Mittwoch, 28. September 2022

Tag 25 - Narumol

8. Gastbeitrag:

Nach einem überraschend kühlen Frühstück begeben wir uns heute einmal zu Fuß zum Trailhead, der sich praktischerweise in unmittelbarer Nähe unserer Übernachtungstätte befindet. Während der Durchquerung des Campingplatzes treffen wir erst auf einen dicken Truthahn, dann auf einen frechen Hirsch, der uns zunächst den Weg versperren will, sich dann aber in Folge meiner eleganten Pirschversuche doch glücklicherweise umentscheidet.
Anschließend kämpfen wir uns zahlreiche Serpentinen nach oben Richtung Cohab Canyon. Unglücklicherweise hat Sophia ihren Nörgeltag und an allem etwas auszusetzen. Erst ist es ihr zu heiß, ohne Jacke dann zu kalt, dann zu anstrengend und ohnehin ist alles doof. Nach einem gepflegten väterlichen Anschiss, gefolgt von mütterlichem Trost läuft sie dann aber den Rest des Weges als glücklicher Berglöwe weiter.


Der Pfad schlängelt sich zunächst durch den namensgebenden pittoresken Canyon und führt anschließend zu zwei feinen Aussichtspunkten. Durchaus empfehlenswert und auch nicht allzu überlaufen.




Nach unserer Rückkehr kaufen wir zwei sehr leckere Küchlein im zum Park gehörenden Gifford House und vertilgen diese binnen weniger Minuten. Anschließend entspannen wir aufgrund der hohen Temperaturen erst einmal für zwei Stunden auf unserem idyllischen Campingplatz. Unglücklicherweise besteht der Großteil meiner Entspannungsphase indes darin, das kitschige Bild einer Meerjungfrau nach konkreter Anweisung zu colorieren.

Sodann düsen wir ins Visitor Center, holen das Junior-Ranger-Booklet ab und erfahren, dass die Straße zum für morgen angepeilten Wanderweg geschlossen ist. Der auf alle Fragen mit den Schultern zuckende Ranger ist da keine große Hilfe. Immerhin kann das freie WiFi am Visitor Center für Planänderungen genutzt werden.

Danach starten wir am späten Nachmittag noch eine kurze, aber durchaus stolperträchtige Wanderung zur Hickman Bridge, während der Sophia und Bodo-Marika unter Präsentation ihrer Wildnis-Kenntnisse um das Amt des besten Junior Rangers wetteifern.



Bei Rückkehr zu unserer Campsite müssen wir leider feststellen, dass diese bereits von einem weißen Pkw blockiert wird. Da anzunehmen ist, dass dieser zu der völlig verpeilten Rentner-Community auf der benachbarten Groupsite gehört, stapfe ich hinüber und weise auf den Missstand hin, worauf sich die Missetäterin auch sofort zu erkennen gibt. Leider Gottes bleibt mein Erscheinen auch der Stimme des Teufels nicht verborgen, die uns bereits gestern aus einiger Entfernung die Ohren bluten ließ. Wie aus dem Nichts hechtet von links eine asiatisch-stämmige Mitcamperin aus dem Rentnerpulk und kreischt wie eine heisere Harpye mit Stimmenverzerrer immer wieder stakkatoartig "Fiffti-Fo, fiffti-fo". Für Trash-TV-Liebhaber: Der Klang ist in etwa mit der Stimme Narumols aus der berühmten Landwirt-Dating-Show vergleichbar, soweit diese schreiend ein Megafon an meinem Ohr benutzen würde. Völlig irritiert ob dieser trommelfellzerreißenden Darbietung gelingt es mir unter Aufbietung meiner verbliebenen Kräfte, darauf hinzuweisen, dass unsere derzeit blockierte Campsite die Nummer 53 trägt, aber Narumol hört einfach nicht auf die immer gleichen Laute zu kreischen. Zum Glück folgt mir nunmehr die sich als Fahrerin bekennende Camperin und parkt nach kurzer Überprüfung des Offensichtlichen ihr Fahrzeug kurzerhand auf eine andere fremde, derzeit unbesetzte Site um, während ich Narumol aus einiger Entfernung noch immer zetern höre. Dankenswerter Weise sind die Rehe hier offensichtlich taub, denn sie lassen es sich trotz des Geschreis nicht nehmen, uns anschließend doch noch zum Abendbrot zu beehren. 


Traumhaft!

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