag verhagelt.
Dann zum Tonto Natural Bridge State Park, wo uns das klassische Bauarbeiterquartett einer Straßenstrichmalmaschine (keine Ahnung, wie die Dinger heißen) erwartete. Einer werkelt irgendwas und drei stehen gelangweilt daneben und quatschen. Fast wie in Deutschland. Der Park selbst ist recht schick und hat einen schön natürlich gehaltenen Trail, von dem aus man die Steinbrücke unterwandern kann. Der Ranger dort hat sich allerdings den Beinamen "Dr. Nuschel" redlich verdient. Auch gemeinsam konnten wir nicht herausfinden, ob der Fluss viel Wasser führt oder wir auf der Wanderung viel Wasser mitnehmen sollen. Sicher war nur: Irgendwas mit "viel Wasser".
Als letztes dann zum Watson Lake in Prescott, der in der Abendsonne strahlte. Sogar Schwäne waren da. Absolut traumhaft. Leider hatte ich mir aber ebenso wie Lisa beim Abendessen bei Denny's den Magen verdorben, sodass ich immer nur ein paar Schnappschüsse machen konnte, bevor ich wieder zum 15 Minuten entfernten Klo hechten durfte. Romantisch Sonnenuntergang angucken geht anders. Trotz dieser "Hit & Run"-Taktik sind zum Glück ein paar passable Bilder entstanden.
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