Mittwoch, 1. Mai 2024

Tag 10 - Unten am Fluss

Unser letzter Tag in der Gegend um Page. Da wir auch nach 6x Longterm-Lottery und 10x Daily-Lottery sowie einer damit verbundenen Gesamtinvestition von 144 USD (!) kein weiteres Coyote Buttes North Permit gewonnen haben, geht es heute stattdessen in den Cathedral Wash. Das Bureau of Land Management stellt Las Vegas - was das Glücksspiel angeht - mittlerweile echt in den Schatten. Zum Glück müssen wir morgen hier weg, sonst wäre die Reisekasse wohl zeitnah leer.

Aber zunächst noch der heutige Ausflug durch den Cathedral Wash, der uns zu Fuß in den Grand Canyon National Park führen soll. Etwa eine Stunde Autofahrt Richtung Marble Canyon trennen uns vom Trailhead. Unausweichlich mit dabei natürlich wieder die Kinderdisco-Hits, bei denen sich "Der Gorilla mit der Sonnenbrille" (er "tanzt so gerne mit Sybille") und "Pepino der Kaka-Kakadu" (verkleidet sich wechselweise als "Pipi-Pipi-Pirat" - "Harr harr harr" und "Popo-Po-Polizist" - *Trillerpfeifengeräusch*) zunehmend als veritable Gassenhauer etablieren. Aber auch "Der Elefant" steht hoch im Kurs, zumal Sophia zu Lisas Leidwesen das von mir ersonnene Textupgrade der Original-Zeilen "Und die Giraffe den allergrößten Nacken / Und das Nilpferd die allergrößten Backen" zu "...und das Nilpferd kann am besten..."  übernommen hat und euphorisch zu jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten gibt.

So geht die Fahrzeit schnell vorüber und wir finden uns in unseren Wanderschuhen auf dem Trail durch den Cathedral Wash wieder. Insgesamt sollen es hin und zurück nur gut 5 km sein, unsere krassen Kletter- und Wegfindungsfertigkeiten machen daraus aber weit über 8 km. Nach der Hälfte der Strecke zwingen uns nämlich größere Wasserpassagen am Grund des eigentlich ausgetrockneten Flussbettes dazu, dieses zu verlassen und auf höhergelegenen seitlichen Ebenen der Schlucht voranzukraxeln, was bisweilen grenzwertig waghalsig gerät. Gern hätte ich auch heute das Kletterseil dabei gehabt, doch war mir der dafür bestehende Bedarf vorher nicht bewusst.

Nach etwa zwei Stunden erreichen wir dann endich wohlbehalten den Colorado River, der nicht nur fotogen ist, sondern auch die Füße erfrischt und für allerlei kindliches Spielvergnügen sorgt. Sophia kann sich kaum noch von ihm trennen, auch nachdem sie schon so viel Sand und Steine hin- und hergeschleppt hat, dass ich bereits eine unbeabsichtigte Streckenänderung des Flusslaufs mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft des Grand Canyon National Park fürchte.

Irgendwann aber gelingt es uns, sie vom Colorado River loszureißen, und der Rückweg kann beginnen. Auf diesem kommen wir weitaus besser als hinzu voran, da wir uns einerseits nicht mehr verlaufen und andererseits nach oben klettern, was generell weniger risikoreich erscheint. Nur an einer besonders hohen Schwelle wird es schwierig. Während ich mich den Milchschnitte-Brüdern gleich nach oben schwingen und Sophia aufgrund ihres geringen Gewichts an ihren Händen zu mir heraufziehen kann, findet Lisa mit ihren T-Rex-Ärmchen keinen so rechten Halt. Irgendwann halte ich sie mit beiden Händen an einem Arm, während sie verzweifelt mit ihren Beinchen freestyle in der Luft strampelt und sich darum bemüht, einen dreieinhalb Ebenen tiefen Sturz in die unter ihr klaffende Schlucht zu vermeiden. Ihr Signalwort "Aua aua!" bedeutet übrigens "Kräftiger ziehen!" und nicht nur "Weiter festhalten!", wie mir im Nachgang nachdrücklich verdeutlicht wurde. Außer ein paar Kratzern am Handy und ein paar Abschürfungen ist die Sache freilich für alle glimpflich ausgegangen.

Hier hing Lisa an Ebene vier von fünf:

Nach Beendigung unseres Ausflugs geht es sodann zum mittlerweile vierten Mal in diesem Urlaub in unser Stammlokal in Page, das offenbar die einzigen von Sophia tolerierten Hühnchenfinger der gesamten USA herstellt. Anschließend werden im Walmart einige Vorräte für die kommenden Tage aufgestockt und zum Abschluss bleibt gerade noch so Zeit für zwei Runden Rummikub. Dann geht es auch schon ins Bett, denn morgen ist für uns alle ein besonderer Tag: Nachdem wir nun fünf Tage lang trotz täglichem Dreck und Schweiß nicht duschen konnten, soll diese hygienische Durststrecke nun doch ihr Ende finden. Tatsächlich wird es dafür auch höchste Zeit, wie Lisa wohl zu Recht nicht müde wird, zu erwähnen.

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