Freitag, 9. September 2022

Tag 6 - Junior Rangerin on Tour

Wieder einmal frage ich mich heute Morgen, warum Christoph schon im Morgengrauen hier rumtigert. Ich möchte wirklich gern mal wissen, warum es zu Hause fast unmöglich ist, ihn morgens um 7 zu wecken, während er hier um 5 aus dem Bett hüpft und eine Runde über den Campingplatz spaziert... Jedenfalls lassen wir es heute ruhig angehen, denn außer einer langen Autofahrt steht nicht viel auf dem Programm. Sophia hinterfragt beim Frühstück, warum wir diesen schönen Campingplatz denn verlassen müssen, sie möchte gern hierbleiben. Da wir ähnliche Fragen ("Warum können wir nicht im Wohnmobil bleiben und den ganzen Tag malen und vorlesen?") schon ein paar Mal diskutiert haben, kennt sie die Antwort schon und gibt sie auch gleich selbst zum Besten: "Aber wenn wir im Urlaub immer nur das Gleiche machen wie sonst, dann könnten wir ja auch zu Hause bleiben, stimmt's, Mama? Wir wollen ja ganz viel Neues erleben und entdecken!" Dem ist nichts hinzuzufügen. 

Bevor es aber losgehen kann, fahren wir zum ersten Mal (in diesem Urlaub) an die Dumpstation, um unseren Schwarzwasser- und Grauwassertank zu leeren. Sophia schaut sich alles genau an und ist von dem ganzen Vorgang fasziniert. Bei allen folgenden Toilettengängen an diesem Tag erzählt sie uns fröhlich, was nun mit ihren Ausscheidungen passiert. Tja, gehört eben auch dazu.

Direkt im Anschluss halten wir nochmal am Visitor Center, damit Sophia endlich Junior Rangerin werden kann. Wir überreichen der netten Dame am Tresen unser ausgefülltes Heft, in dem Sophia einige Aufgaben lösen musste. Inhalte waren eher allgemeine Sachen, z. B. was man in einem Nationalpark tun darf und was verboten ist, aber auch Informationen und Aufgaben zu spezifischen Dingen aus dem hiesigen Nationalpark, insbesondere zu den heimischen Pflanzen und Tieren. Das Heft wird jedenfalls in Augenschein genommen und Sophia für ihre Malkünste gelobt, es gibt noch ein paar ergänzende Fragen zu den Sonderaufgaben (in unserem Fall Höhlentour und Gespräch mit einer Rangerin) und dann darf Sophia endlich den Schwur der Junior Ranger aufsagen. Eigentlich soll sie ihn nachsprechen, aber sie traut sich nur, es uns ins Ohr zu flüstern. Die Parkmitarbeiterin ist trotzdem zufrieden - vor allem, als Sophia den zweiten Teil des Schwurs richtig ergänzt, bevor sie ihn überhaupt vorgesagt hat. So bekommt sie ganz feierlich einen schönen Holzanstecker und ist nun offiziell Junior Park Ranger des Great Basin Nationalparks!

Im Anschluss begeben wir uns auf die lange Fahrt in Richtung Ruby Mountains. Landschaftlich wird hier unterwegs nicht allzu viel geboten. Das Spannendste ist noch eine Baustelle, an der ein armer Mitarbeiter in der prallen Mittagssonne steht und sich an ein Stopschild klammert.

Die Straße geht schnurgerade weiter und man sieht etwa 3 Meilen weit nichts. Keine Baustelle, keine Bauarbeiter, keine Fahrzeuge, nichts. Wir warten jedenfalls eine Ewigkeit, bis aus der Gegenrichtung das Pilot Car kommt. Typisch für amerikanische Baustellen: Hier gibt es keine Ampeln, sondern ein Führerfahrzeug, das immer von einer Seite der Baustelle zur anderen fährt, dort die wartenden Fahrzeuge abholt und sie sicher zum anderen Ende der Baustelle bringt. Ob sich das gegenüber der deutschen Variante mit Absperrungen und Ampeln wirklich lohnt, ist fraglich, aber auf jeden Fall tut uns der Kerl leid, der dort nur mit einer Wasserflasche bewaffnet seinen Dienst in der Hitze leistet.

Mittags legen wir einen kurzen Stopp in Ely ein. Zur Vorstellung: Wir bewältigen in zwei Tagen eine Strecke, die etwa so lang ist wie eine Durchquerung Deutschlands von Nord nach Süd, und die größte (und beinahe einzige) Stadt, die wir auf der gesamten Strecke passieren, ist in etwa so groß wie Dahlen. Für uns aber vollkommen ausreichend, wir stocken unsere Vorräte auf und schaffen es sogar ausnahmsweise, dass Sophia ihr Mittagessen gern aufisst und nicht nur widerwillig kostet (Hähnchensterne mit Pommes). Leider ist das Hähnchen auf meinem Burger dafür nicht ganz durchgebraten, aber man kann eben nicht alles haben...

Weiter geht es in Richtung Ruby Mountains und Christoph stellt die scheinbar unverfängliche Frage, ob wir die Interstate für eine Abkürzung verlassen wollen. Ich gebe zu Bedenken, dass wir dieses Jahr mit einem Wohnmobil unterwegs sind, sodass ich zweispurige, geteerte Straßen bevorzuge. Er meint, das müsste schon passen. Natürlich kommt es, wie es kommen musste, und wir stehen kurz vor dem Ziel vor einer 20 Meilen langen Schotterstraße, die wir nicht befahren dürfen und auch nicht befahren wollen. Kurzes Augenrollen und "Ich hab's dir doch gleich gesagt!", dann folgen wir doch weiter der größeren Straße und die Ersparnis an Meilen und Zeit durch die vermeintliche Abkürzung löst sich in Luft auf. (Christoph besteht an dieser Stelle darauf, dass es insgesamt trotzdem noch eine Abkürzung war. Okay, vielleicht haben wir drei Meilen gespart...)

Irgendwann kommen wir aber doch am favorisierten Campingplatz an, den man leider nicht vorab reservieren kann. Es sind zum Glück noch drei Plätze frei und nach kurzem Lagecheck entscheiden wir uns für die Nummer 5, weil sie schön gelegen und lang genug für unser Wohnmobil ist.

Leider lässt unser Nachbar seit unserer Ankunft seinen Generator laufen und das Tuckern nervt ein wenig, aber den wird er schon jeden Moment ausschalten. Immerhin sind draußen angenehme 20 Grad, Tendenz sinkend. Also Klimaanlage oder Heizung sollten aktuell kein Thema sein und wozu braucht man das Ding sonst? Leider hören wir den Lärm immer noch, als wir unser Abendessen draußen genießen (wollen) und auch bei unserem abendlichen Spaziergang über den Campingplatz ist es das einzige störende Geräusch, das wir vernehmen. Selbst als wir nach 21 Uhr einschlafen, läuft das Ding unbeirrt weiter (erlaubt ist eine Nutzung bis 22 Uhr). Der Sinn und Zweck des Ganzen bleibt uns ein Rätsel. Aber möglicherweise schauen ja seine beiden Hunde im Wohnanhänger fern, während er mit seiner Frau draußen bei Lärm und Benzingeruch den Abend genießen will. 

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