Mittwoch, 29. Mai 2024

Tag 36 - Coq au Chanel

Erneut reißt uns der liebliche Schrei unseres Haus- und Hofhähnchens Napoleon II. unsanft aus unseren Träumen. Nur der Himmel weiß, warum manchen Hühnermännchen statt eines kraftvollen "Kikeriki'i" nur ein krächzendes "Krikaaarrr'k" gegeben ist.

Nachdem wir vorgestern unsere vorgesehenen Unternehmungen in den Waimea Canyon und Koke'e State Parks nicht mehr komplett geschafft haben, soll das heute nachgeholt werden. Da der Wetterbericht strahlenden Sonnenschein nach 12:00 Uhr ankündigt, wird aber erstmal etwas geshoppt. Beide Mädchen kaufen sich in irgendwelchen Ramschläden ein schickes T-Shirt; ich belasse es bei der Hähnchenmütze aus dem General Store von gestern. Dann gelingt es Sophia tatsächlich, Lisa auch noch ein weiteres Kuscheltier aus dem Kreuz zu leiern, weil die "Schildkröte doch so süß schaut", wie mir beide fortwährend immer wieder versichern. In der Folge findet der Shopping-Trip vorzeitig sein jähes Ende.

Stattdessen brausen wir ein zweites Mal zu besagten State Parks und halten erstmal an einem äußerst ansehlichen, wenn auch inoffiziellen Aussichtspunkt auf die Waipoo Falls. Der Blick ins Tal ist einfach nur klasse! Und trotz örtlich (unmittelbar an der Straße) und zeitlich (Sonntag vor Memorial Day) suboptimalen Umständen ist kein anderer hier, der uns stören könnte.

Nächster Halt: Miloli'i Ridge Road. Eigentlich eine Jägerpiste, aber nach einem Jagdschein fragt ja hier kein Schwein. Am Ende der fünf Meilen langen Dirtroad soll es aber noch einen schönen Ausblick auf die Na Pali Coast geben und zudem wird sich sonst kaum jemand außer uns hierher verirren. Nach zwei Meilen Fahrt verdunkelt sich indes der Himmel und es fängt an zu tröpfeln. Lisa wirkt etwas unglücklich mit der Situation und das Internet warnt aufgrund der steilen Lehmpiste eindringlich von Fahrten bei Regen ab. Aus Vernunftgründen entscheiden wir uns daher für die Umkehr und einen neuen Versuch am Nachmittag bei dann - wie angekündigt - strahlendem Sonnenschein.

Stattdessen geht es jetzt erstmals bis an das Ende des State Park Drives. Während der Fahrt wird der Regen immer stärker und bald schüttet es regelrecht. Aber damit nicht genug. Einen guten Kilometer vor dem Zielpunkt ist die Straße ohne Angabe von Gründen urplötzlich gesperrt und ein dichter Nebel lässt alles, was sich weiter als zwanzig Meter von uns entfernt befindet, im Nichts verschwinden. Wirklich jetzt? Dann setzen wir uns eben bockig ins Auto und warten auf den versprochenen Sonnenschein! So!

Wir sitzen. Zwei Minuten vergehen. Hmmm.. Man könnte ja mal was Süßes essen. Fünf Minuten später sind die Gummitiere alle. Hmmm... jetzt brauchen wir aber noch was Richtiges. Die Bagel vielleicht? In weiteren fünf Minuten müssen unsere eigentlich für die geplante Wanderung geschmiertem Bagel dran glauben. Hmmmm..., was denn jetzt? Vielleicht ein Spiel. Nach zehn Minuten wollen wir nicht mehr "Tiere mit ... als Anfangsbuchstaben" spielen und viel mehr fällt uns auch nicht ein, worauf wir noch Lust hätten. Dann gehen wir halt noch aufs Klo. Gesagt, getan. Nach weiteren fünf Minuten, in denen mir mein Toilettennachbar auf akustisch eindrückliche Art und Weise vermittelt, was der übermäßige Verzehr von Hula Pie auslösen kann, sitzen wir wieder gelangweilt im Auto. Warten ist echt nicht so unser Ding.

Da erbarmt sich dankenswerterweise eines der gefühlt 970.000 Hähnchen auf dieser Insel, tritt aus der Nebelbank hervor und unterhält uns mit seinen Model-Qualitäten. Auch Sophia ist begeistert, was sie Lisa höflich wissen lässt ("Nimm dein' Kopp weg; ich will das Hähnchen sehn!").

Die Attitude stimmt: Voller Confidence ist er und äußerst wandelbar. Und Personality hat der charmante Herzensbrecher natürlich auch. Eindeutig unser Kandidat für Kaua'is next Topgockel 2024. Heidi wäre begeistert.

Nur mit Kritik kann er noch nicht so gut umgehen.

Nachdem wir uns eine weitere halbe Stunde mit dem Hähnchen unterhalten haben, ist das Wetter unverändert beschissen. Also beschließen wir, wieder ein Stück die Straße runter zu fahren und später zurück zu kommen. Wie sich kurz darauf zeigt, regnet es jetzt aber einfach überall in Strömen! Notgedrungen verlassen wir daher diese State Parks wieder und steuern stattdessen den Polihale State Park an, der einen 17 Meilen langen Sandstrand beherbergt. Bald schon zeigt sich - wie fast immer an der Küste - wieder blauer Himmel und die äußerst holprige Dirtroad-Anfahrt ist auch eine willkommene Abwechslung. Der Strand selbst sieht auch top aus. Nur die asozialen Jeep-Fahrer, die beharrlich mit lauter Musik längs den Strand entlang brettern, gehen einem ziemlich auf den Sack. Solche Leute sollten nicht in der freien Natur sein. Eigentlich sollten solche Leute am besten nirgendwo sein.

Nach einer mehr als willkommenen Erfrischung im Meer geht es über die Holperpiste an einigen Hähnchenküken vorbei zurück und dann dinieren wir aus Mangel an Alternativen in einem laut Google-Rezensionen "authentischen" hawaiianischen Take-Away mit "frischen Speisen" und "gemütlicher Umgebung" mitten in Waimea. Wenn das stimmen sollte, ernähren sich Hawaiianer offenbar traditionell gern in total versifften Bruchbuden von Dingen, die man in Deutschland nicht mal seinen Haustieren anbieten würde und die streng genommen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen müssten. So ein zerriges und ekliges Hähnchen haben wir jedenfalls schon lange nicht mehr zu uns genommen. In etwa so, als wäre da doch noch etwas aus einem dieser 1000-jährigen Eier geschlüpft.

Naja, genug davon. Da der Himmel etwas aufgerissen ist, beschließen wir, noch ein drittes Mal die zähe Strecke zu den Waimea Canyon und Koke'e State Parks in der Hoffnung auf bessere Aussicht auf uns zu nehmen. In den unteren, bereits gesehenen Bereichen, erfüllt sich dieser Wunsch auch. In den von oben eigentlich einsehbaren Küstentälern hängt aber weiterhin dichter Nebel, der aufschlussreiche Einblicke unmöglich macht. Obwohl wir bis zum Sonnenuntergang warten, müssen wir uns daher leider mit stimmungsvollen Nebelbildern begnügen, während am Parkplatz fröhlich die Hähnchen scharren.

Anschließend fahren wir noch in ein Restaurant mit verzehrfähigen Speisen und lassen uns nach dem Genuss eines zarten halben Hähnchens schließlich völlig übermüdet in unsere Bettchen fallen. Die Hoffnung bleibt, dass Napoleon II. uns morgen verschonen möge.

Dienstag, 28. Mai 2024

Tag 35 - Olympisches Gehen

Unser Tag beginnt ganz in Ruhe in unserer Unterkunft. Nach der gestrigen Schlammschlacht haben wir uns eine Pause verdient; außerdem müssen wir ein paar Sachen für den dritten Reiseabschnitt organisieren. Sophia nutzt die Zeit zum Rätseln, während wir vor dem Laptop hocken, wo uns nach kurzer Zeit die Köpfe rauchen. Bislang gibt es nur ein paar halbgare Ideen zur Problemlösung, aber irgendwie passt nichts so recht zusammen. Da hilft nur eins: Pause machen und ab an die frische Luft! 

Wir statten zuerst dem Spouting Horn einen Besuch ab, das sich unweit unserer Unterkunft befindet. Wieder eins dieser Löcher im Gestein, die Meerwasser auspusten. Kann man mal gesehen haben. Der Landbesitzer hier war übrigens auch ein Meister der Problemlösung: Ihn hat das ursprüngliche Blasloch gestört, daher hat er es mit Dynamit aufsprengen lassen, woraufhin sich daneben ein weiteres gebildet hat. Das nenn ich mal Karma. 

Ansonsten steht heute mal wieder Baden auf dem Programm, sodass wir zum Poipu Beach fahren, der irgendwann mal zu einem der besten Strände der USA gekürt wurde. Die Wellen sollen hier kinderfreundlich und schnorchelgeeignet sein, allerdings erwarten wir aufgrund aller vorgenannten Punkte auch reichlich Besucher, womit wir recht behalten. Ein typischer, großer Badestrand mit Rettungsschwimmern, Toilettenhäuschen - und natürlich vielen Menschen. Da wir recht spät dran sind und die Mittagssonne gern vermeiden wollen, belassen wir es bei einer Runde Schwimmen und Wellenhüpfen.

Nochmal zurück in die Unterkunft. Da wir heute keine großen Ausflüge geplant haben, nutzen wir die hauseigene Laundry und waschen unsere Wäsche - die hatte es nötig. Währenddessen klärt Christoph die offenen Fragen für den nächsten Reiseabschnitt. Nachdem uns aufgefallen ist, dass ja gerade Memorial-Day-Wochenende ist, reservieren wir mal lieber fürs Abendessen im Restaurant. 17:15 Uhr ist die einzige verfügbare Zeit, die uns halbwegs in den Kram passt. Dann jetzt aber fix nochmal raus, nicht dass es am Ende doch noch stressig wird. Den Memorial Day hatten wir übrigens bei der Planung natürlich auf dem Schirm, er steht auch als Bemerkung extra im Reiseplan. Dran gedacht hat hier vor Ort dann natürlich trotzdem keiner... 

Christoph hat noch ein besonderes Highlight für unsere kleine Höhlenforscherin im Programm: Eine Höhle am Strand. Sie befindet sich - wie der gesamte Strand - in Privatbesitz und ist über eine kurze Dirtroad erreichbar. Trotzdem sind hier einige Menschen unterwegs. Die Höhle ist allerdings ein Reinfall: Man kann nur ein paar Meter hineingehen, sodass es eher als Unterstand durchgeht. Und dafür wollen sie auch noch 10 USD pro Erwachsenen als "Spende". Wir sind heute nicht in Spendierlaune und gehen stattdessen an den Strand, der allerdings auch nicht besser ist: Ziemlich dreckig, ein Schild warnt vor gefährlichen Bakterien, weswegen man nicht baden soll, und auch das Wasser ist hier eher stürmisch. Wir müssen aber noch die Zeit bis zum Abendessen rumkriegen, sodass Christoph versucht, uns für ein Labyrinth am anderen Ende des Strandes zu begeistern. Na gut, bevor wir hier im Wind rumsitzen... Der Spaziergang am Meer entlang hat dann doch irgendwie etwas Romantisches an sich mit der rauen See. Am Ende des Strandes laufen wir an den Klippen entlang, gegen die die Wellen krachen. Nichts zum Baden, aber doch auch schön anzusehen. Der Weg bis zum Labyrinth zieht sich allerdings ewig und am Ende ist es doch wieder nur eine auf den Boden gelegte Steinspirale. Dennoch tut der Spaziergang gut und die Aussicht aufs Meer ist auch nicht zu verachten.

Nun ist es aber höchste Zeit für den Rückweg, wenn wir unsere Reservierung nicht verpassen wollen. Im Stechschritt geht es dieses Mal quer durch den Wald zurück und ich habe echt zu tun, mit den beiden mitzuhalten. Ich glaube, Gehen ist Sophias sportliche Paradedisziplin. Ist das nicht sogar olympisch? Egal, Medaillen gibt's bei uns zwar nicht, aber ein Hula Pie ist auch eine angemessene Belohnung. 

Sonntag, 26. Mai 2024

Tag 34 - Schlamm und noch mehr Schlamm


Gegen 5:30 Uhr schlage ich meine Augen auf und prüfe sogleich aufgeregt Wetterbericht und Regenradar. Hmmm, nicht so wirklich berauschend... Zwar kaum Regen, aber scheinbar ziemlich bewölkt. Ob überhaupt einmal die Sonne durchkommen wird, ist nicht wirklich vorhersehbar. Die Wolken bewegen sich wohl mal so und mal so - danke erneut für gar nichts, Wettermeister. Also knalle ich mich erstmal wieder hin und stehe erst eine gute Stunde später bei unveränderter Witterungsprognose auf.

Während der Morgenzeremonie fragt mich Lisa wiederholt, was wir heute denn so machen. Da ich das selbst noch nicht weiß, bleibe ich aber im Ungefähren. Schließlich ringe ich mich dazu durch, unser Glück in den Waimea Canyon und Koke'e State Parks zu versuchen und verordne den Mitreisenden daraufhin lange Hosen, was diese nur widerwillig akzeptieren. Neben Bageln, Müsli-Riegeln, Bananen, Nüssen und Wasser wird im Übrigen auch vorsichtshalber das bewährte Geschirr für Sophia in die Rucksäcke gepackt, was ebenfalls Fragen aufwirft, die ich noch nicht wirklich beantworten kann und mag.

Dann düsen wir gegen 8:00 Uhr los. Noch immer weiß ich nicht so wirklich, was wir eigentlich machen wollen und prüfe während der Fahrt immer wieder den Wetterbericht, der unverändert "alles ist möglich" proklamiert. Dann endet das Spiel mangels Signal mit Einfahrt in den Waimea Canyon. Mein Blick nach draußen verrät mir aber, dass der Himmel eigentlich schon gern aufreißen würde und so steuern wir frohen Mutes einige View Points an, die tolle Ausblicke auf den "Grand Canyon des Pazifiks" offenbaren.



Die Ähnlichkeiten in der Reliefstruktur sind wirklich frappierend, nur dass dieses Tal hier wesentlich mehr Vegetation zu bieten hat, die sich mit ihrem leuchtenden Grün wunderschön von dem dunkelroten Lehmboden abhebt. Auch ein weiteres Wesensmerkmal teilen sich beide Canyons (leider): Die meisten Aussichtspunkte gewähren doch recht ähnliche Einblicke, sodass wir nach drei Stopps dann auch genug haben und lieber noch etwas Aufregenderes unternehmen möchten. An Trails habe ich hier allerdings nicht allzu viel sinnvolle Auswahl, da die meisten Wege entweder zu kurz oder zu lang sind oder aber keine tollen Ausblicke bieten. Ein eigentlich optimaler Track (Kalepa Ridge Trail) ist unverändert wegen - vermeintlich - zu großer Absturzgefahr gesperrt. Als lohnenswerter Zeitvertreib verbleiben daher im Wesentlichen nur drei Wege. Erstens: Ein eigentlich zu langer, zu matschiger und zu schwerer Trail, der trotz grandiosem Ausblick am Ende kaum begangen wird (Nu'alolo Trail). Zweitens: Ein recht kurzer Weg mit ziemlich gutem Ausblick (Pihea Trail). Und drittens: Ein Trail, der eine Meile kürzer als der Erstgenannte sowie schlammfrei ist und an einem fast ebenso guten View Point endet (Awa'awapuhi Trail).

Nachdem ich Sophia und Lisa mehrfach nach ihrem Energielevel befragt habe und beide wiederholt beteuern, sich mal wieder richtig auspowern zu wollen, fällt die Wahl - schon dem Beitragstitel nach wenig überraschend - auf den Nu'alolo Trail. Also los: Über 700 Höhenmeter auf mehr als sechs Kilometern Weglänge (oneway) warten auf uns! Und das laut den letzten AllTrails-Nutzerbewertungen im allerfeinsten Schnuddel-Schlamm! Wer kann dazu schon "nein" sagen?

Der Parkplatz am Trailhead sieht schon mal vielversprechend aus. Nur ein Auto und ein äußerst aufdringliches Hähnchen stehen herum. Also schnüren wir die Wanderschuhe und starten einen unvergesslich bleibenden Trip. Denn schon nach wenigen hundert Metern ist völlig klar: Das hier wird tatsächlich die reinste Schlammschlacht.



Immer wieder heißt es langsam vortasten, rutschen, einsinken und ausweichen. Später kommen noch ausnehmend steile Schlammabstiege hinzu, auf denen man wie auf Bananenschalen herunterschliddert, wenn einem das Glück nicht hold ist. Ich kann ein Lied davon singen, nachdem ich mehrere Sekunden lang eine Schlammstufe nach der anderen auf dem Hinterteil sausend überwunden habe, ohne auch nur ansatzweise dazu in der Lage gewesen zu sein, meine Rutschpartie zum Stillstand zu bringen. Auch Lisa legt es - weniger spektakulär - ein paar Mal hin; nur Sophia scheint förmlich am Lehm zu kleben.




Zur Aufmunterung wachsen etwa auf halbem Wege zum Ziel ein paar besonders ästhetische Blümchen, aber sonst bietet der Trail tatsächlich recht wenig fürs Auge. Nur Matsch, wohin das Auge reicht.


Dann endlich: Nach fünf Kilometern, für die wir aufgrund des zur Vermeidung gebrochener Gliedmaßen erforderlichen Schleichgangs geschlagene drei Stunden gebraucht haben, kommt schließlich das Ziel in Sicht: die Na Pali Coast.



Der letzte Kilometer ist dann auch relativ trocken und eben, sodass wir zwanzig Minuten später das Ende des Trails erreichen. Lisa und ich genießen in der folgenden halben Stunde bei einer ausgiebigen Bagel-Mahlzeit den wunderschönen Ausblick, während Sophia sich hierfür so gar nicht interessiert, sondern lieber irgendeine Matschsuppe kocht oder an der Wegabsperrung herumklettert.



Ebenfalls toll: Während des ganzen Weges sind uns nur vier andere Gruppen begegnet und auch am Aussichtspunkt bleiben wir unter uns. Sogar die Sonne lässt sich nach einiger Wartezeit mal kurz blicken:

Gleichwohl müssen wir irgendwann wieder aufbrechen, zumal am späten Nachmittag etwas Regen nicht unwahrscheinlich ist. 14:00 Uhr starten wir daher wieder durch und kämpfen uns nun aufwärts durch den Matsch. Dies gelingt trotz zeitweisem Nieselregen überraschend gut, da einerseits hochzu das Sturzrisiko geringer ist, andererseits Sophia durch eine zweistündige Mitmach-Rollenspielgeschichte meinerseits unterhalten wird, die sie so sehr fesselt, dass Lisa und ich in einigen Abschnitten unsere liebe Mühe haben, mit ihr Schritt zu halten. Nach nur zweieinhalb Stunden stehen wir daher schon wieder am Traihead und ich kann dankenswerterweise meine schwachsinnige Story, in der Sophia in diversen Schulwettkämpfen mit Matschbezug gegen andere Kinder und ihren Nene Jaja angetreten ist, beenden. Sophia hat selbstredend nicht nur alle Disziplinen gewonnen, sondern sogar noch einem Kind das Leben gerettet. Nur der übermütige Boris ist unvermeidbar beim Sturz in eine Schlucht verschieden.

Nun noch fix raus aus den Schuhen und dann war es das auch für heute. Für mehr fehlen einfach Kraft und Lust. Also verlassen wir die State Parks und fahren zum Italiener, wo wir es uns bei Nudelgerichten gut gehen lassen. Hier endlich gelingt auch Sophia der noch fehlende Sturz: Beim Drehen ihres Barhockers verschwindet das darauf platzierte Kind plötzlich unter der steinernen Tischplatte und taucht kurz darauf laut schreiend wieder auf.

Die größten Gefahren lauern eben dort, wo man sie nicht erwartet.

Tag 33 - Ein teures Nickerchen

Heute ist wieder Inselwechseltag: Es geht von Maui nach Kaua'i. Für uns bedeutet das zunächst mal pünktliches Aufstehen, Reste verfrühstücken und die letzten Dinge in die Koffer und anschließend die Koffer ins Auto räumen. Was unsere zeitliche Planung für solche Abläufe angeht, gelingt uns deren Umsetzung in diesem Urlaub nahezu meisterlich. So sind wir genau 2 Minuten vor der geplanten Abreisezeit startklar.

Der Rest verläuft recht unspektakulär. Wir fahren die etwa 45 Minuten zum Flughafen mit zwischenzeitlichem Tankstopp und geben ohne großartige Kontrolle das Auto ab. Um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh, dass wir das Gefährt los sind und uns auf der nächsten Insel diesbezüglich mit dem Jeep Wrangler wieder ein alter Bekannter erwartet. Der hiesige Buick Enclave hat uns nicht überzeugt: Zu groß für die kleinen Straßen hier und mit lauter sinnlosen Features, wie z. B. der unvorhersehbaren Zufallswiedergabe von Audiotiteln, was bei Musik wohl häufig egal ist, bei Hörbüchern aber nun mal absolut unpraktisch. Wenn nach der Einleitung direkt das Finale kommt oder die Ameisen plötzlich das Lied des Riesen singen, ist das die ersten ein, zwei Mal noch lustig, nervt aber irgendwann nur noch. Die "Shuffle"-Funktion hat an diesem Fehler übrigens nichts geändert, egal ob aktiviert oder nicht.

Am Flughafen läuft auch alles rund und so landen wir planmäßig kurz vor 12 auf Kaua'i. Nun die Frage aller Fragen: Klappt es mit unserem speziellen Vorhaben heute? Auf der "Garteninsel" sind Hubschraubertouren sehr beliebt, weil es hier jede Menge sehenswerte Natur gibt, von der sich einige Bereiche (fast) ausschließlich aus der Luft bestaunen lassen. Sonst sind solche Touristenattraktionen ja eher nicht so unser Ding - zumal noch zusätzlich mit Lärm verbunden -, aber hier bietet es sich einfach an, sodass wir gestern noch eine Tour gebucht haben. Aufgrund diverser persönlicher Befindlichkeiten macht es für uns am meisten Sinn, das direkt nach dem "normalen" Flug anzuschließen. Nun ging es mit E-Mails und Telefonaten hin und her, ob der Flug denn stattfinden wird oder nicht, aber nach unserer Landung in Lihue steht endlich fest: Es klappt tatsächlich!

Wir sind alle etwas aufgeregt und gespannt, ob alles rund läuft. Selbstredend befolgen wir alle Hinweise auf der Website des Anbieters (dunkle Sachen, um die Spiegelung im Fenster für Fotos zu minimieren, von der TSA anerkannter Kindersitz für Sophia) und stellen im Nachgang fest, dass wir wohl wieder die einzigen waren, die sie überhaupt gelesen haben. Egal, wir steigen jedenfalls guten Gewissens zusammen mit einer anderen dreiköpfigen Familie in den Hubschrauber, wobei uns die Plätze von der Crew zugewiesen werden. Die beiden Männer sitzen mit den Kindern hinten, während wir Frauen vorne neben dem Piloten Platz nehmen dürfen. Dass mein Platz vorn außen der beste von allen ist, ist mir in dem Moment noch gar nicht klar...

Das Abheben fühlt sich so ganz anders an als im Flugzeug, viel sanfter und man kommt sich recht langsam vor. Ein schneller Blick über die Schulter nach hinten verrät mir, dass Sophia und Christoph auch ihren Spaß haben und so konzentriere ich mich auf die tollen Ausblicke und bin schon nach kurzer Zeit total hin und weg. Mal ganz abgesehen davon, dass ich einen absolut freien Blick aus dem rechten Fenster habe und sogar unter mich schauen kann, fesselt mich die Landschaft der Insel ungemein. Unmengen von dichten Wäldern, grün bewachsene Hänge mit jeder Menge Wasserfällen, zwischendurch tiefe Canyons in grün und rot und nicht zuletzt die atemberaubende Na Pali Coast mit dem türkisblauen Meer.

Ich bin zutiefst beeindruckt und ganz in dem Moment gefangen. Die sehr passend ausgewählte Musik, die den Flug über unsere Kopfhörer noch untermalt, tut ihr Übriges und ganz eventuell habe ich vor lauter Emotionen sogar ein kleines Tränchen verdrückt... Irgendwann fällt mir aber auch wieder ein, dass da ja noch andere Menschen um mich herum sind, sodass ich mich doch mal umdrehe, um zu sehen, was die beiden da hinten so treiben. Und siehe da, Sophia hat es dem anderen Jungen gleichgetan, der schon nach wenigen Minuten verstanden hatte, wie man sich bei einem Hubschrauberflug angemessen verhält: Sie schlafen! Kann man ja mal machen, für schlappe 350 USD pro Person. Aber egal, der Flug lohnt sich jedenfalls absolut und wir sind wirklich froh, dass das geklappt hat!

Anschließend erledigen wir schnell den zweiten Teil unseres Einkaufs, nachdem wir vor dem Helikopterflug nur die nicht zu kühlenden Sachen erworben haben, damit es jetzt nicht mehr so lange dauert. Dann geht es ab in unsere Unterkunft, die wir mit großer Erleichterung in Augenschein nehmen. Da wir hier 5 Nächte bleiben, hatten wir ein wenig Angst, dass es wieder ein Reinfall sein könnte, aber hier lässt es sich gut die nächsten Tage aushalten. Der erste Tag auf Kaua'i war damit schon mal ein voller Erfolg. Wir hoffen auf stetige Fortsetzung. 

Samstag, 25. Mai 2024

Tag 32 - Vom Meer verschluckt

Unser letzter voller Tag auf Maui. Auf dem Plan steht der Nordwesten der Insel in gewohnt bunter Mischung aus fahren, wandern, schauen, baden und essen.

Station 1: Der Waihe'e Ridge Trail mit beachtlichen 440 Höhenmetern auf oneway lediglich 3,2 Kilometern. Als wir nach etwa einer Stunde Fahrt ankommen, sieht das Wetter nicht gerade vielversprechend aus: Ein dicker grauer Schleier hängt vor uns in der Hügelkette fest. Aber unverrichteter Dinge umzukehren, kommt natürlich nicht in Frage. Also auf, auf, ab in die Wolken mit uns!

Zu Beginn des ausnehmend steilen Anstiegs können wir noch ganz gut herunterblicken, wenngleich der graue Schleier über uns nicht besonders fotogen ist. Schon bald aber sieht es in alle Richtungen so aus:



Hmmmm... Nicht gerade optimal für einen Trail, der von seiner Aussicht lebt. Aber was soll's - jetzt gehen wir den rutschigen Mistweg auch noch bis zum bitteren Ende. Also kämpfen wir uns Höhenmeter um Höhenmeter weiter vorwärts, während ich auf Sophias Befehl hin Jaja die wichtigsten Skills für das Überleben in der Wildnis zu lehren habe. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Nach etwa 90 Minuten ist es schließlich vollbracht. Durchgeschwitzt erreichen wir den Gipfel und sehen... nix. Hier beträgt die Sichtweite noch immer unverändert etwa 50 Meter. Naja, dann esse ich halt wenigstens meinen Bagel zur Belohnung.

Selbiger ist erst hälftig verzehrt, da geschieht auch schon das Unerwartete: Völlig aus dem Nichts reißt der Himmel plötzlich auf und gibt den malerischen Blick auf die Umgebung frei. Ach, hier sind wir also langgewandert - das ist ja ein Ding! Endlich mal ein Trail, bei dem man erst am Ziel sieht, wo man eigentlich die ganze Zeit gewesen ist.


Außerdem zeigt sich als Bonus auch noch eines dieser marderähnlichen Mangustenviecher und posiert ein wenig. 


Mit bester Laune kraxeln wir schließlich zurück nach unten, immer darauf bedacht, auf dem schlammigen Untergrund nicht zu stürzen, was unglaublicherweise nur Lisa gelingt. Währenddessen werden natürlich fleißig Fotos gefertigt und nach gut einer Stunde stehen wir wieder an unserem Startpunkt.

Nun soll es aber weiter zu Station 2 gehen, dem Nakalele Blowhole. Der Weg dorthin entlang der Pazifikküste ist zwar durchaus malerisch,...


...aber auch unverschämt schmal! Was soll man denn hier bitte bei Gegenverkehr tun?


Wir finden es heute nicht mehr heraus, die zahllosen Kreuze am Wegesrand
zeugen aber davon, dass manche Fragen besser unbeantwortet bleiben.

Am Nakalele Blowhole Trail angekommen, schlage ich mich über diverses Geröll bis zum Blubberloch durch, während sich Sophia und Lisa das Spektakel aus der Ferne besehen. Immer wieder spritzt das Wasser meterhoch aus einem Loch im Fels, als befände sich dort ein äußerst zuverlässiger Geysir. Habe ich so auch noch nicht gesehen und rechtfertigt die durchnässte Kleidung ohne Weiteres.


Sodann gibt es noch etwas zu Beißen bei McDonalds und dann geht es schließlich zur dritten und letzten Station, dem Black Rock Beach. Eigentlich wollte ich hier schnorcheln, aber da ich den Ausflug gestern mit der Schildkröte ohnehin nicht mehr toppen kann, entschließe ich mich dazu, lieber mit Sophia und Lisa zusammen die in unserer Ferienwohnung gefundenen Boogie Boards auszuprobieren. Tatsächlich ist Sophia von uns Dreien am talentiertesten und hängt sowohl mich als auch Lisa mühelos auf ihrem Brett ab.


Die Quittung hierfür folgt auf dem Fuße. Beim anschließenden Wellenhüpfen wird Lisa von der Stärke einer Welle überrascht, kann sich nicht mehr halten und taucht samt Kind wenig elegant stürzend in der schäumenden Gischt unter. Es dauert einige Sekunden, bis die Welle sich zurückzieht und den Blick auf die Stelle wieder freigibt, wo beide verschwunden sind. Aber hey: Da hockt doch nur noch Lisa! Wo ist denn das Kind plötzlich hin?! Unterm Sand vergraben? Von der Welle wieder ins Meer gezogen? Auch Lisa springt sofort auf und blickt sich suchend um.

Aber da sehen wir sie auch schon. Vier, fünf Meter weiter liegt sie gut eingesandet am Strand und macht unbehelfliche Schwimmbewegungen. Sofort wird sie hochgezogen und hustet etwas Meerwasser aus. Sie scheint zwar etwas neben sich zu stehen, ist aber ansonsten glücklicherweise unversehrt und auch im Übrigen nur moderat verärgert. Nachdem sie sich ausgiebig über die "blöde Welle" echauffieren konnte, geht es nochmal kurz ins Wasser und dann schließlich zurück in unsere Ferienwohnung.

Dort wird gepackt, der Sonnenuntergang genossen und noch ein besonderes Abenteuer für den morgigen Tag gebucht und organisiert. Unseren Ankunftstag auf der vermeintlich schönsten hawaiianischen Insel wollen wir schließlich standesgemäß einläuten.

Freitag, 24. Mai 2024

Tag 31 - Viele Grüße, deine Giraffe

Christoph hat uns gestern versprochen, dass wir heute endlich mal ausschlafen dürfen und das lassen wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen. So lassen wir den Morgen (für unsere Verhältnisse) langsam angehen und freuen uns auf einen entspannten Strandtag. Nach dem Frühstück auf der Terrasse schnappen wir uns die Badesachen und machen uns auf den Weg zum Strand. Zwei direkt nebeneinander liegende stehen zur Auswahl und wir entscheiden uns aufgrund des wesentlich weniger gefüllten Parkplatzes für den Slaughterhouse Beach - trotz des eher zweifelhaften Namens. Der Strand liegt in einer geschützten Bucht und soll daher besonders gut für Kinder und zum Schnorcheln geeignet sein.

Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten der Felswände und entscheiden uns erstmal fürs gemeinsame Schnorcheln. Endlich passen auch die Bedingungen hinsichtlich des Wellengangs und wir werfen einen Blick auf die Unterwasserwelt. Viel Zeit haben wir allerdings leider nicht, denn nach wenigen Minuten verkündet Sophia, dass ihre Brustwarzen wieder schmerzen. Das Problem ist bereits bekannt und wir haben die durch das UV-Shirt beim Baden verursachte Reibung in Verdacht. Also einmal alle zurück an den Strand und das Problem ganz professionell durch Pflaster gelöst. Sophia hat nun aber doch keine Lust mehr zu schnorcheln und will lieber schwimmen, sodass Christoph nochmal alleine mit der Schnorchelmaske loszieht, während wir Mädels zusammen in den Wellen rumhüpfen. Kurze Zeit später zeigen unsere Badenachbarn aufgeregt vor uns ins Wasser: Hier ist eine große Meeresschildkröte unterwegs. Leider haben wir die Schnorchelmasken nicht zur Hand, aber man sieht die Schildkröte im flachen Wasser sehr gut und sie taucht auch einmal direkt neben uns auf. Christoph wedelt derweil am anderen Ende des Strandes wie wild mit den Armen und zeigt aufgeregt ins Wasser. Wie sich herausstellt, ist ihm beim Schnorcheln ebenfalls eine Schildkröte begegnet, der er bis zum Strand gefolgt ist.

Zum Aufwärmen sucht Sophia zwischenzeitlich Schätze am Strand und findet das übliche Allerlei aus Muscheln, Steinen (aber ganz besondere!) und Kokosnüssen. Das bleibt natürlich am Ende alles hier, aber zum Zeitvertreib eignet sich die Sucherei allemal. Danach geht es noch eine zweite Runde ins Wasser, aber dann haben wir auch schon genug fürs Erste. Es ist bald 12 Uhr und uns wird es langsam zu heiß am Strand. Nach kurzem umständlichen Umziehen (inklusive Verstecken hinterm Handtuch, um die prüden Amerikaner nicht zu verärgern) wird noch schnell ein Foto von der Henne mit ihren Küken gemacht, denen es am Strand auch zu gefallen scheint, und weiter geht es zu dem anderen Strand, weil dort Toiletten aufgestellt sind. Ebenfalls vor Ort: ein Fruchtstand mit frisch gebackenem Bananenbrot - man, ist das lecker! Selbst Sophia is(s)t begeistert, was ja schon eher eine Seltenheit ist. 

Gut gestärkt geht es zu einem kleinen Zwischenstopp im nahegelegenen Resort für die Reichen und Schönen inkl. jeder Menge Golfplätze. Hier gibt es an der Küste ein kleines Labyrinth und gezackte Felsen, wobei Christoph und Sophia sich jeweils nur für eins von beiden begeistern können.

Danach besuchen wir die hiesige Einkaufsmeile, denn wir brauchen noch eine dritte Postkarte und anschließend eine Postfiliale. Das klappt zum Glück recht schnell; auf einer Bank schreibt Sophia noch die soeben erworbene Karte für ihre künftige Klasse und dann schicken wir sie alle auf den Weg in Richtung Heimat. Mal sehen, wann sie ankommen...

Zum Mittagessen verschlägt es uns heute in ein zu einem Hotelkomplex gehörendes Restaurant mit der verpeiltesten Bedienung aller Zeiten. Die Frau schafft es aber trotzdem irgendwann und wir bekommen ein recht leckeres Essen und vor allem den Nachtisch, der ausschlaggebend für die Restaurantauswahl war: den berühmten Hula-Pie, der hauptsächlich aus Macadamiaeis, Schokosauce und noch mehr Macadamianüssen besteht. Einfach köstlich!

Wir verziehen uns für eine Pause auf unser Zimmer, weil es noch zu früh für den zweiten Strandbesuch ist und wir erstmal das reichliche Essen verdauen wollen. So war zumindest eigentlich der Plan. Tatsächlich verlassen wir unser Zimmer aus verschiedenen Gründen an diesem Nachmittag nicht mehr. Stattdessen verbringen wir einen ganz entspannten Abend mit Basteln, Spielen, und "Viele Grüße, deine Giraffe", Sophias aktuellem Lieblingsbuch über die Brieffreundschaft zwischen einer Giraffe und einem Pinguin. Und als ob wir heute nicht schon genug Postkarten geschrieben hätten, besteht Sophia darauf, dass wir erst die Geschichte nacherzählen und uns dann neue Briefe ausdenken, die wir uns gegenseitig als Giraffe und Pinguin schreiben. Und wehe, der Brief der Giraffe endet nicht mit den magischen vier Worten des Buchtitels...

Mittwoch, 22. Mai 2024

Tag 30 - Einmal grüne Hölle und zurück


Die Nacht war... dunkel. Dabei will ich es belassen. Immerhin hat mir wohl keine der anwesenden Spinnen einen Einlauf verpasst. Kurz nach fünf Uhr bin ich jedenfalls wieder wach und verdränge den erforderlichen Toilettenbesuch bis zum Sonnenaufgang, um nicht auf dem Weg zum "Badehaus" von nächtlichem Ungeziefer verspeist zu werden.

Kurz vor um sechs wacht dann auch Lisa auf und mit geübtem Pinzettengriff packen wir schon mal unsere Koffer zusammen, während Sophia selig ruht. Sie mag es scheinbar muffig. Irgendwann müssen wir sie trotzdem aufwecken, um ein Mohnfeld-ähnliches Koma zu verhindern. Anschließend wird nur noch fix im Kies-"Garten" gefrühstückt und dann schnell weg hier!

Heute geht es zur 'Ohe'o Gulch bzw. deren namenstechnisch gut vermarkteten "Seven Sacred Pools" sowie den im Hinterland gelegenen Waimoku Falls. Angeblich soll heute den ganzen Tag gutgelaunt die Sonne scheinen, so vermeldet es zumindest seit Tagen und auch jetzt noch der Wetterbericht. Na dann kann ja nicht mehr viel schiefgehen!

Also brechen wir voll motiviert gegen sieben Uhr auf, um nur eine Minute später bereits heftig ausgebremst zu werden. "Hana Highway closed ahead" steht da auf großen digitalen Lettern am Straßenrand. Was zur Hölle....? Wieso das denn? Und warum steht das erst hier in Hana? Auch eine Internetrecherche fördert nichts Erhellendes zu der vermeintlichen Sperrung zu Tage. Also fahren wir erstmal weiter. Nächstes Schild nach einer Meile: "Highway closed in 13 Miles". Schnell Google Maps bemüht: Unser Ziel ist nur zehn Meilen entfernt. Na zumindest kommen wir wohl hin. Aber was dann? Die einzige alternative Route ist die Strecke von gestern und damit ein Umweg von schlappen zwei Stunden. Naja, da sollen sich Zukunfts-Lisa und -Christoph mal schön drum kümmern.

Also düsen wir erstmal zum Parkplatz der 'Ohe'o Gulch, die offenbar Bestandteil des Haleakala National Park ist. Für uns nicht weiter von Interesse - dieses Junior-Ranger-Abzeichen haben wir ja schon. Kaum stehen wir auf dem Parkplatz, fängt es auch schon an zu regnen. Na vielen Dank, lieber Wettermann bei Weather.com für diese treffsichere Prognose vom schönen Sonnenschein. Nach etwa zwanzig Minuten hört der Regen glücklicherweise auf und wir wagen uns an unsere Trails.

Der erste, der uns zu den vermeintlich heiligen Pools führen soll, ist eine ziemliche Enttäuschung. Sicherlich sind da irgendwo schicke Wasserbecken neben dem Trail. Der meisterliche Wegemeister hat diesen aber so angelegt, dass man stattdessen immer nur auf Farne schaut. Als Ausgleich gibt es überall inoffizielle Trampelpfade zur Schlucht, die mit einem (aktuell zerschnittenen!) Drahtzaun abgesperrt und mit zahllosen Warnschildern versehen sind, wonach es hier bereits mehrfach zu tödlichen Unfällen gekommen sein soll. Ja, dann baut halt den Weg nicht so grottig, dass die Leute sich verarscht vorkommen! Man reist ja auch nicht ins Disneyland, um dort auf einen Sichtschutzzaun zu starren, hinter dem sich möglicherweise Mickey Mouse verstecken könnte. Aber offenbar soll man hier lieber irgendeine stinkige Hütte feiern, auf die immer wieder mit übergroßen Informationstafeln hingewiesen wird. Bilder von diesem gut einen Kilometer langen Spaziergang werden jedenfalls nicht gefertigt. Ich wüsste auch gar nicht, wovon.

Dann Trail Nummer 2, der Pipiwai Trail zu den Waimoku Falls, der angeblich besten Tageswanderung auf Maui. Auch hier wurde aber offenbar der gleiche Stararchitekt mit der Wegführung beauftragt. Rechts die schöne Schlucht. 100 Meter links davon ohne jeden Ausblick der veralberte Wanderer. Dazwischen zahllose inoffizielle Trampelpfade nebst unzähliger Schilder, die wahlweise meinen schnellen Tod oder ein Bußgeld in Höhe von bis zu 500 USD androhen. Na dann lieber letzteres. Wenigstens einen (einzigen) offiziellen Aussichtspunkt an der Felskante hat man den Besuchern aber gegönnt sowie zwei Brücken, wobei man den Blick von letztgenannten hinunter zumindest noch durch ein im Wasser hängendes Kabel zu trüben vermochte.

Wenigstens passen die sonstigen Ziele am Wegesrand. Der Bambuswald ist ziemlich cool...

...und der riesige Banyanbaum ist sowieso der Knaller. 

Kurz vor dem finalen Wasserfall fängt es natürlich wieder an, heftig zu schütten, sodass wir klitschnass werden und nur wenig Lust verspüren, die Waimoku Falls länger zu genießen, zumal sich hinter uns offenbar schon unzählige Touristen nähern, deren hohle Phrasen ("Wow", "That's cool!", "You want a picture?") ich nicht unbedingt hören muss. Also schnell selbst ein paar Fotos machen und wieder zum Parkplatz. Auf dem Rückweg werden wir noch von mehreren Schauern und Mücken beehrt, sodass wir entgegen dem Wetterbericht und trotz Insektenschutzspray durchnässt und zerstochen am Auto ankommen. Ob es das wohl wert war?

Hinzu kommen nämlich nun noch die Bonusmeilen, die niemand sammeln wollte. Laut Auskunft der Rangerette ist die Weiterfahrt wegen Flutschäden tatsächlich unmöglich, weswegen wir den ganzen Hana Highway noch einmal andersherum fahren dürfen. Eieiei, das war so nicht geplant. Der Weg ist sicher ziemlich schick, aber mehrere Tage in Folge muss ich das jetzt nicht haben.

Nach recht zähen zwei Stunden und einer Baustelle aufgrund gestrigem (!) Felssturz haben wir die Kurvenpiste aber hinter uns und dinieren erstmal standesgemäß im "Raising Caine's Chicken Fingers", der ganze fünf Menüs im Angebot hat: 6 Chicken Fingers und Pommes, 4 Chicken Fingers und Pommes, 3 Chicken Fingers und Pommes, 3 Chicken Fingers auf einem Brötchen und Pommes sowie die Kids Combo (2 Chicken Fingers und Pommes). Da fällt die Wahl nicht allzu schwer.

Dann geht es in unsere Unterkunft, die sich zum Glück als Volltreffer entpuppt, sowie zum Kapalua Bay Beach, wo wir zum ersten Mal auf Hawaii wirklich schwimmen können. Wenig überraschend teilt Sophia mit, dass ihr Wellenhüpfen natürlich viel besser gefällt. Aber so ist sie halt, die anspruchsvolle junge Generation...