Die Nacht war... dunkel. Dabei will ich es belassen. Immerhin hat mir wohl keine der anwesenden Spinnen einen Einlauf verpasst. Kurz nach fünf Uhr bin ich jedenfalls wieder wach und verdränge den erforderlichen Toilettenbesuch bis zum Sonnenaufgang, um nicht auf dem Weg zum "Badehaus" von nächtlichem Ungeziefer verspeist zu werden.
Kurz vor um sechs wacht dann auch Lisa auf und mit geübtem Pinzettengriff packen wir schon mal unsere Koffer zusammen, während Sophia selig ruht. Sie mag es scheinbar muffig. Irgendwann müssen wir sie trotzdem aufwecken, um ein Mohnfeld-ähnliches Koma zu verhindern. Anschließend wird nur noch fix im Kies-"Garten" gefrühstückt und dann schnell weg hier!
Heute geht es zur 'Ohe'o Gulch bzw. deren namenstechnisch gut vermarkteten "Seven Sacred Pools" sowie den im Hinterland gelegenen Waimoku Falls. Angeblich soll heute den ganzen Tag gutgelaunt die Sonne scheinen, so vermeldet es zumindest seit Tagen und auch jetzt noch der Wetterbericht. Na dann kann ja nicht mehr viel schiefgehen!
Also brechen wir voll motiviert gegen sieben Uhr auf, um nur eine Minute später bereits heftig ausgebremst zu werden. "Hana Highway closed ahead" steht da auf großen digitalen Lettern am Straßenrand. Was zur Hölle....? Wieso das denn? Und warum steht das erst hier in Hana? Auch eine Internetrecherche fördert nichts Erhellendes zu der vermeintlichen Sperrung zu Tage. Also fahren wir erstmal weiter. Nächstes Schild nach einer Meile: "Highway closed in 13 Miles". Schnell Google Maps bemüht: Unser Ziel ist nur zehn Meilen entfernt. Na zumindest kommen wir wohl hin. Aber was dann? Die einzige alternative Route ist die Strecke von gestern und damit ein Umweg von schlappen zwei Stunden. Naja, da sollen sich Zukunfts-Lisa und -Christoph mal schön drum kümmern.
Also düsen wir erstmal zum Parkplatz der 'Ohe'o Gulch, die offenbar Bestandteil des Haleakala National Park ist. Für uns nicht weiter von Interesse - dieses Junior-Ranger-Abzeichen haben wir ja schon. Kaum stehen wir auf dem Parkplatz, fängt es auch schon an zu regnen. Na vielen Dank, lieber Wettermann bei Weather.com für diese treffsichere Prognose vom schönen Sonnenschein. Nach etwa zwanzig Minuten hört der Regen glücklicherweise auf und wir wagen uns an unsere Trails.
Der erste, der uns zu den vermeintlich heiligen Pools führen soll, ist eine ziemliche Enttäuschung. Sicherlich sind da irgendwo schicke Wasserbecken neben dem Trail. Der meisterliche Wegemeister hat diesen aber so angelegt, dass man stattdessen immer nur auf Farne schaut. Als Ausgleich gibt es überall inoffizielle Trampelpfade zur Schlucht, die mit einem (aktuell zerschnittenen!) Drahtzaun abgesperrt und mit zahllosen Warnschildern versehen sind, wonach es hier bereits mehrfach zu tödlichen Unfällen gekommen sein soll. Ja, dann baut halt den Weg nicht so grottig, dass die Leute sich verarscht vorkommen! Man reist ja auch nicht ins Disneyland, um dort auf einen Sichtschutzzaun zu starren, hinter dem sich möglicherweise Mickey Mouse verstecken könnte. Aber offenbar soll man hier lieber irgendeine stinkige Hütte feiern, auf die immer wieder mit übergroßen Informationstafeln hingewiesen wird. Bilder von diesem gut einen Kilometer langen Spaziergang werden jedenfalls nicht gefertigt. Ich wüsste auch gar nicht, wovon.
Dann Trail Nummer 2, der Pipiwai Trail zu den Waimoku Falls, der angeblich besten Tageswanderung auf Maui. Auch hier wurde aber offenbar der gleiche Stararchitekt mit der Wegführung beauftragt. Rechts die schöne Schlucht. 100 Meter links davon ohne jeden Ausblick der veralberte Wanderer. Dazwischen zahllose inoffizielle Trampelpfade nebst unzähliger Schilder, die wahlweise meinen schnellen Tod oder ein Bußgeld in Höhe von bis zu 500 USD androhen. Na dann lieber letzteres. Wenigstens einen (einzigen) offiziellen Aussichtspunkt an der Felskante hat man den Besuchern aber gegönnt sowie zwei Brücken, wobei man den Blick von letztgenannten hinunter zumindest noch durch ein im Wasser hängendes Kabel zu trüben vermochte.
Wenigstens passen die sonstigen Ziele am Wegesrand. Der Bambuswald ist ziemlich cool...
...und der riesige Banyanbaum ist sowieso der Knaller.
Kurz vor dem finalen Wasserfall fängt es natürlich wieder an, heftig zu schütten, sodass wir klitschnass werden und nur wenig Lust verspüren, die Waimoku Falls länger zu genießen, zumal sich hinter uns offenbar schon unzählige Touristen nähern, deren hohle Phrasen ("Wow", "That's cool!", "You want a picture?") ich nicht unbedingt hören muss. Also schnell selbst ein paar Fotos machen und wieder zum Parkplatz. Auf dem Rückweg werden wir noch von mehreren Schauern und Mücken beehrt, sodass wir entgegen dem Wetterbericht und trotz Insektenschutzspray durchnässt und zerstochen am Auto ankommen. Ob es das wohl wert war?
Hinzu kommen nämlich nun noch die Bonusmeilen, die niemand sammeln wollte. Laut Auskunft der Rangerette ist die Weiterfahrt wegen Flutschäden tatsächlich unmöglich, weswegen wir den ganzen Hana Highway noch einmal andersherum fahren dürfen. Eieiei, das war so nicht geplant. Der Weg ist sicher ziemlich schick, aber mehrere Tage in Folge muss ich das jetzt nicht haben.
Nach recht zähen zwei Stunden und einer Baustelle aufgrund gestrigem (!) Felssturz haben wir die Kurvenpiste aber hinter uns und dinieren erstmal standesgemäß im "Raising Caine's Chicken Fingers", der ganze fünf Menüs im Angebot hat: 6 Chicken Fingers und Pommes, 4 Chicken Fingers und Pommes, 3 Chicken Fingers und Pommes, 3 Chicken Fingers auf einem Brötchen und Pommes sowie die Kids Combo (2 Chicken Fingers und Pommes). Da fällt die Wahl nicht allzu schwer.
Dann geht es in unsere Unterkunft, die sich zum Glück als Volltreffer entpuppt, sowie zum Kapalua Bay Beach, wo wir zum ersten Mal auf Hawaii wirklich schwimmen können. Wenig überraschend teilt Sophia mit, dass ihr Wellenhüpfen natürlich viel besser gefällt. Aber so ist sie halt, die anspruchsvolle junge Generation...
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