Dienstag, 7. Mai 2024

Tag 15 - Die Tücken der Meteorologie

Das Wetter heute morgen ist wie angekündigt: stürmisch und trüb. Das Aufstehen fällt entsprechend schwer und das Ankoppeln des Trailers macht im tosenden Sandsturm auch nur so mittelmäßig viel Spaß. Wir machen uns auf den Weg in Richtung Capitol Reef National Park, wobei wir unterwegs gern noch etwas erledigen wollen: Einen Blick vom Strike Valley Overlook auf das Capitol Reef werfen. Vor einigen Jahren haben wir den Versuch nach wenigen Metern auf den absolut miesen letzten Meilen aufgegeben, da wir uns und vor allem unserem Mietwagen die Strecke nicht zugetraut haben. Heute also ein neuer Versuch - bislang waren derartige Unternehmungen in diesem Urlaub ja alle erfolgreich.

Mit dem Anhänger wird das natürlich nichts, aber Christoph hat einige potentielle Abstellplätze auf seiner Karte vermerkt und bei der favorisierten Stelle haben wir auch gleich Glück: Ein großer, ebener Schotterplatz, auf dem sich schon eine Handvoll anderer Camper niedergelassen haben. Weiter geht es also ohne Trailer und damit schneller und wendiger, um einige Meilen später die Grenze zwischen dem Grand Staircase Escalante National Monument und Capitol Reef National Park zu überqueren. An dieser Stelle wechselt der Straßenbelag von Asphalt zu Schotter und Dreck, was aber noch kein Problem ist. Kurz darauf passieren wir den Parkplatz für diejenigen, die sich den Rest der "Straße" nicht zutrauen oder kein passendes Fahrzeug haben. Von hier aus zu laufen hat Christoph schon von Vornherein ausgeschlossen und das Wetter bekräftigt diese Entscheidung nur noch. Also das Auto auf die höchstmögliche Einstellung (Offroad 2) hochgefahren, Vierradantrieb eingestellt und Augen zu und durch. Die Strecke führt die meiste Zeit durch einen Wash, der mit Steinen in allen Formen und Größen ausgelegt ist. Manchmal fährt man kurzzeitig also einfach über einen schotterähnlichen Untergrund, meist versucht man aber großen und/oder spitzen Steinen und Felsen auszuweichen. Die Durchfahrt zwischen den Hindernissen ist teilweise nur ganz knapp ausreichend für ein Auto. Von den Stellen, an denen wir irgendwelche Schrägen passieren müssen und Christoph sich auf dem Beifahrersitz zur einen oder anderen Seite legt, weil er Angst hat, dass der Jeep jeden Moment umkippen wird, mal ganz zu schweigen. Leider lässt sich das alles auf Foto kaum einfangen...

Kurz gefasst: Wir schaffen es zum Parkplatz, aber Spaß macht das alles nicht unbedingt. Ein bisschen freuen wir uns, dass wir es tatsächlich geschafft haben und nur noch einige hundert Meter Fußmarsch zum Overlook vor uns liegen. Andererseits stürmt es immer noch ohne Ende, pünktlich mit unserem Ausstieg aus dem Auto beginnt es zu nieseln und mit Sonne ist heute sowieso nicht zu rechnen. Aber so ist es nun mal, also Kapuzen festgezurrt und losgestiefelt. Wir stemmen uns gegen den Wind und erreichen nach wenigen Minuten den Overlook, der völlig unbestritten klasse aussieht. Nur könnte man das alles ohne Wind und mit Sonne natürlich ganz anders genießen... Lange halten wir es hier draußen im Sturm nicht aus und machen uns nach einigen (eher tristen) Fotos schnell auf den Rückweg.

Auch die Rückfahrt schaffen wir zum Glück ohne Blessuren und Christoph gratuliert mir zur (vermeintlich) letzten schwierigen Dirtroadfahrt. Na das will ich auch hoffen! Wir düsen zurück zum Trailerabstellplatz und gönnen uns erstmal eine Pause. Anschließend steht nur noch die Fahrt zum Campingplatz in Fruita an. Der starke Wind soll uns zwar erhalten bleiben, aber Hobbymeteorologe Christoph hat versprochen, dass es nicht regnen wird. Mir macht außerdem die angekündigte Kälte etwas Sorgen für die kommende Nacht, aber mein Beifahrer und Wetterexperte beruhigt mich auch dahingehend. Also machen wir uns hoffnungsvoll auf den Weg. Anfangs läuft alles rund, aber je höher uns unser Weg in die Berge führt, desto kälter wird es. Während die Temperaturen sich unaufhaltsam in Richtung Gefrierpunkt bewegen, geht der Niesel zunächst in Regen, dann in Schneeregen und schließlich in Graupel und sogar Hagel über. Christoph gibt seine Rechtfertigungsversuche bald auf und wir einigen uns darauf, dass Meteorologie in seinem Fall nicht als zweites Standbein taugt.

Irgendwann kommen wir am Campground an - bei inzwischen immerhin wieder 7 Grad - und müssen mangels schlechter Planung zunächst erstmal dumpen. Wie Christoph treffend feststellt, machen wir das immer nur, wenn das Wetter mies ist. Immerhin lässt sich der Schlauch zum Leeren der Tanks dieses Mal trotz Kälteeinbruchs ohne Murren aus der Stoßstange ziehen. Das Auffüllen des Frischwassertanks gestaltet sich aufgrund ungünstiger Konstellation aus Position der Wasserpumpe, Länge des zur Verfügung stehenden Schlauchs und Position der Einfüllöffnung schon schwieriger, lässt sich aber schließlich auch lösen. Zudem muntert uns die erstmalige Sichtung eines Murmeltieres etwas auf. 

So stehen wir irgendwann doch noch auf unserem Campingplatz und können schnell das inzwischen etwas ausgekühlte Sandwich vertilgen, das wir unterwegs erworben haben. Mangels Sonnenschein ist der Wohnanhänger schon am frühen Abend recht stark ausgekühlt und ein Stromanschluss fehlt uns hier leider ebenso wie die Duschen, die Christoph mir seit zwei Tagen verspricht. Aber so kann die angesammelte Dreckschicht in der kommenden frostigen Nacht vielleicht noch als warmhaltende Isolierung dienen... 

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