Der Weg führt mal wieder über Stock und Stein und dieses Mal auch Bahnschienen. Das Regenwetter vom Vortag hat sich wie versprochen verzogen und so wandern wir gemütlich in der Morgensonne.
Kurze Kletterpassagen an einer Kette und über eine Leiter gibt es auch, die Sophia mit Bravour meistert. Unterwegs denkt sie sich heute dann auch passend eine Geschichte über Affen aus, da wir ja so viel klettern müssen. Sie ist die Affenkönigin, ich bin Anna Schöne-Affenblume und Christoph ist natürlich Lugh, der Affenkönig-Kletteraffenkönig (ja, irgendwie ist er ein Doppelkönig). Den Arch selbst können wir dann im Vormittagslicht bestaunen und so macht er eine noch bessere Figur, als wir das bislang gesehen haben. Klasse!
Wir haben auch Glück, dass wir recht entspannt eine ausgiebige Pause im Schatten der benachbarten Felswände machen können, da bislang kaum Leute unterwegs sind. Und viele von denen, die nach uns kommen, haben offensichtlich keinen Blick dafür, von welcher Seite sich so ein Felsbogen zu bestaunen lohnt und kehren daher wieder um, bevor sie ihn durchquert haben. Glück für uns! Während wir auf dem Rückweg sind, wird es merklich voller und wir sind echt froh über die Entscheidung, so früh aufgebrochen zu sein. Sophia ist wie immer der Star und wird an den schwierigen Stellen regelmäßig von den Umstehenden angefeuert und bejubelt. Auch Kommentare wie "Wow, sie lässt mich echt alt aussehen!", "Wenn sie das geschafft hat, muss ich es jetzt ja auch schaffen!" oder auch "Und sie hüpft sogar noch fröhlich über den Weg..." begleiten uns hier auf jeder Wanderung.
Kurzer Zwischenstopp in Moab für ein frühes Mittagessen und den Kauf frischer Donuts. Die Lokalität, die Christoph für unser Mittagessen ausgesucht hat, ist laut, voll, sehr hektisch und wird offensichtlich von ehemaligen Gefängnisinsassen geführt. Natürlich wissen wir nicht, welchen beruflichen oder sozialen Hintergrund die Angestellten dort tatsächlich haben, aber sie erfüllen wirklich ausnahmslos jedes Klischee, das man aus Filmen und Serien dafür im Kopf hat. Christoph vertreibt sich daher die Zeit damit, den einzelnen Personen passende Namen wie Tiny the Weasel oder Bobby Two Finger zu geben, ich beobachte derweil einen Unfall auf dem Parkplatz und selbst Sophia merkt irgendwann an, dass ihr das alles zu laut ist. Also begeben wir uns lieber zurück in die Natur in den Arches National Park. Beim Fotografieren des Eingangsschildes begegnen uns bereits die ersten planlosen Touristen, die verwirrt vor der Hinweistafel stehen und die seit einigen Monaten geltenden Zutrittsbeschränkungen wohl zum ersten Mal zur Kenntnis nehmen. Wer keine Buchung für den Campingplatz oder andere Aktivitäten im Park vorweisen kann, muss sich vorab ein Onlineticket besorgen, das zum Einlass zu einer bestimmten Uhrzeit berechtigt. Damit sollen die wahnsinnigen Besucherströme besser koordiniert und über den Tag verteilt werden, was nach unserer ersten Einschätzung ganz gut funktioniert. Da nimmt man die Wartezeit von einer knappen halben Stunde am Eingang gern in Kauf.
Am Visitor Center nehmen wir noch schnell das Junior-Ranger-Booklet mit und steuern dann zunächst einzelne Viewpoints und Spaziergänge an. Das Büchlein wird sofort benutzt, um Sophia die typischen Begrifflichkeiten wie Arch, Fin, Balanced Rock und Butte zu erklären. Die Parkplätze sind noch nicht heillos überfüllt und häufig findet sich selbst für unser großes Wohnmobil ein Platz, was wir auf die Timed-Entry-Tickets zurückführen. Viele Menschen sind natürlich trotzdem unterwegs, aber dafür ist das Wetter mit einigen fluffigen Wolken und einem erfrischenden Lüftchen perfekt.
Am Sand Dunes Arch gefällt es Sophia besonders gut, da der seinem Namen entsprechend mitten im Sand liegt. So verweilen wir hier eine ganze Weile in der schattigen Felsspalte, malen im Sand und Sophia powert sich bei geschätzten 350 Eselssprüngen richtig aus. Leider gelingt mir trotz zahlreicher Versuche kein passables Foto ihrer akrobatischen Darbietung. Bei Christoph hat es hingegen beim ersten Versuch geklappt. Zum Glück, denn im Gegensatz zu seiner Tochter hätte er sicher nicht noch mehr Sprünge geschafft.
Wir fahren erstmal auf unseren Campingplatz, wo wir uns ein tolles Plätzchen reserviert haben mit sehr privatem Picknicktisch, jeder Menge Sand und den hohen Felsrücken zum Klettern direkt hinter unserem Platz. Wir stärken uns kurz und dann wird weiter geklettert. Es ist einfach herrlich und total entspannt. Christoph will noch den Skyline Arch erklettern, was nur vom Campingplatz aus möglich ist. Auf dem offiziellen Weg kann man ihn nur von der anderen Seite und nur von unten bestaunen. Im Abendlicht leuchtet er richtig toll und der Genuss kommt für mich nur deshalb etwas kurz, weil es auf der anderen Seite ganz schön tief runter geht...
Zu guter Letzt betrachten wir von den Felsen direkt hinter unserem Schlafplatz aus den Sonnenuntergang. Nahezu perfekt - wenn wir nicht mal wieder den einzigen Generatornutzer auf dem gesamten Campingplatz direkt gegenüber hätten, der mit dem nervigen Gebrumme dezent die romantische Abendstimmung stört.
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