Montag, 12. September 2022

Tag 9 - Ein Tag auf dem Mond

Wir wachen heute etwas später auf als sonst, was wohl an dem uns umgebenden Dunst liegt, der den Sonnenaufgang etwas verschleiert. Schon seit zwei Tagen wundern wir uns darüber, haben es aber immer noch nicht geschafft, mal zu recherchieren, ob in der Nähe Waldbrände wüten. Ist auch eigentlich nicht so wichtig... Das Frühstück draußen ist wieder etwas frostig, aber noch schrecken uns die Temperaturen nicht ab. Das wird sich vermutlich in den kommenden Tagen noch ändern. Beim Abwasch fällt auf, dass es in unserem Wohnmobil irgendwie ziemlich stinkt. Nach einigem Suchen entdecken wir, dass es das Wasser vom Abwasch scheinbar durch den Duschabfluss wieder nach oben gedrückt hat, was einen höllischen Gestank verursacht. Kurze Internetrecherche ergibt, dass die Ursachen vielfältig sein können. Wir entscheiden uns, zunächst mal die Dumpstation aufzusuchen und die Tanks zu leeren. Beim Ablassen des Grauwassertanks kommen neben viel Wasser auch Klumpen von scheinbar verklebtem Spülmittel zum Vorschein. Wir vermuten, dass zu viel Spülmittel gepaart mit der nicht gerade hochwertigen Ausstattung im Hinblick auf die Tanks und Rohre der Grund sind. Wir spülen alles nochmal kräftig mit viel Wasser nach und nun ist zumindest erstmal der Gestank verschwunden und das Wasser läuft überall problemlos ab. Hoffen wir, dass es so bleibt!

Wir machen uns weiter auf den Weg in Richtung Norden und sind inzwischen in Idaho angekommen. Die Landschaft wird wieder etwas reizvoller, als der Snake River für fruchtbares Land sorgt. Wir sehen viele Farmen und ich kann unterwegs endlich wieder schöne Häuser angucken - seit zweieinhalb Jahren eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Am frühen Nachmittag kommen wir im Craters of the Moon National Monument an, unserem Tagesziel für heute. Bereits einige Meilen vorher häufen sich schwarze Lavabrocken am Straßenrand und bilden bald schon ein riesiges Lavafeld, das etwas surreal wirkt.


Ich darf mir von Christoph natürlich wieder was anhören, als ich das Eingangsschild verpasse, das ich niemals als solches erkannt hätte, aber das holen wir morgen nach.

Wir begeben uns erstmal zum Campingplatz, da wir diesen nicht vorbuchen konnten und daher jetzt darauf hoffen, dass noch Plätze verfügbar sind. Da wir schon so früh da sind, ist das zum Glück kein Problem und wir finden eine schöne Site. Am Abend ist der Platz voll. Übrigens ist das der letzte Campingplatz, der nicht vorab buchbar war. Was das angeht, wird der Rest des Urlaubs also etwas entspannter, da alle Übernachtungsplätze bereits reserviert sind. Wir machen noch einen schnellen Abstecher ins Visitor Center, um uns nach den Höhlen zu erkundigen und das Heft für den nächsten Junior Ranger mitzunehmen.

Dann begeben wir uns auf die Rundfahrt durch den Park, der mit den vielen Lavabrocken und riesigen Aschekegeln wirklich an eine Mondlandschaft erinnert. Wir machen eine kleine Wanderung auf einen der hohen Krater und bestaunen von oben die Aussicht in denselbigen und auf die umliegenden Lavafelder. Sophias Motivation lässt zunächst etwas zu wünschen übrig und generell ist der Tag etwas zäh. Eine Banane und einen Müsliriegel später und mit der Aussicht auf eine Höhlenbegehung sieht die Welt aber schon wieder viel besser aus. Um die Einfuhr einer tötlichen Krankheit für die hiesigen Fledermäuse zu vermeiden, dürfen wir in den Höhlen keine Sachen tragen, mit denen wir zuvor bereits in anderen Höhlen waren. Wir versuchen wirklich, alles umzusetzen bis hin zum Abnehmen sämtlichen Schmucks und der Desinfektion unserer Brillen. Ich vermute aber, dass wir die einzigen sind, die die Vorgaben derart ernst nehmen.

Die Höhlen selbst unterscheiden sich grundlegend von der Höhle, die wir vor einigen Tagen im Great Basin Nationalpark besucht haben. Dort gab es asphaltierte Wege, Türen, Lichter und den guten Mark, der uns während der Tour alles erklärt hat. Hier kann man die Höhlen selbst erkunden und sie befinden sich noch in ihrem natürlichen Zustand. Genau genommen handelt es sich um ehemalige Lavaströme, die irgendwann erloschen sind und dabei unterirdische Gänge gebildet haben. Öffnungen ergeben sich dann, wenn Teile dieser Gebilde einstürzen. Das bedeutet für die Besucher, dass man über jede Menge Lavabrocken und Geröll nach unten und auch durch die Höhlen klettern muss. Das ist auf jeden Fall ein Abenteuer und Sophia ist begeistert, dass sie dort rumkraxeln kann und vor allem, dass sie die Stirnlampe tragen und uns führen darf.

Danach machen wir erstmal einen Zwischenstopp am Campingplatz für eine Runde Brettspiele, Ausfüllen des Junior-Ranger-Hefts und Abendessen.


Gegen Abend fahren wir nochmal einen zuvor verpassten Aussichtspunkt an und nehmen anschließend die Besteigung des größten Aschekegels in Angriff, den wir am Nachmittag aufgrund mangelnder Parkmöglichkeiten auslassen mussten. Das hat allerdings den Vorteil, dass wir inzwischen alle wieder fit sind und vor allem den Cinder Cone fast für uns allein haben. Wir genießen die Aussicht von oben bei langsam untergehender Sonne und Sophia ist schon wieder in die Vorbereitungen einer imaginären Hochzeit vertieft.



Zurück auf dem Campingplatz gibt es noch eine Portion Obst und Schokomandeln für alle und während wir draußen sitzen und die Dämmerung hereinbricht, entdecken wir eine Fledermaus, die über uns durch den noch roten Abendhimmel flattert. Und kurz darauf noch eine. Und noch eine. Es ist das Highlight des Tages für Sophia, die sich schon den ganzen Nachmittag über immer und immer wieder erklären lässt, wie Fledermäuse sich orientieren, wenn sie doch kaum etwas sehen können. So sitzen wir bestimmt eine halbe Stunde draußen auf der Bank und beobachten, wie einzelne Fledermäuse über uns und auch knapp an uns vorbei fliegen. Sophia setzt ihre Beobachtungen noch im Wohnmobil am Fenster fort, bis es zu dunkel ist. Die kleine Junior Rangerin nimmt ihren Job, die Pflanzen- und Tierwelt zu erkunden, eben sehr ernst. 

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