Donnerstag, 16. Mai 2024

Tag 23 - Vom Dschungel in den Lavasee

Gestern Abend neben Christoph eingeschlafen, erwache ich heute Morgen im Zimmer nebenan bei Sophia. Nein, keine Zauberei. Ich musste mich schlicht und ergreifend gestern Abend erstmal davon überzeugen, dass es Christoph wieder halbwegs gut geht und ich ihn ruhigen Gewissens allein lassen kann. Als er dann nach Mitternacht mehr oder weniger friedlich schnarchte, während ich vom Geräusch und der Wärme der Heizung ständig wieder aufwachte, verkrümelte ich mich für den zweiten Teil der Nacht zu Sophia, die davon allerdings keine Notiz nahm. Heute früh sind jedenfalls alle wieder ansprechbar und guter Laune, sodass wir uns nach dem Frühstück zeitnah auf den Weg in den Hawaii Volcanoes National Park machen. Christophs Recherchen nach ist der Parkplatz an der angepeilten Wanderung schnell überfüllt, sodass eine frühe Ankunft durchaus angezeigt ist. Das ist schon mal kein Problem: Der Parkplatz ist recht leer. Wir stellen also unser Auto ab und begeben uns auf den Kilauea Iki Trail - den wohl beliebtesten Pfad hier. Nach etwa fünf Minuten lässt Christoph verlauten, dass er sich die Wanderung ganz anders vorgestellt hat. Irgendwie karger. Sagt er, während wir durch dichten Regenwald laufen. Hm, vielleicht ist er heute doch noch nicht so ganz zurechnungsfähig?

Aber als wir den Abstieg an dem stark bewachsenen Hang geschafft haben und sich vor uns der Krater erstreckt, muss ich ihm recht geben: Hier ist die Landschaft wirklich karg. Auf dem schwarzen Lavagestein haben sich nur vereinzelt ein paar Bäumchen angesiedelt, die mit ihren roten Blüten kleine Farbtupfer in die ansonsten schwarzgraue Tristesse malen. 

Schon beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass sich hier während einer Eruption in den 50er Jahren ein riesiger Lavasee gebildet hat. Gegen Ende unserer Kraterdurchquerung wird es dank auflockernder Bewölkung langsam ganz schön warm, was vor allem für Christoph ein Problem ist, der seiner verbrannten Haut zuliebe um jeden Preis vermeiden will, zu schwitzen. Wir passen unser Tempo entsprechend an und schleichen auf der anderen Seite den Aufstieg aus dem Krater wieder hinauf, als wären wir auf einer Seniorenfahrt. Entspannt geht es dann im Schatten des Regenwaldes zurück zum Auto, wo wir uns spontan entscheiden, der Lavahöhle auf der anderen Seite des Parkplatzes gleich noch einen Besuch abzustatten. Der Eingang zur Höhle ist zwar auch wieder wunderschön bewachsen, der Rest aber eher langweilig und nach 3 Minuten kommen wir auf der anderen Seite schon wieder raus.

In diesem Nationalpark hat Sophia erstmals in diesem Urlaub wieder die Möglichkeit, Junior Rangerin eines weiteren Parks zu werden. Also geht es weiter zum Visitor Center, wo wir das entsprechende Booklet erhalten. Wir fahren weiter zu einem Aussichtspunkt, an dem wir uns aufgrund des zwischenzeitlich einsetzenden Regens einen überdachten Picknicktisch suchen, um in Ruhe das Heft auszufüllen. Dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, da die zur Auswahl stehenden Aufgaben nicht so ohne Weiteres zu bewältigen sind, wenn man nicht ausnahmslos jede Infotafel im Park gelesen hat. Mit ein bisschen Internet-Recherche und viel Fantasie können wir aber zumindest genügend Aufgaben lösen, um kurze Zeit später den Eid ablegen zu dürfen und das erste Abzeichen in Empfang zu nehmen. Sophia ist mal wieder sehr stolz auf sich.

Da wir ohnehin nichts anderes geplant haben und es am Nachmittag durchgängig regnen soll, fahren wir noch eine kleine Scenic Route bis zum Ende des Parks am Pazifik. Dort gibt es noch einen Minispaziergang zum Holei Sea Arch, den man nur aus einiger Entfernung bestaunen kann. 


Auf dem Heimweg machen wir noch einen Zwischenstopp zum Mittagessen und für einen Minieinkauf, wobei wir versuchen, nur genau so viel zu kaufen, wie wir in den zweieinhalb Tagen bis zum nächsten Flug brauchen. Das Wetter am Nachmittag hält sich dann auch an die Vorhersage: Es regnet ohne Pause. Da kommt es uns gerade recht, dass unsere kleine Hütte im Dschungel nicht nur mit Waschmaschine und Trockner, sondern auch mit einigen Gesellschaftsspielen ausgestattet ist. So findet dieser Tag ein gleichsam produktives wie gemütliches Ende. 

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