Donnerstag, 15. September 2022

Tag 13 - Katastrophentourismus

4. Gastbeitrag:

Tag 4 im Yellowstone National Park. Der Himmel ist wolkenverhangen. Ein leises Plätschern kann man vom Dach des Wohnmobils vernehmen. Ich strecke meine Glieder, hebe mein Haupt, starre in die mystisch-nebelverhangenen Baumreihen und knall' mich wieder auf die Matratze: Bei so einem Scheiß-Wetter macht Aufstehen keinen Sinn.


Zwei Stunden später am gleichen Ort: Der Regen hat aufgehört; die ehedem dichte Wolkendecke zeigt erste Risse. Schon besser. Nach Frühstück und dem aufgrund der defekten Grauwasser-Leitungen bereits ritualisierten Dump-Vorgang kommen wir knapp vor 11:00 Uhr tatsächlich doch noch vom Campingplatz runter.

Der heutige Auftrag: Die Nordschleife des Yellowstone National Park. Von Madison Junction aus erreichen wir dabei zunächst Mammoth Hot Springs. Einst ein Paradies aus heißen Quellen und Sinterterrassen, verströmen die ehemaligen Kalktuffseen mittlerweile den morbiden Charme eines Kriegsgebiets. Inmitten eines großteils ausgetrockneten Areals aus grauem und braunem Staub erinnern nur vereinzelt noch intakte Becken an den Glanz vergangener Tage. Für ein paar Fotos im mittlerweile immer wieder durchbrechenden Sonnenschein durchaus geeignet, insgesamt aber keine Augenweide mehr. Eher eine Form von Katastrophentourismus.



Sodann geht es weiter Richtung Tower Junction. Die Landschaft ist fantastisch, nur das Wetter könnte besser sein. Wenigstens einige Male ist uns ein Blick auf die sonnenbeschienenen Hügellandschaften vergönnt.



Nicht vergönnt ist uns dagegen unser heutiges Hauptziel: Lamar Valley. Kurz vor Erreichen des Tierbeobachtungsgebiets ist die Straße einfach wegen Straßenarbeiten gesperrt. Keine echte Katastrophe, aber schon sehr ärgerlich. Die gewonnene Zeit wird postwendend in mehrere Partien UNO investiert, die ich auch noch fast alle verliere. Das läuft ja heute.

Wie zum Ausgleich sehen wir sodann innerhalb von nur fünf Meilen auf der Hauptstraße eine Bisonherde, einen Hirsch und sogar einen Bären. Na also, geht doch!


Anschließend düsen wir zurück Richtung Canyon Junction. Weitere Besichtigungen scheiden dabei regenbedingt leider aus. Auf der Passstraße liegt sogar bereits Schnee, was bei Serpentinenfahrten mit Wohnmobil auch eher suboptimal ist.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir gleichwohl bereits unser Übernachtungsziel und können die verbliebene Zeit mit basteln, duschen und Wäsche waschen verbringen. Sophia freut sich riesig über ihre Papp-"Ostsee" und die zahlreichen Schlüpfer, die sie zusammenlegen darf.


So setzt eben jeder andere Prioritäten...

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