Pünktlich zum Sonnenaufgang bin ich wieder einmal der Erste, der die Augen öffnet. Eine Stunde später gelingt das auch meinen beiden Trantüten, sodass ich zunächst draußen und 20 Minuten später noch einmal drinnen den Frühstückstisch decken darf, weil es draußen doch zu kalt ist.
Dann fahren wir zum Visitor-Center, lassen uns den Junior-Ranger-Eid von Sophia ins Ohr flüstern und kaufen ihr eine überteuerte Schmetterling-Fingerpuppe von zweifelhaftem Nutzen, weil die "so wunderschön" ist.
Anschließend haben wir eine Tagesetappe von etwa 170 Meilen bis zum Yellowstone National Park vor uns, da wir aufgrund der prognostizierten Schlechtwetterphase mit eisigen Temperaturen und Regen ab Mittwoch lieber einen Tag früher dort sein wollen und entsprechend umdisponiert haben. Unterbrochen wird die wenig unterhaltsame Fahrt von einem Großeinkauf, einem Tankstopp und der verzweifelten Suche nach einem geöffneten Carl's Jr., damit Sophia wenigstens mal irgendetwas Warmes (Hähnchensterne) zu sich nimmt. Endlich im Fast-Food-Restaurant angekommen muss ich leider feststellen, dass die Bedienung eine mir unbekannte Sprache spricht, die an bayerisch intonierte Schnalzlaute erinnert. Gleichwohl gelingt es mir, nicht nur die begehrten Hähnchensterne, sondern auch noch einen überdimensional hässlichen Dinosaurierkopf zu ordern, den Sophia aufgrund seines bösen Blickes mittels mehrerer Kopfnüsse maßregelt.
Gegen 15:30 Uhr kommen wir dann tatsächlich im Yellowstone National Park an.
Keine zehn Minuten später schläft Sophia, die zuvor nach steter Beschäftigung verlangte, ein. Am Norris Geyser Basin gehen wir noch ein kleines Ründchen, aber Sophia möchte lieber auf der Wegbegrenzung balancieren, was uns wiederum eher weniger reizt.
Gegen 18:00 Uhr erreichen wir dann unseren Campground, der sich offenbar an demenzkranke Analphabeten richtet. Ohne erkennbaren Grund kann man hier nämlich nicht - wie sonst überall - unmittelbar auf seine gebuchte Site fahren, sondern muss zuvor endlos lang in einer Registrierungswarteschlange stehen, während eine Campground-Mitarbeiterin nicht nur Flugblätter verteilt, sondern die dort niedergeschriebenen Hinweise auch noch lautstark mit ernstem Blick zum Besten gibt. Selbstredend handelt es sich dabei nur um völligen Nonsens, auf den kein vernünftig denkender Mensch jemals kommen würde: "Kein Essen draußen stehen lassen, sondern die bärensicheren Container nutzen!" "Kein Feuer außerhalb der Feuerringe im trockenen Nadelwald entzünden!" "Keine Wildtiere füttern, streicheln, beißen oder zum Tanze auffordern!" etc. Als wir dann endlich dran sind, bekommen wir von der Mitarbeiterin am Tresen nicht nur unsere Site genannt, sondern trotz Beteuerung, dass wir schon einmal hier waren und funktionstüchtige Hörorgane haben, noch einmal genau die gleiche 10-minütige Nonsens-Belehrung von gerade eben unter Überreichung eines identischen Flugblatts!
Erst dann dürfen wir schließlich passieren, zu unserer Site düsen, Abendbrot essen und unseren Camper für die kommende frostige Nacht präparieren.
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