Mittwoch, 14. September 2022

Tag 11 - Der Beliebtpark

Am bislang kältesten Morgen erwachen wir wie üblich bei Sonnenaufgang, wobei wir bereits seit Tagen diskutieren, wann genau die Sonne als aufgegangen gilt. Bei mir ist das, sobald ich die Sonne von meinem aktuellen Standpunkt aus tatsächlich am Himmel sehen kann; für Christoph hingegen ist die Sonne schon aufgegangen, wenn der Himmel erleuchtet ist, die Sonne aber noch eine halbe Stunde braucht, bis sie hinter der nächsten Bergkette auftaucht. Egal wie, es ist eigentlich früh genug und wie gesagt ziemlich frisch, wir hatten nachts ca. 0 Grad draußen. Im Wohnmobil ist es noch erträglich und Sophia, die aufgrund der Kälte nicht oben im Alkoven, sondern unten auf der ausgeklappten Couch geschlafen hat, hat die Nacht auch gut überstanden. Nur das Aufstehen fällt bei der Kälte schwer und das Frühstück verlegen wir bis auf Weiteres nach drinnen. 

Wir fahren anschließend zum Grand Canyon of the Yellowstone, den wir in der Morgensonne von mehreren Punkten aus bestaunen. Zunächst erwandern wir auf zwei kurzen aber steilen Strecken die Lower und Upper Falls - zwei Wasserfälle, herrlich anzusehen. Sophia ist auch ganz fasziniert. 

Auch die tollen gelben Steine, denen der Yellowstone Nationalpark seinen Namen verdankt, können wir hier bereits bestaunen. Wir steuern noch mehrere Viewpoints an, von denen aus man wunderschöne Ausblicke in den Canyon genießen kann. 

Die Temperaturen sind innerhalb von etwa einer Stunde von Wir-brauchen-unsere-dicken-Jacken auf Wo-sind-die-kurzen-Hosen geklettert und bislang war der Aufenthalt in diesem sehr beliebten Park auch bezüglich der Besucherzahlen erträglich. Mit dem Ansteuern des nächsten Ziels, dem Midway Geyser Basin, ändert sich das leider schlagartig. Viel zu viele Menschen, alle Parkplätze restlos überfüllt. Wir parken beängstigend schief am Straßenrand und bestaunen die Grand Prismatic Spring zusammen mit tausenden anderen Schaulustigen. 

Uns allen dreien ist das irgendwie zu viel, wir verschieben die kleine Wanderung zum Overlook auf die Quelle (wäre ohnehin weit und breit kein Parkplatz zu finden gewesen) und fahren weiter zu einer der Hauptattraktionen, dem Geysirbecken rund um den Old Faithful. Dieser bricht auch zuverlässig aus, kurz nachdem wir angekommen sind, und Sophia ist total enttäuscht, als wir anschließend weitergehen wollen. Sie hatte sich unter einem Ausbruch wohl etwas anderes vorgestellt als Wasser und viel Dampf und denkt daher, dass wir das Spannendste nun verpassen. Nachdem das geklärt ist und Christoph wieder einmal bereit ist, bei einer ihrer Fantasiegeschichten mitzuwirken, wird aus dem kleinen Spaziergang eine längere Wanderung und wir grasen fast das gesamte Becken ab. Je weiter wir uns dabei vom Visitor Center entfernen, desto mehr verlaufen sich auch die Menschenmassen und es wird ein richtig toller Nachmittag bei bestem Wetter. 

Auf dem Weg zum Campingplatz erstehen wir noch das nächste Junior-Ranger-Booklet und Sophia ist wieder total begeistert. Die Aufgaben sind dieses Mal etwas schwieriger, u. a. muss sie entscheiden, welche Dinge es hier im Nationalpark nur aufgrund des Supervulkans gibt und welche es auch ohne Lava unter der Erde gäbe. Sie macht das richtig gut und erklärt zum Beispiel bei der Frage nach Blumen: "Nee, Blumen gibt's doch auch bei uns zu Hause und da ist keine Lava!" Es ist so niedlich! Generell ist sie gerade voll in der Warum-Phase angelangt (was Christoph freut und mich gerne mal nervt), sodass wir aktuell wirklich alles erklären müssen. Auch, was das Wort "beliebt" bedeutet. Kurzerhand erklärt sie dann den Yellowstone Nationalpark zum "Beliebtpark", was unsere heutigen Erfahrungen wieder einmal bestätigen. Aber man kann es den Leuten auch nicht verübeln, wir sind ja auch nicht ohne Grund hier... 

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