Da der Wetterbericht für den frühen Morgen lediglich partielle, dann aber immer stärker werdende Bewölkung vorhergesagt hat, verlasse ich bereits gegen 7:00 Uhr das Wohnmobil in der Hoffnung wenigstens einmal einen Blick auf die Grand Tetons erhaschen zu können. Das klappt glücklicherweise zumindest zum Teil.
Gegen 8:30 Uhr kann ich dann meine Mitreisenden zum Aufstehen bewegen, was bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt zugegebenermaßen etwas Überwindung erfordert. Anschließend gehen wir nochmal zusammen zum Ufer des Jackson Lake, was Sophia aufgrund der dort befindlichen bunten Steine außerordentlich gut gefällt.
Sodann beginnt Lisas verzweifelte Jagd nach dem verlorenen Elch, für die ich am vergangenen Abend nicht weniger als vier Elch-Super-Spots im Park herausgesucht habe. Lisa fährt nacheinander jeden dieser Orte an, springt aus dem Wohnmobil und entschwindet sodann im Gebüsch. Was dann passiert, kann ich nur erahnen, weil ich mit Sophia unterdessen im Wohnmobil ein Medley der besten Mutmachlieder für Kinder ("Ich bin ein Zahnarzt und ich bin cool drauf" gefolgt von "Autsch, autsch, aua, aua") interpretiere. Ich vermute indes, dass Lisa mit wackelndem Gesäß und elchische Brunftlaute imitierend das Unterholz nach diesen bemitleidenswerten Geschöpfen durchpflügt. Jedenfalls kehrt sie stets nach etwa fünf Minuten mit einem Blick zurück, der weitere Nachfragen zum Erfolg ihrer Mission verbietet. Gegen 11:30 Uhr wird die Spezialoperation schließlich mit dem Ergebnis für beendet erklärt, dass wohl alle Elche im Park entweder verstorben oder während der Trump-Administration des Landes verwiesen worden sind.
Daher begeben wir uns zum Zwecke der eidlichen Bekräftigung des vierten Junior-Ranger-Titels zum nahegelegenen Visitor Center in der Ortschaft "Moose" (!), dessen lebensgroßer Bronze-Elch die Stimmung nur dezent hebt. Sophia gelingt es dafür erfreulicherweise, unter lautstarker Voranstellung meiner gestrigen Motivationshilfe ("Die versteht ja eh nicht, was ich sage!") die Eidesformel in verständlicher Lautstärke zu wiederholen.
Anschließend geht es aufgrund der wetterbedingten Planänderung auf große Fahrt. Über 200 Meilen trennen uns von unserem heutigen Tagesziel, die wir in der Folge singend und spielend bewältigen werden. Gut angelegte 2,99 EUR lassen Sophia etwa zwei Stunden lang in einem Spiel versinken, in dem hässliche Dinosaurier alle 10 Sekunden "Bibi Bibi" rufen oder infantile Quietschlaute von sich geben. Im Übrigen spielt sie vornehmlich mit ihren Tonie-Figuren, die aufgrund von Nichtigkeiten zunächst in handfeste Streitereien geraten und sich bald schon in einem Kampf auf Leben und Tod wiederfinden.
Unterbrochen wird der wilde Ritt lediglich von einem Großeinkauf und einem späten Mittagessen bei Applebee's, wobei die dortige Auswahl einigen Einschränkungen unterliegt. So teilt uns die Kellnerin nach Aufnahme unserer Bestellung mit, dass die von uns georderten und überhaupt alle Softdrinks aus seien, sie uns aber stattdessen die von Sophia gewählte Kinder-Schokomilch empfehlen könne, was wir dankend ablehnen. Die zur Nachspeise aufgegebene Bestellung von Schokokuchen mit Vanille-Eis wird hingegen anstandslos entgegengenommen, indes 10 Minuten später ohne Eis serviert. Auf meine Nachfrage zum fehlenden Eis erwidert die Kellnerin, dass gerade keins da sei, sie uns aber stattdessen "Gummy Sharks" anbieten könne, was wir zunächst irritiert ablehnen, angesichts Sophias nach unten hängender Mundwinkel dann aber doch akzeptieren. Nach etwa 15 Minuten kommt sie dann tatsächlich mit zwei blauweißen Gummitier-Fischen zurück, die sie meiner Vermutung nach einer soeben im benachbarten Walmart erworbenen Gummitier-Packung entnommen haben muss. Sophia zeigt sich gleichwohl hocherfreut und lässt beide Haie in ihrem Schlund verschwinden.
Gegen 19:00 erreichen wir dann glücklicherweise unseren Campground am Flaming Gorge Reservoir, suchen uns eine schöne Site aus, beobachten die allgegenwärtigen Gabelböcke und genießen die letzten Minuten des Sonnenuntergangs.
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