Gegen 5:30 Uhr schlage ich meine Augen auf und prüfe sogleich aufgeregt Wetterbericht und Regenradar. Hmmm, nicht so wirklich berauschend... Zwar kaum Regen, aber scheinbar ziemlich bewölkt. Ob überhaupt einmal die Sonne durchkommen wird, ist nicht wirklich vorhersehbar. Die Wolken bewegen sich wohl mal so und mal so - danke erneut für gar nichts, Wettermeister. Also knalle ich mich erstmal wieder hin und stehe erst eine gute Stunde später bei unveränderter Witterungsprognose auf.
Während der Morgenzeremonie fragt mich Lisa wiederholt, was wir heute denn so machen. Da ich das selbst noch nicht weiß, bleibe ich aber im Ungefähren. Schließlich ringe ich mich dazu durch, unser Glück in den Waimea Canyon und Koke'e State Parks zu versuchen und verordne den Mitreisenden daraufhin lange Hosen, was diese nur widerwillig akzeptieren. Neben Bageln, Müsli-Riegeln, Bananen, Nüssen und Wasser wird im Übrigen auch vorsichtshalber das bewährte Geschirr für Sophia in die Rucksäcke gepackt, was ebenfalls Fragen aufwirft, die ich noch nicht wirklich beantworten kann und mag.
Dann düsen wir gegen 8:00 Uhr los. Noch immer weiß ich nicht so wirklich, was wir eigentlich machen wollen und prüfe während der Fahrt immer wieder den Wetterbericht, der unverändert "alles ist möglich" proklamiert. Dann endet das Spiel mangels Signal mit Einfahrt in den Waimea Canyon. Mein Blick nach draußen verrät mir aber, dass der Himmel eigentlich schon gern aufreißen würde und so steuern wir frohen Mutes einige View Points an, die tolle Ausblicke auf den "Grand Canyon des Pazifiks" offenbaren.
Die Ähnlichkeiten in der Reliefstruktur sind wirklich frappierend, nur dass dieses Tal hier wesentlich mehr Vegetation zu bieten hat, die sich mit ihrem leuchtenden Grün wunderschön von dem dunkelroten Lehmboden abhebt. Auch ein weiteres Wesensmerkmal teilen sich beide Canyons (leider): Die meisten Aussichtspunkte gewähren doch recht ähnliche Einblicke, sodass wir nach drei Stopps dann auch genug haben und lieber noch etwas Aufregenderes unternehmen möchten. An Trails habe ich hier allerdings nicht allzu viel sinnvolle Auswahl, da die meisten Wege entweder zu kurz oder zu lang sind oder aber keine tollen Ausblicke bieten. Ein eigentlich optimaler Track (Kalepa Ridge Trail) ist unverändert wegen - vermeintlich - zu großer Absturzgefahr gesperrt. Als lohnenswerter Zeitvertreib verbleiben daher im Wesentlichen nur drei Wege. Erstens: Ein eigentlich zu langer, zu matschiger und zu schwerer Trail, der trotz grandiosem Ausblick am Ende kaum begangen wird (Nu'alolo Trail). Zweitens: Ein recht kurzer Weg mit ziemlich gutem Ausblick (Pihea Trail). Und drittens: Ein Trail, der eine Meile kürzer als der Erstgenannte sowie schlammfrei ist und an einem fast ebenso guten View Point endet (Awa'awapuhi Trail).
Nachdem ich Sophia und Lisa mehrfach nach ihrem Energielevel befragt habe und beide wiederholt beteuern, sich mal wieder richtig auspowern zu wollen, fällt die Wahl - schon dem Beitragstitel nach wenig überraschend - auf den Nu'alolo Trail. Also los: Über 700 Höhenmeter auf mehr als sechs Kilometern Weglänge (oneway) warten auf uns! Und das laut den letzten AllTrails-Nutzerbewertungen im allerfeinsten Schnuddel-Schlamm! Wer kann dazu schon "nein" sagen?
Der Parkplatz am Trailhead sieht schon mal vielversprechend aus. Nur ein Auto und ein äußerst aufdringliches Hähnchen stehen herum. Also schnüren wir die Wanderschuhe und starten einen unvergesslich bleibenden Trip. Denn schon nach wenigen hundert Metern ist völlig klar: Das hier wird tatsächlich die reinste Schlammschlacht.
Immer wieder heißt es langsam vortasten, rutschen, einsinken und ausweichen. Später kommen noch ausnehmend steile Schlammabstiege hinzu, auf denen man wie auf Bananenschalen herunterschliddert, wenn einem das Glück nicht hold ist. Ich kann ein Lied davon singen, nachdem ich mehrere Sekunden lang eine Schlammstufe nach der anderen auf dem Hinterteil sausend überwunden habe, ohne auch nur ansatzweise dazu in der Lage gewesen zu sein, meine Rutschpartie zum Stillstand zu bringen. Auch Lisa legt es - weniger spektakulär - ein paar Mal hin; nur Sophia scheint förmlich am Lehm zu kleben.
Zur Aufmunterung wachsen etwa auf halbem Wege zum Ziel ein paar besonders ästhetische Blümchen, aber sonst bietet der Trail tatsächlich recht wenig fürs Auge. Nur Matsch, wohin das Auge reicht.
Dann endlich: Nach fünf Kilometern, für die wir aufgrund des zur Vermeidung gebrochener Gliedmaßen erforderlichen Schleichgangs geschlagene drei Stunden gebraucht haben, kommt schließlich das Ziel in Sicht: die Na Pali Coast.
Der letzte Kilometer ist dann auch relativ trocken und eben, sodass wir zwanzig Minuten später das Ende des Trails erreichen. Lisa und ich genießen in der folgenden halben Stunde bei einer ausgiebigen Bagel-Mahlzeit den wunderschönen Ausblick, während Sophia sich hierfür so gar nicht interessiert, sondern lieber irgendeine Matschsuppe kocht oder an der Wegabsperrung herumklettert.
Ebenfalls toll: Während des ganzen Weges sind uns nur vier andere Gruppen begegnet und auch am Aussichtspunkt bleiben wir unter uns. Sogar die Sonne lässt sich nach einiger Wartezeit mal kurz blicken:
Gleichwohl müssen wir irgendwann wieder aufbrechen, zumal am späten Nachmittag etwas Regen nicht unwahrscheinlich ist. 14:00 Uhr starten wir daher wieder durch und kämpfen uns nun aufwärts durch den Matsch. Dies gelingt trotz zeitweisem Nieselregen überraschend gut, da einerseits hochzu das Sturzrisiko geringer ist, andererseits Sophia durch eine zweistündige Mitmach-Rollenspielgeschichte meinerseits unterhalten wird, die sie so sehr fesselt, dass Lisa und ich in einigen Abschnitten unsere liebe Mühe haben, mit ihr Schritt zu halten. Nach nur zweieinhalb Stunden stehen wir daher schon wieder am Traihead und ich kann dankenswerterweise meine schwachsinnige Story, in der Sophia in diversen Schulwettkämpfen mit Matschbezug gegen andere Kinder und ihren Nene Jaja angetreten ist, beenden. Sophia hat selbstredend nicht nur alle Disziplinen gewonnen, sondern sogar noch einem Kind das Leben gerettet. Nur der übermütige Boris ist unvermeidbar beim Sturz in eine Schlucht verschieden.
Nun noch fix raus aus den Schuhen und dann war es das auch für heute. Für mehr fehlen einfach Kraft und Lust. Also verlassen wir die State Parks und fahren zum Italiener, wo wir es uns bei Nudelgerichten gut gehen lassen. Hier endlich gelingt auch Sophia der noch fehlende Sturz: Beim Drehen ihres Barhockers verschwindet das darauf platzierte Kind plötzlich unter der steinernen Tischplatte und taucht kurz darauf laut schreiend wieder auf.
Nun noch fix raus aus den Schuhen und dann war es das auch für heute. Für mehr fehlen einfach Kraft und Lust. Also verlassen wir die State Parks und fahren zum Italiener, wo wir es uns bei Nudelgerichten gut gehen lassen. Hier endlich gelingt auch Sophia der noch fehlende Sturz: Beim Drehen ihres Barhockers verschwindet das darauf platzierte Kind plötzlich unter der steinernen Tischplatte und taucht kurz darauf laut schreiend wieder auf.
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