Samstag, 18. Mai 2024

Tag 25 - Closed

Heute geht es für uns weiter von Hilo nach Waimea mit einigen Zwischenzielen. Wir beginnen recht früh am Morgen mit den Rainbow Falls. In den letzten Tagen haben wir schon mehrfach festgestellt, dass sich die anvisierten Naturphänome hier gern mal mitten in der Stadt befinden. So hatte ich Christoph bereits gestern wiederholt skeptisch gefragt, ob wir hier (mitten in einem Wohngebiet!) wirklich richtig sind, und zwei Minuten später standen wir unversehens vor dem Eingang zur Lavahöhle. Ähnlich ergeht es mir auch heute, als wir mitten in der morgendlichen Rushhour durch Hilo fahren und dabei gleichsam feststellen, dass auch bezüglich der Verkehrsführung so einiges anders läuft als in Deutschland. Während der Stunde rund um den Schulbeginn werden hier ganze Straßenzüge vorübergehend zu Einbahnstraßen und an jeder Ecke steht ein Lotse, um der unzähligen Schulbusse und Elterntaxis Herr zu werden und für die Schüler an festgelegten Übergängen eine sichere Straßenquerung zu gewährleisten. Einige Umleitungen später und nachdem wir einen Polizeieinsatz passieren, an dessen Rand ein offensichtlich nicht so amüsierter Einheimischer halb auf der Fahrbahn steht und uns wütend den Stinkefinger zeigt, stehen wir dann doch noch vor dem hübsch anzusehenden Wasserfall.

Auf dem Rückweg treffen wir erneut auf Stinkefingermann, der inzwischen mehrere Leute um sich geschart hat, und es dauert einen Moment, bis wir an der illustren Truppe vorbeikommen, die offensichtlich die Straße als den besten Platz zum Austausch aller Neuigkeiten auserkoren hat. Danach können wir unbehelligt weiterfahren und befinden uns schon bald auf einer herrlich gewundenen Straße mitten durch den Regenwald. Hier wachsen mal wieder so wahnsinnig viele Bäume und sonstige Pflanzen auf einmal, dass wir die meiste Zeit wie durch einen Tunnel fahren, weil die Kronen der Bäume auf beiden Straßenseiten sich in der Mitte miteinander verbunden haben. Nächster Zwischenstopp: Die Onomea Bay, eine kleine, etwas versteckt gelegene Bucht. Der Abstieg dahin ist aufgrund des geteerten Weges leicht zu bewältigen und wir sind glücklicherweise dank der noch frühen Stunde die ersten hier.

Richtig toll ist es hier unten und wir kühlen eine Weile unsere Füße im Wasser. Bei dem Versuch, anschließend wieder trockenen und sauberen Fußes in unsere Schuhe zu kommen, überrascht uns eine Welle mit ihrer Reichweite und während ich und Sophia - beide noch barfuß - darüber lachen, schimpft Christoph im Hintergrund auf einem Stein hockend vor sich hin. Als ich endlich gucke, was er denn schon wieder hat, sehe ich meine Schuhe fröhlich auf den Wellen tanzen. Aber alles halb so wild, es ist ja warm und die Schuhe nur ein wenig nass. Damit der Rest von uns seine trockenen Füße behält, klettern wir auf dem Rückweg noch auf einem Baumstamm über einen kleinen Fluss, was zwar allen gelingt, bei den Damen der Reisegruppe aber wesentlich eleganter aussieht als beim Rest.

Wir fahren die schöne Straße weiter, kommen aber nicht weit: Drei Meilen weiter ist die Strecke ohne Vorankündigung plötzlich voll gesperrt. Also gut, angekündigt war die Sperrung. 50 Meter vor dem Sperrschild. Naja, dann eben ein kleiner Umweg und die schöne Straße wieder zurück. Wir wollen uns noch weitere Wasserfälle ansehen, aber hier ein ähnliches Spiel: Am Ziel angekommen stehen wir vor einer Absperrung. Einer der beiden netten Mitarbeiter, die dort in der Sonne sitzen, teilt uns mit, dass der Park leider geschlossen ist und in den nächsten Wochen immer nur am Wochenende geöffnet hat. Auch hier wäre es vielleicht hilfreich gewesen, diesen Hinweis schon ein paar Meilen früher anzubringen, wo der Park immer groß ausgeschrieben ist. Okay, dann eben weiter zu einem Aussichtspunkt. Von der Fahrtrichtung her bewegen wir uns nun vom blauen Himmel weg in Richtung dunkler Regenwolken. Und so kommt es dann auch, wie auf den letzten Meilen bereits zu erahnen: Hier unten schifft es ohne Ende. Sophia verkündet denn auch sogleich auf der Zufahrt zum Parkplatz ganz trocken vom Rücksitz: "Also ICH steige hier nicht aus!" Wir müssen erstmal lachen und machen es uns eine Weile im Auto gemütlich in der Hoffnung, dass der Regen sich verzieht. Tut er aber nicht. Christophs Berichte noch im Ohr, dass hier bei einem Tsunami über 50 Menschen ums Leben gekommen sind, renne ich noch schnell im strömenden Regen aufs Klo, bevor wir den Ort fluchtartig wieder verlassen. Sicher ist sicher.

Gut, die letzten beiden Unternehmungen waren nicht ganz so erfolgreich, aber wir geben die Hoffnung nicht auf und versuchen es nochmal mit einem etwas weiter entfernten Aussichtspunkt. Es dauert einige Meilen, aber irgendwann lassen wir dann doch die Regenwolken hinter uns und kommen im strahlenden Sonnenschein am Waipio Valley Lookout an. Zwar wieder ziemlich touristisch, aber immerhin nicht allzu viel los und ein wundervoller Ausblick.

So langsam könnten wir etwas zu Essen vertragen. Auf dem Weg zum Lookout haben wir neben den üblichen Obstständen irgendwo etwas von Crêpes gelesen. Das wäre doch jetzt genau das Richtige! Leider finden wir die Stelle nicht wieder und insbesondere auf der Rückbank ist die Enttäuschung groß. Also geben wir unserem Reiseführer Zeit, bis zur Ankunft in Waimea adäquaten Ersatz zu finden. Das tut er auch und wir haben das mit Abstand leckerste Essen seit Tagen. Meine beiden Mitstreiter entscheiden sich für süße Waffeln und für mich gibt es ein herzhaftes Sandwich mit Spinat und dazu für uns alle den besten Smoothie, den wir bislang getrunken haben.

Da es noch zu früh fürs Hotel ist, fahren wir nochmal weiter zum Strand. Der Einfachheit halber entscheiden wir uns für den selben Strand wie vor einigen Tagen, nur um an der Einfahrt zum Parkplatz festzustellen: Der Strand ist heute geschlossen. Das "Closed"-Schild haben wir ja heute eigentlich schon oft genug gesehen... Immerhin gibt es dieses Mal eine Begründung, nämlich "hazardous conditions". Was das genau bedeuten soll, bleibt in der Folge ungeklärt, denn am Nachbarstrand eine halbe Meile weiter ist alles bestens. Den dortigen Strand teilen wir uns mit Hotelgästen und es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es den "normalen" Strandbesuchern untersagt ist, die Liegen unter den Sonnenschirmen zu benutzen, da für uns nur der hintere Teil des Strandes vorgesehen ist. Aber mal im Ernst: Wer würde denn auch auf die Idee kommen, sich wie die Sardinen zwischen die anderen Hotelgäste zu packen, wenn er stattdessen am anderen Ende unter wunderschönen Bäumen ganz entspannt im Sand liegen kann? Wir jedenfalls im Leben nicht...

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